Europäisches Sprachenportfolio
Das Europäische Sprachenportfolio ist als diagnostisches Instrument Bestandteil der Hamburger Bildungspläne (z.B. Bildungsplan Englisch, Gymnasium 2011): "Geeignete Instrumente der Prozessorientierung sind das Lerntagebuch und die Portfolioarbeit, bei denen die Schülerinnen und Schüler u. a. lernen, ihre Lernleistungen und -fortschritte selbst einzuschätzen und zu dokumentieren."
Entwickeln von Instrumenten für eine europaweite Vergleichbarkeit sprachlicher Kompetenzen
1991 fand unter der Überschrift „Transparency and Coherence in Language Learning in Europe: objectives, evaluation, certification“ in Rüschlikon/Schweiz ein Symposium des Europarats statt, dessen Ergebnis die Empfehlung eines Referenzrahmens für Sprachen war. Ausgangsproblem war die Tatsache, dass im Dickicht der unterschiedlichen Bildungssysteme unklar war, welche Sprachkompetenzen sich hinter einer bestimmten Zeugnisauskunft verbargen. Auf dem Symposium wurden Möglichkeiten erörtert, die (fremd-)sprachlichen Kompetenzen von Individuen europaweit vergleichbar zu beschreiben. Zu diesem Zweck wurde ein Forschungsprojekt auf den Weg gebracht, das linguistisch, soziolinguistisch und pragmatisch fundierte Kriterien für das Erfassen von Sprachkompetenzen in den verschiedenen Bereichen und Stadien des Sprachenlernens entwickeln und für diese Beschreibung einen einheitlichen Bezugsrahmen konstruieren sollte. Das Ergebnis des Europarats war 2001 die verbindliche Fassung des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen. Das Niveaustufen-Modell, das sich ganz auf funktionale sprachliche Kompetenzen beschränkt, ist leitendes Modell der „Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss in der Ersten Fremdsprache“.
Eng mit dem Referenzrahmen verbunden ist eine weitere europäische Initiative: das Europäische Sprachenportfolio. Es handelt sich dabei um eine Sammelmappe im Eigentum der Sprachlernenden, die Auskunft über ihre Sprachenkompetenzen und deren Entwicklung geben und das schulische und lebenslange Sprachenlernen begleiten soll. Im Herbst 2000 setzte dann der Europarat ein Validierungskomitee ein, das seither für die Akkreditierung neuer Portfolio-Fassungen zuständig ist. Im September 2011 jährte sich der Europäische Tag der Sprachen zum zehnten Mal. Dieser wird europaweit in über hundert Events begangen.
Für laufende Informationen: www.coe.int/portfolio
Das Europäische Portfolio der Sprachen (s. Anhang) ist ein Instrument des Europarates.
Es erfüllt insbesondere zwei Aufgaben: Es ist ein Dokumentationsinstrument und zugleich ein Lernbegleiter.
Konkret ermöglicht es:
- die sprachlichen Kompetenzen der Lernenden auf der Basis eines anerkannten europäischen Referenzsystems zu beschreiben und damit transparent zu machen;
- alle sprachlichen und interkulturellen Lernerfahrungen – schulische wie außerschulische – in Form einer strukturierten Sammlung zu dokumentieren;
- systematisch die Reflexion der Lernenden über ihr sprachliches und interkulturelles Lernen zu unterstützen;
- den Lernenden Anregungen und Hinweise an die Hand zu geben, die das Sprachenlernen – und besonders das selbst gesteuerte – unterstützen;
- die Lernenden für ein lebenslanges Sprachenlernen zu motivieren.
Das Portfolio besteht aus drei Teilen:
Sprachenpass: Er gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der sprachlichen Kompetenzen; zudem informiert er zusammenfassend über die Sprachlernerfahrungen und die interkulturellen Erfahrungen seiner Inhaberin oder seines Inhabers.
Sprachenbiografie: Sie dokumentiert die persönliche Geschichte des Sprachenlernens und die interkulturellen Erfahrungen. Sie enthält zusätzliche Instrumente zur Selbstbeurteilung und Hilfen zur Reflexion und Planung des Sprachenlernens.
Dossier: Es versammelt eigene Arbeiten unterschiedlicher Art, die exemplarisch veranschaulichen, was man in verschiedenen Sprachen bereits geleistet hat bzw. zu leisten imstande ist. Es kann darüber hinaus als Arbeitsdossier das alltägliche Sprachenlernen begleiten und Lernprozesse dokumentieren bzw. als Präsentationsdossier den aktuellen Lern- und Erfahrungsstand illustrieren.
"The European Language Portfolio is the property of the learner."
Die Arbeit mit dem Europäischen Sprachenportfolio muss gelernt und geübt werden. Dazu werden am Landesinstitut für Lehrerbildung Hamburg regelhaft Veranstaltungen angeboten.