Grundschule
Kinder erfahren Europa bereits in verschiedenen Lebensbereichen. Aus der Grundschulpädagogik gibt es viele Anregungen, die diese Erfahrungen der Kinder in der schulischen Arbeit aufgreifen.
Eine besondere Rolle hat dabei der Sachunterricht. Der Perspektivrahmen für den Sachunterricht fordert, die Kinder zu unterstützen,
– sich kulturell bedeutsames Wissen zu erschließen und
– die kritische Reflexion von Wissen zu fördern.
Der Hamburger Bildungsplan für die Grundschule enthält für den Sachunterricht das Thema "Europa als einen von drei verbindlichen Inhalten mit Schwerpunkt auf der sozialwissenschaftlichen, historischen und geografischen Perspektive:
Eine erste Auseinandersetzung mit Deutschland und Europa unter geografischen, historischen und politischen Aspekten orientiert sich vorrangig an den Interessen und Fragen der Kinder, die sie aufgrund der Präsenz verschiedener Themen im Alltag sowie in den Medien haben.
Sie finden Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten heraus, stellen diese dar und lernen verschiedene Lebensformen und Sichtweisen der Wirklichkeit kennen. Die Lehrkräfte fördern eine Haltung der Neugier, des Verstehens, des Respekts und der Toleranz gegenüber allem, was fremd erscheint.
In diesem Lernfeld werden insbesondere das raumbezogene, das historische und das sozial- und kulturbezogene Lernen gefördert. Die Kinder vertiefen und erweitern ihr Wissen über das Leben in anderen Ländern. Sie untersuchen Beispiele für die vielfältigen Beziehungen zwischen einzelnen Regionen, Ländern und Kulturen und gewinnen Einblicke in die Lebensweisen der Menschen in einem anderen Land oder Kulturkreis und erfahren, dass ihre Unterschiedlichkeit sowohl eine interessante und anregende Vielfalt im Alltag schafft, als auch Konflikte mit sich bringen kann.
Wichtige Themen im Sachunterricht sind auch diejenigen zukunftsrelevanten Bereiche, die nach dem Konzept „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ von Bedeutung sind. Zu diesen Themen gehören: Gesundheit, Klima, Gerechtigkeit, kulturelle Vielfalt, Arbeit, Biodiversität, Wohnen und Bauen, Energie, Wasser, Boden und Zusammenleben verschiedener Generationen. Werden diese Themen im Sachunterricht der Grundschule unter sozialer, ökonomischer, kultureller und unter ökologischer Dimension bearbeitet, dann bietet man den Kindern vielfältige Möglichkeiten, ihr Wissen in den verschiedenen zukunftsrelevanten Handlungsdimensionen zu erweitern und auch anzuwenden.
(Bildungsplan Grundschule, 2011)
Zu beachten sind die Verweise im Bildungsplan auf andere Fächer, hier Deutsch, Mathematik (!), Religion, Musik sowie auf die Aufgabenfelder interkulturelle Erziehung und Medienerziehung.
Ein Beispiel für eine Umsetzung dieser Leitgedanken des Bildungsplans. In vielen der folgenden Materialien (-> T2) erfolgt das Kennenlernen fremder Länder und Kulturen über das Konstrukt „Typisches“. Dies entspricht einem menschlichen Orientierungsbedürfnis und den Anforderungen einer didaktischen Reduktion von Komplexität.
Die Themeneinheiten „Unsere nähere Umgebung“ und „Leben in Europa und in der Welt“ können auch verbunden werden: Europa in Hamburg. Ein Beispiel dafür, wie nah das Ferne sein kann, ist das Projekt „Switch“ (T3): In dem hier vorgestellten Projekt „Switch“ gibt es Vorschläge, was die Kinder zusammen unternehmen können. Ein Vorschlag lautet:
„Ihr könnt z.B. etwas typisch Chinesisches bei der chinesischen Familie kochen.“
Dies ist sicher ein richtiger Anfang. Es kommt aber darauf an, im Ablauf zu beobachten, inwieweit die Kinder Differenzierungen erleben, sodass diese reflektiert werden können bzw. ob entsprechende Beobachtungen angestoßen werden können. Das fängt bereits beim gemeinsamen Einkaufen von Zutaten (in landestypischen Geschäften, auf dem Markt) an und setzt sich bei der Zubereitung fort. Fragen: Stammt die gesamte „chinesische Familie“ aus China oder ist es vielleicht eine binationale Ehe? China ist so groß wie Europa und größer als Deutschland – es gibt dort daher viele verschiedene regionale Küchen. Unsere Familie stammt aus Südchina und kocht sehr scharf. Es gibt auch süß-saure Gerichte – Vielfalt entdecken. Handelt es sich um überlieferte Rezepte? Wer hat diese gesammelt (Großmutter?). Inwieweit hat die (deutsche) europäische Küche bereits Zugang gefunden? Welche Traditionen und Rituale (darüber sprechen, ggf. vorführen, z. B. Begrüßungszeremonien) gibt es? Was ist davon noch erhalten geblieben? Welche landestypischen Feste werden gefeiert und warum? Wie laufen sie ab?
Methodisch kommt es darauf an, immer schon vorhandene Stereotypen aufzugreifen und zu ordnen, ihre positive Orientierungsfunktion aufzuzeigen wie auch ihre Grenzen (Vereinfachung, Vorurteil).