Reise- und Exkursionsdidaktik
Reisen bildet!? Ist es sinnvoll, wenn Klassenfahrten „ins europäische Ausland“ immer nur nach Amsterdam, Paris, Barcelona, London oder Prag führen? Warum nicht einmal weniger bekanntes Europa, fernab der Hauptstädte erkunden? Alternative Reiseführer bieten Ideen.
Der Bericht „Es muss nicht immer England sein“ setzt an dieser Herausforderung an und berichtet von einer Alternative. Es handelst sich um ein Projekt einer Schule in Österreich.
Das Straßburger Münster
Aus der Sozialpsychologie und der empirischen Reiseforschung wissen wir, dass die sog. Kontakthypothese nicht unbedingt gilt. Sie besagt, dass Begegnungen mit anderen automatisch zu besserem gegenseitigen Verstehen und Verständnis führen. Eine Begegnung führt aber nicht automatisch zur Horizonterweiterung. Mit den eigenen Augen sehen ist etwas anderes als mit den Augen des anderen sehen. Vgl. dazu das folgende Kapitel -> Jugendaustausch.
Reisen ist zunächst ein Prozess und ein Erleben in Kleingruppen. Es ist ganz wichtig, eine Stadt, einen heiligen Ort, einen Park in kleinen Freundesgruppen zu erkunden, nicht ausschließlich im Klassenverband. Und es muss nach Möglichkeit das Freiwilligkeitsprinzip gelten, Wahlmöglichkeiten geben, Zeit zur freien Gestaltung. Eine Stadt, eine Landschaft bedeutet auch für jeden jungen Reisenden etwas anderes.
Reisen können und müssen zum Gegenstand der Reflexion im Fachunterricht werden. Beispiele sind Unterrichtseinheiten zu Reiseliteratur im Deutschunterricht (M 1 Lehrstück Die italienische Reise) oder zu Reiseführern (vgl. dazu die Ideenkiste Reisen).
Von einem innovativen Schüleraustausch berichtet der Text aus einem österreichischen Gymnasium.
Europa braucht Bürger, die zur Verständigung und Zusammenarbeit bereit und fähig sind. Diesen Erziehungsauftrag will das Gymnasium Schloß Neuhaus mit seinem Projekt der interkulturellen Begegnung GSN goes Europe verwirklichen. Alle Schülerinnen und Schüler unserer Schule bekommen die Möglichkeit, individuell nach ihrem Interesse Schulen in verschiedenen Ländern Europas auszuwählen, um dort mit den Austauschschülern eine Woche in einer Gastfamilie zu leben, die Schule zu besuchen und Eindrücke vom Land und seiner Kultur zu erhalten, anschließend aber auch Gastgeber für diese Schülerinnen und Schüler zu sein.