Friedenspädagogik
Die EU erhält den Friedensnobelpreis 2012 und gilt als eines der erfolgreichsten Friedensprojekte in der Geschichte. Nach unzähligen Kriegen ist es in sehr kurzer Zeit gelungen, den kleinen Kontinent durch Integration zu befrieden. Ehemalige Erbfeinde arbeiten in nahezu allen Bereichen eng zusammen. Konflikte werden auf dem Verhandlungsweg gelöst. Das ist ein Grund dafür, dass die EU weltweit Beachtung findet als Vorbild für regionale Zusammenarbeit und als Modell für Politik im 21. Jahrhundert.
(www.dadalos-d.org/europa/)
In Hamburg wird sowohl das europäische Innen als auch Außen in sehr guter Weise sichtbar.
Friedenspädagogik – Frieden über den Gräbern?
In einer Rede zum jährlichen Volkstrauertag tritt der luxemburgische Politiker Jean-Claude Juncker mit dem provokativen Satz an die Öffentlichkeit: „Wer an Europa zweifelt, wer an Europa verzweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen. Nirgendwo besser, nirgendwo eindringlicher, nirgendwo bewegender ist zu spüren, was das europäische Gegeneinander an Schlimmstem bewirken kann.“
(M 1 für den Einsatz im Unterricht geeignet) Die Abwesenheit von Kriegsangst verband die ältere Generation emotional mit Europa. Jüngeren Europäerinnen und Europäern ist das nur noch schwer zu vermitteln.
Deutscher Soldatenfiredhof Fürstenfeld
Europa-Bildung versucht gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen zu klären, welche Bedeutung die nationalsozialistische Menschenfeindlichkeit, Vernichtungspolitik und der Zweite Weltkrieg für das Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft hat. Entgegen verbreiteter defizitorientierter Annahmen von PädagogInnen zeigen empirische Untersuchungen, dass SchülerInnen – insbesondere jene mit Migrationshintergrund – sehr daran interessiert sind, sich mit Nationalsozialismus und Holocaust auseinanderzusetzen. Schule und Unterricht werden jedoch häufig nicht als ein geeigneter Ort wahrgenommen, um sich mit dem emotional hoch belasteten und politisch bedeutsamen Thema beschäftigen zu können. Lernziele werden zu Lernvoraussetzungen: SchülerInnen kritisieren, dass – z. B. beim Besuch der Gedenkstätte Neuengamme – Betroffenheit als Selbstzweck verlangt wird und die Frage nach der politischen Bedeutsamkeit ungeklärt bleibt.
Lisa Rosa (LI) hat ein Unterrichts-Projektkonzept entwickelt und mehrfach erprobt, dass die eigensinnigen und lebensweltlichen Fragen zum Holocaust von SchülerInnen ernst nimmt:
„Was hat das mit mir zu tun?“ Persönlicher Sinn und historisch-politisches Lernen“: www.static.twoday.net/LisaRosa/files/Download.pdf
Außerschulisches Lernen kann es erleichtern, eigene Fragen an die Geschichte zu stellen und darüber nachzudenken, was sie heute für Demokratie und Einwanderungsgesellschaft bedeutet. Wir stellen außerschulische Lernorte und Kooperationspartner vor, die das historisch-politische Lernen aus den beiden Weltkriegen, Nationalsozialismus und Holocaust unterstützen.
„Friedenserziehung beschäftigt sich auf der Einstellungs- und Verhaltensebene von Individuen und Gruppen mit den Fragen der Überwindung von Gewalt und Krieg, der Befähigung Konflikte konstruktiv auszutragen sowie der Förderung einer Kultur des Friedens. Hierzu ist es wichtig, gegen Gewalt zu sensibilisieren, Gewalt in allen historisch und gesellschaftlich wechselnden Formen wahrzunehmen und zu bekämpfen, ihr präventiv zu begegnen, die Eskalationsdynamik von Konflikten zu durchbrechen sowie einen konstruktiven Umgang mit Konflikten auf allen Ebenenzu lernen“ (Gugel 2011, 150).
Seit 2008 gibt es das Norddeutsche Netzwerk Friedenspädagogik. Sein Ziel ist es, die Bedeutung der Friedenserziehung angesichts globalisierter Konflikte, innergesellschaftlicher Herausforderungen und „neuer Kriege“ zu stärken. Der Anspruch ist, Beiträge zu einer „Kultur des Friedens“ zu entwickeln. Hierzu veranstaltet das Netzwerk regelmäßig Fachtagungen, entwirft friedenspädagogisches Unterrichtsmaterial, initiiert Projekte und fördert die Zusammenarbeit zivilgesellschaftlicher Akteure im norddeutschen Raum.
Peace counts
Im September 2011 hat das Netzwerk das Ausstellungsprojekt „Peace Counts. Die Erfolge der Friedensmacher“ in Hamburg gezeigt. Eine Plakatversion kann Schulen zur Verfügung gestellt werden. Die Kooperationspartner im Netzwerk bieten darüber hinaus friedenspädagogische Folgeprojekte an.
Zeitzeugen aus Deutschland, Polen und der Ukraine
Der 9. Mai – ein Tag in der Geschichte ...
Jugendliche feiern das Kriegsende
Am Rande der Parade am 9.5.2005
copyright: Aktion West-Ost
URL: www.lernen-aus-der-geschichte.de/lernen-und-lehren/content/4252
Stolpersteine
Das mehrfach ausgezeichnete Projekt "Stolpersteine" versucht, den millionenfachen ortlosen Gräbern wieder einen Ort zu geben (M 2). Es ist von jungen Menschen in vielen Stadtteilen Hamburgs konkret nachzuvollziehen. Die Landeszentrale für politische Bildung hat eine Reihe von Informationsschriften von Stolpersteinen in den einzelnen Bezirken herausgebracht.
Die Regionale Geschäftsstelle des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge bietet zahlreiche Projekte. Die Methodenbox Kriegsgräber zeigt, wie vielfältig die Aufarbeitung im Klassenzimmer erfolgen kann.
"Europeans for Peace" und "Peace counts" sind weitere Initiativen, die hier stellvertretend für viele andere exemplarisch vorgestellt werden.