Schulzeitpartitur
Eine Schulzeitpartitur betrachtet eine schulische Aufgabe aus der Perspektive des Bildungsganges einer Schülerin/eines Schülers im zeitlichen Ablauf. Die Abbildung zeigt eine solche Schulzeitpartitur aus einer japanischen Schule. In den einzelnen Feldern der Tabelle ist eingetragen, wie die Aufgabe Umwelt-Bildung in den einzelnen Fächern in den zwölf Monaten eines Schuljahres bearbeitet wird. Die meisten Leserinnen und Leser werden die Tabelle nicht lesen können. Dies ist auch nicht notwendig. Die Abbildung soll als Anregung dienen, auf einem pädagogischen Tag oder in einer schulischen Steuergruppe das Thema Europa-Bildung entsprechend abzubilden, um fächerübergreifende Bezüge und Lücken zu identifizieren und die Nachhaltigkeit zu stärken.
Europa-Bildung stellt sich als Aufgabe auf allen Ebenen schulischer Arbeit (vgl. KMK-Empfehlung 2009):
– in den einzelnen Fächern
– im Schulleben
– in den außerschulischen Kooperationen (Projekte)
– in der Interaktion und Kommunikation innerhalb der Schulgemeinschaft („Methoden“), wie sie ein Schulklima bilden
Entsprechend diesen Ebenen ist diese Handreichung aufgebaut.
Europa-Bildung ist eine Aufgabe aller Schulfächer. Dennoch wissen wir aus der Praxis, dass eine Aufgabe, für die alle zuständig sein sollen, im Alltag leicht unter den Tisch fällt. Es ist deshalb sinnvoll, affine Fächer als sog. Ankerfächer auszuweisen. Für Europa-Bildung können das die Fächer Geographie, Geschichte und Politik-Gesellschaft-Wirtschaft (PGW) sein. In den Hamburger Primarschulen und in der Stadtteilschule wird diese Fächergruppe als Lernbereich Gesellschaftswissenschaften integriert unterrichtet. Im Bundesland Bremen wird die Fächergruppe – bilingual – unter der Bezeichnung European Studies (Sekundarstufe I) bzw. World Studies (Sekundarstufe II) geführt. Eine Anregung, die Hamburger Schulen in der Profilbildung aufgreifen könnten.
Die Arbeit an einer europazentrischen Bildungungstheorie hat gerade in Hamburg eine lange und bedeutsame Tradition. Der Erziehungswissenschaftler Wilhelm Flitner, Ordinarius für Pädagogik an der Universität Hamburg von 1928 bis 1954, hat, als 1936 die Lehrerausbildung von der Universität abgezogen wurde, sich dem kulturwissenschaftlichen Arbeitsgebiet „Europäische Lebensformen“ zugewandt.
„Der Lebensraum des europäischen Menschen ist mit monumentalen Erinnerungszeichen der 'Freiheit' abgesteckt. ( …) Kampf um Libertät scheint der Hauptinhalt europäischer Geschichte, soweit man sich ihr öffentlich erinnern will. In welchem Sinne sie auch immer gemeint wird: Freiheit ist das höchste politische Gut des modernen Menschen.“
(Wilhelm Flitner: Europäische Gesittung. Ursprung und Aufbau abendländischer Lebensformen. Zürich/Stuttgart: Artemis 1961, S. 11)
Schulzeit-Partitur mit "guten Orten" für einen Europa-Bildungsgang
„Meine Europa-Schule“: studentische Visiona
Texte und Visionen Hamburger Lehramtsstudierender (2008/2009, UHH)
Galileo Galilei Euro Campus: Julia Sammoray
Europaschule Hamburg-Harburg: Sarah Asendorf
Eine Welt Schule: Martin Asbahr
Kopernikus Schule: Maja Appelt
Europaschule Hamburg Nord-Ost: Kathrin Quitnat
Die Europaschule Hamburg Nord-Ost stellt sich vor
(Kathrin Quitnat, Lehramtsstudierende UHH)
Porträt
Die Europaschule Hamburg Nord-Ost, kurz EHNO, soll die Aufgabe haben, die Annäherung der europäischen Völker und Staaten sowie die Neuordnungen ihrer Beziehungen bewusst zu machen. Sie soll dazu beitragen, dass in den heranwachsenden Generationen ein Bewusstsein europäischer Zusammengehörigkeit entsteht.
Neben dem Anspruch, eine Europaschule zu sein, ist die EHNO schon deshalb besonders, weil sie eine der wenigen Schulen ist, die von der 1. Klasse bis zum Abitur durchgängig ohne Schulwechsel besucht werden kann. Gemäß der in Hamburg neu eingeführten Struktur der Schulen, besteht die Europaschule Hamburg Nord-Ost aus einer Primarschule mit den Klassenstufen 1–6, sowie einer Stadtteilschule ab Klasse 7. Das Positive an der EHNO ist, dass sich Primarschule und Stadtteilschule in einer gemeinsamen Schule wiederfinden und die Schüler so ihre Lernumgebung nach der sechsten Klasse nicht verlassen müssen. So können die Grundschul-Kinder von den Großen profitieren. Viele ältere Schüler übernehmen Patenschaften für kleinere. Sie helfen ihnen, sich an der Schule wohlzufühlen, begleiten sie und lernen mit ihnen.
Des Weiteren ist die Europaschule Hamburg Nord-Ost eine offene Ganztagsschule. „Offene Ganztagsschule“ bedeutet, dass die Teilnahme an den Nachmittagsangeboten freiwillig ist. Wer sich aber für Kurse oder ganze Nachmittage angemeldet hat, muss für ein Halbjahr dabeibleiben. Es gibt die Möglichkeit, im Spieleraum oder draußen zu spielen, im Leseraum zu lesen, sich Bücher auszuleihen oder eines der vielseitigen Kursangebote, die sich in erster Linie auf die Bereiche „Sprachen“ und „Europa“ beziehen, zu nutzen. Auch gibt es Angebote für Schülerinnen und Schüler, die besondere Begabungen oder eine besondere Leistungsbereitschaft zeigen, bzw. Angebote für jene Kinder, die einen speziellen Förderunterricht erhalten sollen.
Die Leistungsanforderungen werden an der Europaschule Hamburg Nord-Ost, anders als im gegliederten Schulsystem, nicht von Anfang an auf einen bestimmten Schulabschluss gerichtet, sondern schrittweise den individuellen Fähigkeiten und Interessen der Kinder angepasst.
Leistungsdifferenzierung findet in allen Stufen der Sekundarstufe I (von 7–10) statt. In den Klassen 7 und 8 soll diese Differenzierung noch auf freiwilliger Basis erfolgen. Leistungsschwächere Kinder bekommen am Nachmittag besondere Kurse angeboten, in denen der nicht verstandene Unterrichtsstoff mit Nachhilfelehrern und engagierten Oberstufenschülern wiederholt und nachträglich ein weiteres Mal erklärt wird. Dafür haben leistungsstarke und besonders interessierte Schüler die Möglichkeit, AGs zu besuchen, in denen ihre Neigung noch weiter ausgelebt werden kann.
Ab Jahrgang 9 werden die Klassen neu gebildet auf Grundlage der Abschlussprognose und des Lernprofils der einzelnen Schülerinnen und Schüler. Es gibt dann in der Regel einen „Grundkurs“, in dem Schülerinnen und Schüler gezielt auf den Hauptschulabschluss vorbereitet werden. Weiterhin gibt es, je nach Bedarf, einen oder zwei „Erweiterungskurse“, über die alle Abschlüsse erreichbar sind. Und es gibt, wieder nach Bedarf, einen oder zwei „Leistungskurse“, die gezielt zur gymnasialen Oberstufe führen.
Leitbild
Alle am Schulleben Beteiligten können nur gut miteinander auskommen, wenn sie sich gegenseitig achten. Unabhängig von Größe, Stärke, Geschlecht, Nationalität oder Religion, soll jeder das Recht darauf haben, anerkannt zu werden. Wichtig ist darüber hinaus, dass jeder bereit ist, einmal getroffene und noch geltende Vereinbarungen zu respektieren und konsequent zu befolgen. Regeln sind Wegweiser und dienen dem besseren Umgang miteinander. Sie schaffen Verhaltenssicherheit und Orientierung. Kinder sollten die Fähigkeit zur Achtung vor sich selbst und anderen, zur Zusammenarbeit und zur Problemlösung frühzeitig lernen, um selbstständig und verantwortungsvoll handeln zu können. Klare und positive Regeln helfen uns allen. Rituale und Beständigkeit erleichtern das Zusammenleben. Je offener Unterricht und Schulleben gestaltet werden, umso wichtiger ist es, mit Ritualen den Kindern Sicherheit durch einen festen Rahmen zu geben, auf den sie sich verlassen können.
Leitideen des pädagogischen Handelns
Für die Europaschule Hamburg Nord-Ost stehen die Kinder im Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit, die darauf gerichtet ist, ihnen Wissen zu vermitteln und gleichzeitig ihre Neugier zu vergrößern, ihre Persönlichkeit zu stärken und darauf zu achten, dass sie sich in Gruppen sicher fühlen. Den Schülern soll genug Platz für Eigenständigkeit gelassen und ausreichend Zeit für die persönliche Entwicklung eingeräumt werden.
Um die Freude am Lesen zu wecken und die Fähigkeit zu entwickeln, eigenständig Texte zu schreiben, werden den Kindern und Jugendlichen in allen Klassenstufen differenzierte Lese- und Lernangebote gegeben. Damit verbunden sollen die Schüler die Möglichkeit haben, in den nahe liegenden Bücherhallen Bramfelds und Farmsens unterrichtsbegleitende Materialien zu suchen und eigenständig Bücher auszuleihen.
Bildung und Erziehung an der Europaschule Hamburg Nord-Ost sollen nicht allein auf die Vermittlung und den Erwerb von fachlichen Kompetenzen abzielen, sondern vor allem auch auf die Entwicklung der Persönlichkeit. Es soll eine Atmosphäre von gegenseitigem Respekt, Offenheit und Toleranz vorherrschen. Dazu ist es notwendig, dass sich alle Beteiligten auf gemeinsame Werte einigen und Ideale anstreben, an denen sie sich tagtäglich orientieren. Die Kinder erfahren, welche Dinge in der Klassengemeinschaft eingehalten werden müssen, damit möglichst alle Kinder zu ihrem Recht kommen, sich wohlfühlen und sich wahrgenommen wissen. Die individuelle Betrachtung des Kindes findet Ausdruck in der Form der Leistungsbeurteilung. Daher gibt es für alle Kinder bis Klasse 4 ausschließlich Berichtszeugnisse, welche die individuelle Lernentwicklung eines Kindes beschreiben. Die EHNO vertritt die Auffassung, dass Kinder aus dieser Art von Beurteilung mehr Informationen für sich selbst erhalten als aus auf ein Blatt Papier geschriebenen Zahlen.