Bildende Kunst
Die Hamburger Bildungspläne enthalten Anknüpfungspunkte für Europa-Bildung in einem interkulturellen Kunstunterricht. Im Abschnitt "Ästhetische Produkte wahrnehmen und reflektieren" heißt es:
"Im Kunstunterricht werden Objekte der freien Kunst, der gebauten Umwelt, der Alltagskultur sowie Phänomene medialer Verständigungssysteme untersucht. Es werden europäische und außereuropäische Beispiele aus der Kunstgeschichte, historische und aktuelle Kunstproduktionen, Äußerungen zur Kunst und Alltagskultur einbezogen. Schülerinnen und Schüler lernen, visuelle Phänomene als Bedeutungsträger zu entschlüsseln. Eigene ästhetische Vorlieben werden bewusst gemacht und weiterentwickelt, aber auch in ihrer äußeren Bestimmtheit reflektiert, z. B. Vorlieben für Bilder, Wohnfeldgestaltung, Kleidung oder Filme. Schülerinnen und Schüler setzen sich in diesem Zusammenhang mit sozialen Normen auseinander, die sich in ästhetischen Normen niederschlagen. Damit wird eine neue Sicht der Dinge entfaltet. Gegenüber einer Trivialisierung von Kultur entwickeln Schülerinnen und Schüler qualitative Maßstäbe und überdenken Wertvorstellungen ... Dabei sind Kunstwerke aller Kulturkreise einzubeziehen, nicht nur des europäischen."
(Bildungsplan Stadtteilschule und Gymnsaium, 2011)
Auch die KMK (2008) benennt die ästhetischen Fächer als unabdingbare Bestandteile eines europäischen Gesamtkonzeptes in der Schule, auf deren aktiven Beitrag zur Förderung des europäischen Bewusstseins nicht verzichtet werden soll (vgl. hierzu auch das entsprechende Kapitel: "Berufsbildende Schulen", "Europa-Schulen" oder "Comenius-Projekte").
Stilrichtungen der Bildenden Kunst, wie auch musikalische Stile oder Sportspiele, sind nicht auf nationale Kulturen reduzierbar, sondern einerseits individueller Ausdruck, andererseits verankert in einem übergreifenden Symbolrepertoire. Wird von deutscher Malerei des 19. Jahrhunderts, der flämischen oder spanischen Porträtkunst oder der Sezession gesprochen, so sind das nur Hilfskonstruktionen für die Ordnung der Vorstellungen der Betrachter. Vergleiche hierzu die entsprechenden Titel kunsthistorischer Überblickswerke zu Stilen und Epochen europäischer Kunst. Es kommt darauf an, die interkulturelle Präsenz und Dominanz Europas aus der Perspektive anderer Kulturen zu beleuchten, da sich kollektive Selbstbilder und Identitäten, wie sie im Rahmen von Nationen, Gesellschaften und Kulturen wirksam werden, immer auch in Prozessen der Wahrnehmung und Abgrenzung von anderen konstituieren und geschichtlich verändern (Anja Besand).
Dennoch kann nach einer gemeinsamen europäischen Bilderwelt und Symbolsprache gefragt werden. Die Frage nach prägnanten Europa-Symbolen wird z.B. in vielen Wettbewerbs-Aufgaben und Europa-Workshops aufgegriffen: Wie kann Europa konkret in Bilder übersetzt und visuell erfahrbar gemacht werden?
Die Themen aus früheren Europäischen Wettbewerben geben immer wieder Anregungen für schulische Projekte.
Die Aufgaben aus dem Projekt „Europa macht Schule“ vermitteln einen Eindruck, wie im Schulalltag gearbeitet werden kann (M 1): Die Schülerinnen und Schüler entwerfen Banner, Badges und T-Shirts für eine Image-Kampagne, machen ihre Ideen und Visionen, entwerfen Geschichten und bringen sie in einer Filmwerkstatt auf die Leinwand oder arbeiten mit Blogs, Webdesign und Twitter in einer Medienwerkstatt.
Das Austauschprojekt der Ida-Ehre-Gesamtschule mit Sarajewo ist ein weiteres Beispiel für die Rolle visueller Kommunikation in der Verständigung.
Kunsthalle Altbau, Blick von der Galerie der Gegenwart © Hamburger Kunsthalle
Photo: Ralf Suerbaum
Die Hamburger Kunsthalle bietet ein vielfältiges Programm für Schulklassen aller Altersstufen.
In der Baukunst sind europäische Traditionen in besonderer Weise erfahrbar. Der jährlich stattfindende Tag des offenen Denkmals, der auch in Hamburg veranstaltet wird, bietet viele Möglichkeiten. (M 3) Er findet regelmäßig am zweiten Wochenende im September statt. Es ist der deutsche Beitrag der „European Heritage Days“, die 1991 vom Europarat initiiert wurden. Das Thema 2016 "Gemeinsam Denkmale erhalten":
"Hat Ihnen schon einmal jemand gezeigt, was das Cellarium eines Laienrefektoriums ist? Oder was man sich unter einem Laubenganghaus vorzustellen hat? Vielleicht würden Sie auch gerne auf einem Grabungsfeld miterleben, wie man an alten Mauerresten etwas über die Stadtentwicklung ablesen kann? Oder möchten Sie erfahren, was engagierte Bürger zur Rettung eines alten Wasserturms alles auf die Beine stellen?
Auf Fragen wie diese hält der bundesweite Tag des offenen Denkmals vielfältige Antworten parat. Wenn jedes Jahr am zweiten Sonntag im September historische Bauten und Stätten, die sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind, ihre Türen öffnen, dann sind Millionen von Architektur- und Geschichtsliebhabern zu Streifzügen in die Vergangenheit eingeladen. "Geschichte zum Anfassen", das bietet der Denkmaltag dem Besucher dabei in wohl einmaliger Weise.
In fachkundigen Führungen berichten Denkmalpfleger an konkreten Beispielen über die Aufgaben und Tätigkeiten der Denkmalpflege. Archäologen, Restauratoren und Handwerker demonstrieren Arbeitsweisen und -techniken und lenken den Blick auf Details, die einem ungeschulten Auge verborgen bleiben.
Ziel des Tags des offenen Denkmals ist es, die Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes zu sensibilisieren und Interesse für die Belange der Denkmalpflege zu wecken. 2006 wurde die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit der Aktion Tag des offenen Denkmals als "Ort des Tages" der Kampagne Deutschland - Land der Ideen ausgezeichnet.
(aus der Ankündigung www.tag-des-offenen-Denkmals.de)
Die Initiative Denkmaldidaktik (M 4), die am Gymnasium Allee verankert ist, verfolgt eine ähnliche Intention. Ihr Leibild: die Wahrnehmung schärfen – Identität stärken – Beteiligung ermöglichen. In Anlehnung an die Heritage education for Europe.