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Europa in der Hamburger Schule

Foto: William Iven/unsplash

Jugendaustausch

Unwissenheit über Fremdgruppen kann schnell zu Vorurteilen führen. Es ist eine verbreitete pädagogische Überzeugung, dass der direkte Kontakt zwischen zwei Gruppen quasi automatisch zum Abbau von solchen Vorurteilen führt. In der Psychologie wird diese Überzeugung als „Kontakthypothese“ (Allport) bezeichnet. Diese Erwartung wird durch „geschönte Erfolgsberichte“ von Jugendbegegnungen immer wieder verstärkt.


Jugendinformationszentrum Hamburg

Aus der empirischen Forschung wissen wir jedoch, dass blosser Kontakt nicht per se zum Abbau von Vorurteilen führt. Unter ungünstigen Umständen können diese sogar verschärft werden, weil Angst entsteht:
„In interkulturellen Begegnungen spielen Angst und Unsicherheit vor dem Neuen und Unbekannten eine große Rolle. Vielen ist nicht klar, was sie erwartet, und sie beherrschen die andere Sprache nur unzureichend oder gar nicht. Sie sind zumeist bei Gasteltern untergebracht und ver­lieren damit sporadisch den Rückhalt der eigenen Gruppe. Es scheint hier wesentlich, zu erkennen, dass eine entsprechende Vorbereitung angstmindernd wirkt und die Möglichkeiten einer positiven Begegnung wesentlich steigert. Doch auch der noch so intensive Einsatz angstneh­mender Methoden vor dem Austausch führt nicht dazu, dass die eigent­liche Begegnung völlig angst- und konfliktfrei erlebt wird. Schüler müs­sen deshalb lernen, Ängste und Konflikte als normale Gegebenheiten zu akzeptieren und auszuhalten. Gerade das Durchleben von Ängsten und Konflikten hat persönlichkeitsbildenden Charakter; es fördert die Selb­ständigkeit und das Selbstvertrauen; dadurch wird die Identität junger Menschen positiv verstärkt. Nachbesprechungen solcher Begegnungen zeigen, dass das bewusste Erleben eigener Ängste im fremden Umfeld die Sensibilität gegenüber Ängsten anderer fördert. In diesem Sinn liefern Austauschprogramme indirekt auch einen Beitrag zum Abbau von Aus­länderfeindlichkeit und Rassismus.“

Der offene Brief einer Hamburger Schulklasse an die Bevölkerung des Ortes Sibenica (vgl. Kapitel Schulprojekte und -profile/ Comenius-Projekte) ist deshalb mutig, weil er auch einmal das partielle Scheitern eines Projekts reflektiert. Auch solche Krisen können produktive Lerngelegenheiten sein, wenn sie aufgearbeitet werden!