Comenius-Projekte
Obwohl alle Beteiligten immer wissen, welches Bildungsprogramm sich hinter dem Namenspatron Comenius verbirgt? Eine Karte der Ortswechsel und europäischen Reisen des Johan Amos Comenius in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges lohnte auf jeden Fall einen zehnminütigen Kurzvortrag. Comenius ist u. a. Autor der Janua Linguarum Reserata (Die geöffnete Sprachenpforte).
COMENIUS ist ein EU-Förderprogramm für innovative Wege der Zusammenarbeit und Partnerschaft schulischer Einrichtungen in Europa. Zielgruppen sind alle Schulen von vorschulischen Einrichtungen und Schulen bis zum Ende des Sekundarbereichs II sowie Einrichtungen und Organisationen der Schulverwaltung und der Lehreraus- und -fortbildung. Comenius fördert zunächst und vor allem multilaterale und bilaterale Schulpartnerschaften und die Mobilität von Schülerinnen und Schülern.
Ein kurzer Animationsfilm auf der europäischen Comenius-Seite vermittelt die Grundidee und den Geist des Programms:
http://ec.europa.eu/education/lifelong-learni ...
Nationale Agentur für die Durchführung des Programms in Deutschland ist der Pädagogische Austauschdienst (PAD) der Kultusministerkonferenz mit der sehr übersichtlichen und informativen Homepage:
http://www.kmk-pad.org/programme/comenius/bundeslaender.html
Zunächst sollten alle Fragen zu Comenius mit der Hamburger Beauftragten geklärt werden.
Die Hamburger Beauftragte für das EU-Programm lebenslanges Lernen ist
Frau Susanne Lonscher-Räcke
Freie und Hansestadt Hamburg
Behörde für Schule und Berufsbildung
Amt für Bildung
B 52-3
Hamburger Str. 31
22083 Hamburg
Tel: 040-4 28 63-2284
mailto:Susanne.Lonscher-Raecke@bsb.hamburg.de(Susanne.Lonscher-Raecke"AT"bsb.hamburg.de)
Literatur
Sekretariat der Kultusministerkonferenz – Pädagogischer Austauschdienst (PAD) (Hg.):
COMENIUS - Neue Schulwege in Europa.
Bonn 2010.
Online-Dokument zum Download: www.kmk-pad.org/fileadmin/Dateien/download/va/Veroeffentlichungen/Broschuere_Mobilitaet-1.pdf
Gertrud Nachbaur:
Comeniusprojekte - Verlockendes und Hemmendes.
In: Erziehung & Unterricht, 2009, 5-6, S. 455-461.
Daniela Schmeinck:
Europa in der Grundschule. Voraussetzungen, didaktische Konkretisierung und Umsetzungsmöglichkeiten am Beispiel des COMENIUS 2.1. Projekts E-PLIPS.
In: Karlsruher pädagogische Beiträge, 2009, 70, S. [87]-115.
Helmuth Mathà:
"The Making of: Leadership in Education" - ein europäisches Netzwerk für Schulführungskräfte.
In: Erziehung & Unterricht, 2010, 7/8, S. 674-676.
Gunhild Böth:
Schulpartnerschaften. Der Beitrag der Schulpartnerschaften zum Interkulturellen Lernen.
Münster u. a. 2001.
Nach wie vor die beste Monographie zum Thema.
Ausleihbar in Hamburg nur in der Helmut-Schmidt-Universität. Über den Gemeinsamen Verbundkatalog (www.gvk.de) ebenfalls als Fernleihe an norddeutschen Universitäten zu bestellen.
Christa Donnermaier:
Europa live erleben – Begegnungen und Partnerschaften.
In: Forum Politische Bildung (Hg.): EU 25 – die Erweiterung der Europäischen Union.
www.politischebildung.com/pdfs/th7a_19 ...
Alexander Thomas u. a.:
Realität und Innovation in der europäischen Begegnung.
Göttingen 2008.
Aus der Zusammenfassung:
Europa lässt sich auch im Schulalltag verwirklichen.
Ergebnisse: Die Realitätsrecherche ergibt, dass sich durchaus europabezogene Projekte im Schullalltag ressourcenschonend umsetzen lassen. Hier findet sich zum einen die Europa-AG, zum anderen die Einrichtung einer Europaklasse ab der 11. Jahrgangsstufe. Die Partizipation der Schüler ist noch sehr eingeschränkt.
Alexander Thomas/ Astrid Utler/ Ulrike de Ponte/ Stefan Schmid:
Realität und Innovation in der europäischen Begegnung.
Göttingen 2009.
Links
Aktuelle Informationen erhalten Sie unter dem Link
www.hamburg.de/europa-in-der-schule/
Informationsportal für Lehrkräfte
Mit einer komplett überarbeiteten Website für Kinder und einem verbesserten Informationsportal für Lehrkräfte startet die EU-Kommission ab dem 21. September 2011 eine Informationsoffensive zur Europäischen Union. So soll der Zugang zu den Materialien, die verschiedene EU-Institutionen anbieten, erleichtert werden.
Teachers' Corner verfügt über reichlich Materialien und Anregungen: www.europa.eu/teachers-corner/index_de.htm
Den besten Überblick über die Möglichkeiten, die dieses Programm bietet, verschafft man sich durch gute Beispiele.
Die laufenden Comenius-Projekte:
www.kmk-pad.org/praxis/praxisberichte/schulpartnerschaften/comenius-schulpartnerschaften.html
Europa macht Schule
Studierende aus allen europäischen Ländern führen an deutschen Schulen Projekte durch. Die Schülerinnen und Schüler lernen ein europäisches Land aus einer anderen Perspektive kennen und die Studierenden bekommen einen neuen Zugang zu ihrem Gastland.
Denn für das Programm „Europa macht Schule“ führen Studierende aus ganz Europa Projekte mit Schülerinnen und Schülern in Deutschland durch. Sie werden zu Minibotschaftern ihres europäischen Heimatlandes. Damit ist die Idee von „Europa macht Schule“ bereits weitgehend umrissen: Durch die direkte Begegnung und das gemeinsame Arbeiten an einem Thema wird Europa, seine Menschen, seine Kulturen, für alle Beteiligten persönlich erlebbar. In unmittelbarster Weise finden so europäischer Austausch und Verständigung statt.
Anmeldung jedes Jahr bis November online unter www.europamachtschule.de.
Projekte und Materialien
Comenius Projekt des Monats
Eine Griechin zu Gast in Rheinland-Pfalz
Projekt des Monats Dezember 2011
Wie eine Grundschule zur COMENIUS-Gastschule wird
Griechischer Tanz mIt der COMENIUS-Assistentin'
Die Zusammenarbeit zwischen der COMENIUS-Assistentin Marina Smyrli aus Griechenland und der Maria-Montessori-Grundschule in Winnweiler (Rheinland-Pfalz) zeigt beispielhaft, wie alle Beteiligten vom Programm COMENIUS-Assistenzzeiten profitieren können. Der PAD zeichnet die Zusammenarbeit von Schule und COMENIUS-Assistentin als "Projekt des Monats Dezember" aus.
Mehr Informationen unter: www.kmk-pad.org/praxis/pdm/pdm-12-2011.html
Hamburger Schulen mit Comenius-Projekten
Grundschulen und Kindergärten
Das Projekt der Westerschule Finkenwerder befindet sich im Unterkapitel "Grundschule"
Kinderwelt Hamburg e.V. Internationaler Kindergarten
Belgien, Finnland, Rumänien, Tschechische Republik: Der Kinderwelt Kindergarten beteiligt sich an einem multilateralen Projekt mit dem Thema "Wie beeinflusst die Umgebung das Spiel der Kinder?".
Kindertagesstaette am Blumenacker (Vereinigung Hamburger Kindertagesstatten gGmbH) Kindertagesstaette am Blumenacker Die Kindertagesstätte am Blumenacker beteiligt sich an einem multilateralen Projekt mit dem Thema "TRAVELLING THROUGH THE SEAS OF EUROPE".
Stadtteilschulen
Ganztagsstadtteilschule Mümmelmannsberg
Lettland, Spanien, Italien, Deutschland, Belgien, Polen und die Türkei: Die Ganztagsstadtteilschule Mümmelmannsberg beteiligt sich an einem multilateralen Projekt mit dem Thema "Young Professionals".
Julius-Leber-Gesamtschule Frankreich, Schweden, Großbritannien und Spanien: Die Julius-Leber-Gesamtschule beteiligt sich an einem multilateralen Projekt mit dem Thema "My community in Europe - Discovering and preserving the diversity of our cultural heritage".
Stadtteilschule Barmbek, Fraenkelstraße
Portugal, Griechenland, Türkei: Die Stadtteilschule Barmbek beteiligt sich an einem multilateralen Projekt mit dem Thema "Migration - Einwanderung und Auswanderung".
Gymnasien
Gymnasium Ohmoor
Island, Luxemburg, Österreich, Spanien und der Tschechischen Republik: Das Gymnasium Ohmoor beteiligt sich an einem multilateralen Projekt mit dem Thema "B.E.L.L. (Business Economics Language Learning)".
Gymnasium Rahlstedt
Norwegen, Deutschland, Frankreich: Das Gymnasium Rahlstedt beteiligt sich an einem multilateralen Projekt mit dem Thema "Us and Them - Social minorities in Germany, France and Norway".
Gymnasium Dörpsweg Griechenland, Österreich, Finnland: Das Gymnasium Dörpsweg beteiligt sich an einem multilateralen Projekt mit dem Thema "Licht und Schatten".
Gymnasium Marienthal
Türkei, Portugal Das Gymnasium Marienthal beteiligt sich an einem multilateralen Projekt mit dem Thema "URBANSCAPE".
Gymnasium Süderelbe Türkei, Portugal
Das Gymnasium Süderelbe wird sich an einem multilateralen Projekt mit dem Thema "European Energy Supply in the Year 2050" beteiligen.
Niels-Stensen-Gymnasium
Österreich, Italien, Frankreich, Spanien Das Niels-Stensen-Gymnasium beteiligt sich an einem multilateralen Projekt mit dem Thema "Proteine".
Berufsbildende Schulen
Die Comenius der Berufsbildenden Schulen befinden sich im gleichlautenden Kapitel.
Quelle: www.hamburger-bildungsserver.de/index. ...
Eine deutschlandweite Gesamtübersicht aller geförderten aktuellen Maßnahmen steht unter folgendem Link zum Download bereit: www.kmk-pad.org/programme/comenius/gefoerderte-massnahmen.html
Erfahrungsberichte
Bericht zum COMEMIUS Projekt der Stadtteilschule Walddörfer: Italienaustausch
Im Mai 2008 ist zum ersten Mal eine Gruppe von über 20 Schülerinnen und Schülern aus Jahrgang 12 zu einer Partnerschule in Neapel gefahren. Vorher war eine Gruppe aus Neapel bei uns in Hamburg. Hintergrund dieses Austausches war das Schicksal des kleinen neapolitanischen Jungen Sergio Desimone, der als eines der 20 Kinder vom Bullenhuser Damm von dem nationalsozialistischen Arzt Dr. Heißmeyer für medizinische Experimente missbraucht und schließlich wie die anderen 19 Kinder umgebracht wurde. Sowohl in Neapel als auch in Hamburg fanden Gedenkveranstaltungen für Sergio Desimone und die Kinder vom Bullenhuser Damm statt. Die beteiligten Schülerinnen und Schüler haben sich zum Beispiel in Facharbeiten mit dem Schicksal der Kinder vom Bullenhuser Damm auseinandergesetzt. Es ist beabsichtigt, den Austausch zwischen dem Instituto Tecnico Commerciale .Ferdinando Galiani" und der Stadtteilschule Walddörfer mit weiteren thematischen Schwerpunkten im Rahmen des EU-Förderprogrammes COMENIUS fortzusetzen.
Quelle: www.stadtteilschule-walddoerfer.de/was/austausch/italien.html
Bericht zum COMEMIUS Projekt des Gymnasiums Altona: Italienaustausch: Was meinen die Schüler?
Unsere Schülerinnen und Schüler haben sich zu ganz verschiedenen Punkten der Reise Gedanken gemacht, je nach dem, was ihnen besonders gefallen hat, was sie beeindruckt hat oder was sie für bemerkenswert hielten.
Eine andere Mentalität kennenlernen...
Paola (10c) fiel vor allem die Mentalität der Zyprioten auf: „Auf der einen Seite ist die deutsche Kultur als eine sehr seriöse und zurückhaltende bekannt. Die Zyprioten dagegen sind trotz der geschichtlichen Hintergründe ein sehr fröhliches, offenes und warmherziges Volk.“ Zu dieser Geschichte hat Jelle (9c) Informationen eingeholt, die belegen, dass Zypern schon immer aufgrund seiner Lage zwischen Europa, Afrika und Asien die Begehrlichkeiten von Reisenden aller Art geweckt hat: “Richard Löwenherz eroberte die Insel im Jahre 1191 n.Chr. …Später verkaufte er die Insel.“ Die Spuren des häufigen Wechsels der Besitzer und Besatzer lassen sich auf Zypern deutlich erkennen, wobei die Insel insgesamt kulturell und ökonomisch davon profitiert zu haben scheint. Um Ökonomie im Kleinen ging es Timothy (9c), dem auffiel, dass der Besuch von Spielhallen eine Lieblingsbeschäftigung junger Zyprioten ist. Der Gewinn scheint dabei allerdings nicht das Entscheidende zu sein: „Es gab auch Automaten, bei denen man wusste, dass man keine Chance hatte zu gewinnen, da aber die Preise sehr verlockend waren, versuchten viele Besucher ihr Glück.“ Leonard (10c) hielt die Essgewohnheiten für bemerkenswert: „In Deutschland gibt es durchschnittlich drei Mahlzeiten, auf Zypern ungefähr fünf und fast immer als mehrgängiges Menü.“ Überliefert ist, Leonard habe auch einen Krebs und eine Schnecke gegessen.
Quelle: www.gymaltona.de/index.php?m=Comenius&s=&id=259
Bericht zum COMEMIUS Projekt der Beruflichen Schule am Lämmermarkt:
Europa macht Schule - Katalonien am Lämmermarkt
„Ihr habt euch viele Gedanken gemacht, wart gut vorbereitet und habt uns eure Kultur nahe gebracht", „Es hat Spaß gemacht, euch zuzuhören". Die Schülerinnen und Schüler der 11b äußern sich begeistert zu dem Projekt „Katalonien" im Geografieunterricht, das von zwei spanischen Gaststudenten im Rahmen von „Europa macht Schule" (EmS) durchgeführt wurde. Ziel dieses Programms ist es, den europäischen Austausch lebendig werden zu lassen, indem Studenten und Schüler an einem gemeinsamen Projekt arbeiten. Zunächst haben Rosa de les Neus Marco und Guillem Verdera, die für ein Jahr nach Hamburg gekommen sind, ihre Heimatregion Katalonien vorgestellt. In der nächsten Doppelstunde hatten die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, Katalonien auf vielfältige Art und Weise kennen zu lernen: Sie hörten katalanische Lieder, übten gemeinsam einen landestypischen Tanz ein und zeigten ihr Wissen in einem Katalonien-Quiz. Mit selbst gemachtem Tomatenbrot nach katalanischem Rezept verabschiedeten sich unsere Gäste. Der lebendige interkulturelle Austausch sorgte für ein rundum gelungenes Projekt.
Quelle: www.gymnasium.laemmermarkt.de/index.php?id=299&tx_ttnews[swords]=&tx_ttnews[tt_news]=224&cHash=1afef5cd12ab991551d0a9f3a5e76478
... das ist schon bemerkenswert mit den "positiven" Geschichten für die Hochglanzbroschüren. Immerhin ist es eine Hamburger Schule, die hier eine reflexive Lernhaltung einnimmt:
(M1) Offener Brief an die Bevölkerung von Srebrenica:
Offener_Brief_an_die_Bevölkerung_des_Ortes_Sibenica.pdf
Quelle: No Limits. Schülerzeitung der Gesamtschule Stellingen, Ausgabe Dezember 2006, S. 74
Dass Krisen zu bildungsproduktiven Lernsituationen dazu gehören, machen die Erfahrungsberichte aus den Projekten nur selten sichtbar. Jede/r Pädagog/in weiß darum und kennt solche Krisen, denn dass Schulpartnerschaften und Hilfsprojekte immer auch "riskante Lerngelegenheiten" darstellen können, zeigt der Brief der Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Stellingen, der Gymnasien Alstertal und Corveystraße: Ein Teilprojekt musste unter schwierigen Bedingungen abgebrochen werden. Solche mutigen Erfahrungsberichte sind leider selten. Ebensolche Erfahrungen können aber dabei stets der produktiven Auseinandersetzung mit Rückschlägen und Enttäuschungen dienen, die auch ein vordergründig gescheitertes Projekt zu einer weiterführenden Lerngelegenheit machen.