Religion
Die Hamburger Bildungspläne enthalten Anknüpfungspunkte für Europa-Bildung im Problemfeld "Wechselseitige Erschließung religiöser Traditionen und lebensweltlicher Erfahrungen":
"Der Religionsunterricht macht die Schülerinnen und Schüler mit wesentlichen Inhalten des Christentums, des Protestantismus, des Katholizismus und der Orthodoxie, aber auch des Judentums, des Islams und des Buddhismus sowie ggf. auch anderer Religionen in ihrer inneren Differenziertheit bekannt. Dabei müssen die Traditionen der Religionen und Weltanschauungen in einen wechselseitigen Erschließungszusammenhang mit den lebensweltlichen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler gebracht werden. In der exemplarischen Beschäftigung mit Elementen religiöser und weltanschaulicher Traditionen sind die in ihnen enthaltenen Angebote existenzieller Selbstvergewisserung und Möglichkeiten ethischer Orientierung zu erschließen sowie auf die damit verbundene Sprachfähigkeit zu achten. Ein besonderer Stellenwert kommt der theologischen Begründung der Menschenwürde zu. Bei der Auswahl der religiösen Traditionen ist zu berücksichtigen, dass im Kontext der europäischen Geschichte und Kultur ebenso wie im Blick auf die gegenwärtige gesellschaftliche Wirklichkeit auch bei didaktisch angemessener Wahrnehmung religiöser und weltanschaulicher Vielfalt der Begegnung und Auseinandersetzung mit christlichen Überlieferungen und Glaubensäußerungen besondere Bedeutung zukommt."
(Bildungsplan Stadtteilschule und Gymnasium, 2011)
Titelblatt des Programms Feb - Aug 2012 des Pädagogisch-Theologischen Instituts Nordelbiens
Interkulturelle Orientierung lehnt jeden Absolutheitsanspruch und jeden unbedingten Gültigkeitsanspruch einer Ordnung ab. Religiöse Erfahrungen sind kultur- und kontextgebunden. Dies widerspricht massiv den Zeugnissen religiöser Menschen, die ihre Begegnung mit dem Göttlichen stets als absolut und unkonditioniert erfahren haben. Wo die Philosophie gefragt ist, kann sie auf eine kritische Prüfung der Geltungsansprüche (...) nicht verzichten und steht daher in einem Spannungsverhältnis zu beiden.
Quelle: Jürgen Hengelbrock: Religion und Philosophie. Interkulturelle Fragen, Interkulturelle Bibliothek Band 71, Nordhausen 2009.
"The Parliamentary Assembly forcefully reaffirms that each person’s religion, including the option of having no religion, is a strictly personal matter. However, this is not inconsistent with the view that a good general knowledge of religions and the resulting sense of tolerance are essential to the exercise of democratic citizenship."
COE Council of Europe: Recommendation 1720 (2005) – Education and religion
Die Hamburger Bildungspläne für das Fach Religion lassen mit dem Konzept des Dialogischen Religionsunterrichts viel Spielraum für europäischen interkulturellen Dialog und Diskussion. Eine Akademie der Weltreligionen (Hamburg) ist gegründet und verfolgt folgende Ziele: Die Akademie der Weltreligionen soll eine universitäre Ausbildung in islamischer Theologie, jüdischen Studien und den Theologien anderer Religionen sowie Buddhologie ermöglichen und die Forschung in diesen Religionen weiter stärken. Der Dialog der Religionen - auch unter Einbeziehung des Christentums - wird in Lehre und Forschung fest etabliert.
Quelle: Akademie der Weltreligionen Hamburg
Gotthold Ephraim Lessing: Toleranz – Glaube – Religion – Freiheit – Freundschaft – Begegnung der Kulturen... Die berufliche Schule Uferstraße hat zu den Hamburger Lessingtagen ein Projekt veranstaltet.
Lessing Denkmal auf dem Hamburger Gänsemarkt.
Quelle: www.denkmalhamburg.de/lessing-denkmal-auf-dem-gaensemarkt/lessing-denkmal-01/#image-attachment-anchor
Europäischer Tag der jüdischen Kultur
jeweils am 1. Sonntag im September
www.tagderjuedischenkultur.de/
Besonders häufig wird gerade von Pädagogen die Forderung gestellt, Muslime müssten erst einen „europäischen Islam“ entwickeln, der mit den Werten der europäischen Aufklärung vereinbar sei. Es gehe darum, „den Koran nach Europa zu holen“. Dies erfordert ein hermeneutische Lektüre des Korans und seine historisch-kritische Erforschung. Eine Form der „nachholenden Revolution“ (so der Philosoph Jürgen Habermas zu den Ereignissen 1989), ähnlich wie es christliche Theologen seit dem 19. Jahrhundert in Europa mit der Bibel tun. Das bedeutet, den Koran aus dem Kontext seiner Zeit heraus zu verstehen, ihn zu historisieren und damit in gewisser Weise auch zu entmythologisieren. Bei den Menschen, die diese Forderung vortragen, wird allerdings übersehen, dass dieser Prozess erstens schon läuft, in islamischen Ländern und in innerislamischen Diskursen. Eine Erschließung des Projekts „Corpus Coranicum“ (M 1) für die Unterrichtspraxis ist daher perspektivisch sehr wünschenswert.
An der Frage nach einem Gottesbezug in der EU-Verfassung hat sich in den letzten Jahren viel politischer Streit entzündet. Von konservativer Seite wurde der fehlende Bezug des Verfassungsentwurfs auf die christlichen Wurzeln Europas kritisiert. Die Forderung nach einem Gottesbezug in der Präambel der Verfassung, die vor allem katholisch geprägte Länder wie Polen, Irland und Italien vertreten hatten, wurde auch von der römisch-katholischen Kirche und dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bekräftigt. Dagegen hatte Frankreich, das traditionell großen Wert auf die Trennung von Kirche und Staat legt, eine Aufnahme des Gottesbezugs in die Präambel abgelehnt und eine Kompromissformulierung durchgesetzt, die nur allgemein auf die „kulturellen, religiösen und humanistischen Überlieferungen Europas“ Bezug nimmt.
(aus: Wikipedia: Vertrag über eine Verfassung für Europa, Januar 2010).