PGW und Gesellschaftswissenschaften
Wir haben eine Vision: in einem guten PGW-Unterricht liegen systematisch mehrsprachige Quellen und Unterrichtsmaterialien aus verschiedenen europäischen Medien bereit.
"Die Hamburger Bildungspläne fordern systematisch die Verknüpfung von nationaler, europäischer und internationaler Ebene, z.B.:
Die Schülerinnen und Schüler erkennen die internationale Dimension politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Handelns. Sie lernen, dass Entscheidungen auf der regionalen, nationalen und europäischen Ebene nicht nur miteinander verflochten sind, sondern zunehmend auch durch internationale Interessen und Entwicklungen beeinflusst werden. Sie erfahren, dass angesichts globaler Probleme und Konflikte globale Lösungswege gesucht, entsprechende Institutionen geschaffen und Vereinbarungen getroffen werden müssen."
(Bildungsplan PGW, Gymnasium 2011)
Das Institutionengeflecht der EU ist kompliziert. Europäischer Rat, Europäisches Parlament, Europäische Kommission – nicht nur junge Menschen geraten schnell ins Schleudern, wenn von den unterschiedlichen EU-Gremien die Rede ist.
Die ausgewählte und aktuelle UE (M 1) führt Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I in die Arbeit europäischer Akteure im europäischen Mehrebenensystem ein. Das Zusammenwirken europäischer Institutionen wird am Beispiel der geplanten CO2-Verordnung für Autoabgase aufgezeigt. Unterrichtsmethode ist auch hier die Fallanalyse. Kernbegriffe des Fachkonzepts „Europäische Akteure“ werden erarbeitet.
Weitere Materialien sind Empfehlungen aus der Fülle der Angebote für einen institutionenkundlichen Grundkurs. Die Materialien können als Ganzes oder auch in Teilen eingesetzt werden, im Klassenverband oder in Einzelarbeit bearbeitet werden. Darunter sind auch Angebote aus österreichischer Perspektive.
Die „arbeitende EU“ wird am besten an konkreten Fallstudien verdeutlicht, wie einzelne Politikthemen bearbeitet werden.
„Europapolitische Bildung ist mehr als nur Europakunde!“
Was kann und was soll europapolitische Bildung leisten? Das fragten wir auf dem Fachforum Europa am 03.03.2008, Professor Dirk Lange, Leiter des Lehrstuhls für politische Bildungsforschung an der Universität Oldenburg. Interviewer: Andreas Menn
Herr Lange, wie wichtig ist Europa heute in der politischen Bildung?
Die europäische Integration betrifft uns alle Tag für Tag. Nationalstaatliches Handeln verliert an Bedeutung zugunsten der europäischen Ebene. Bürger, die die politischen und gesellschaftlichen Prozesse in ihrem Umfeld durchschauen möchten, müssen die Verflechtung nationaler und europäischer Politik verstehen lernen. Doch die Zivilgesellschaft hinkt der Politik hinterher. Viele Menschen denken noch zu sehr in nationalen Kategorien. Hier muss politische Bildungsarbeit ansetzen – allerdings müsste sie sich dafür selbst stärker europäisieren.
Wo liegen die Defizite?
Wir sollten Europa nicht ausschließlich als eigenen Unterrichtsgegenstand betrachten. Die europäische Dimension sollte in der politischen Bildung immer von vornherein mitgedacht werden. Leider wird europapolitische Bildung aber oft nur als Europakunde betrieben, bei der die europäischen Institutionen und die politischen Prozesse der EU erklärt werden. Oder sie wird dazu benutzt, eine Europa-Euphorie herbeizureden und den Menschen eine europäische Identität anzuerziehen. Doch solch eine normative Europavermittlung kann nicht die Aufgabe der politischen Bildung sein.
Was sollte denn das Ziel europapolitischer Bildung sein?
Politische Bildung soll mündige Bürger dazu befähigen, sich in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft zu orientieren und darin interessengeleitet handeln zu können. Dazu gehört auch, ein Verständnis vom Zusammenleben in der europäischen Gesellschaft zu entwickeln, von historischen Entwicklungen, von Werten, Kommunikation und sozialem Wandel.
URL: www.jugendfuereuropa.de/news/7539/
Vgl. Dirk Lange (Hg.):
Migration und Bürgerbewusstsein. Perspektiven politischer Bildung in Europa,Wiesbaden 2008.
Zum Schluss eine Anregung zur Stoffverteilung: Mit Blick auf die kommende Europawahlen bietet sich eine Vorbereitung und Einbettung diese Themas im entsprechenden Schulhalbjahr an.
Link zum EU-Parlament: http://www.europarl.de/view/de/Startseite.html