Alte Sprachen - Latein
Die Römer kommen – oder doch Leonardo di Caprio oder die Back Street Boys?
Alte Sprachen in der modernen Schule?
"Latein hilft, Lernen zu lernen - es fördert das analytische Denken, stärkt die Sprachkompetenz im Allgemeinen und informiert über unsere kulturellen Wurzeln im vereinigten Europa."
Susanne Schütt, Elternrat des Christianeums zum 10. "Römertag". DIE WELT 12.9. 2011
Die Hamburger Bildungspläne enthalten Anknüpfungspunkte für Europa-Bildung:
Die Schülerinnen und Schüler erlernen das Sprachwissen zunächst in einem systematisch aufgebauten Sprachlehrgang und erfahren auf diese Weise, wie Sprache funktioniert und was sie leistet. Gleichzeitig mit dem Spracherwerb steht von Beginn an auch die Auseinandersetzung mit der Kultur der griechisch-römischen Antike im Mittelpunkt. Spätestens in der Lektürephase eröffnet die Beschäftigung mit zentralen Texten der Weltliteratur einen Zugang zur literarischen Bildung. Dabei werden auch Kompetenzen erworben, komplexere Fragestellungen im historischen, politischen, philosophischen, literarischen, kunsthistorischen oder archäologischen Zusammenhang zu bearbeiten. Außerdem erwerben die Schülerinnen und Schüler Kenntnisse über die Bedeutung der Alten Sprachen für das Christentum und das Fortwirken der Antike in Mittelalter und Neuzeit.
Auf diese Weise erschließt der Unterricht in den Alten Sprachen die Wurzeln und verbindenden Elemente der europäischen Kultur. Er thematisiert Wertvorstellungen verschiedener Zeiten und Kulturen, die das Selbstverständnis und die Identität Europas entscheidend geprägt haben, und fördert auch das kritische Verständnis von Weltanschauungen in ihrer gesellschaftlichen und geschichtlichen Bedeutung. An Schulen ohne Griechischunterricht macht der Lateinunterricht das überlieferte griechische Erbe an Beispielen deutlich.
(Bildungsplan Alte Sprachen, Gymnasium 2011)
Das Johanneum in Hamburg. Die Schule setzt auf einen klassischen Fächerkanon inklusive Latein und Altgriechisch
Quelle: Spiegel.de Fotostrecke
Verständnisfrage eines Schülers nach einem Schülerreferat zu den Napoleonischen Kriegen:
„Was bedeutet ‚Trikolore’?“
Der referierende Schüler ist in Verlegenheit. Sein Lehrer hilft. Er schreibt das Wort an die Tafel und erklärt:
„Das könnt ihr nicht verstehen. Das ist die Bezeichnung für die französische Nationalflagge.“
(Gesamtschule in Hamburg, 8. Klasse, Fach Gesellschaftslehre, beobachtet im Jahr 2008)
Das Standardargument des Lehrers, angesprochen auf diese kleine Szene: „Keine Zeit im Fachunterricht!“ Und: „Das ist für die Schüler zu schwer. Das können die nicht verstehen; das kann man nur auswendig lernen!“ Eine verschenkte Lerngelegenheit: Die Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse haben Englischunterricht und z.T. Französisch. Die Herleitung über „three colours“ oder „trois couleurs“ hätte durchaus ein verständnisintensives Lernen ermöglicht.
Solche Beobachtungen und Eindrücke legen die Vermutung nahe, dass die Nutzung von Sprachenvielfalt durch Sprachenvergleich in allen Schulformen noch Entwicklungspotenziale hat.
Eine Europa-Bildung nutzt die Verwandtschaft der Sprachfamilien für Lernprozesse – mit oder ohne Latein. Jeder Fachunterricht ist in diesem Sinne Sprachunterricht.
Die Homepage der Initiative „Die Römer kommen“ der Hamburger altsprachlichen Gymnasien steht hier exemplarisch für diesen allgemeinbildenden Ansatz (M 1).
Ansprechpartnerin:
Martina Jeske
Landesinsitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg
Fachseminarleiterin Latein und Altgriechisch
Felix-Dahn-Str. 3
20259 Hamburg
martina.jeske@li-hamburg.de