Zwischen einsprachiger und mehrsprachiger Wahrnehmung von Mehrsprachigkeit
Patchareerat Yanaprasart, Universität Genf, Fakultät für Geisteswissenschaften, ELCF
Sílvia Melo-Pfeifer, Universität Hamburg, Fakultät für Erziehungswissenschaft, Didaktik der romanischen Sprachen
Helmut Johannes Vollmer*, Universität Osnabrück, Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft
Ziel und Forschungsfragen
Dieses didaktische Projekt hat es sich zum Ziel gesetzt, die Einstellungen von Studierenden der Didaktik der Sprachen gegenüber mehrsprachigen Dozent*innen zu analysieren. Es zielt darauf ab, die Anerkennung der mehrsprachigen Kompetenzen und die Vision der Mehrsprachigkeit zu hinterfragen, da der Unterricht für die einen in einer Fremdsprache und für die anderen in einer Erstsprache gegeben wird (Taillefer, 2004). In der Tat stellt sich der universitäre Kontext als eine doppelt asymmetrische Beziehung im Zusammenhang zwischen Lehrkraft und Studierenden heraus, sowohl bezüglich fachspezifischer Kenntnisse als auch linguistischer Kompetenzen. Im Fokus der Untersuchung steht vor allem die Frage nach der Wahrnehmung der beschriebenen Akteure in Bezug auf die Kompetenzen der akademischen und wissenschaftlichen Kommunikation der verschiedenen Sprachen allgemein und besonders der mehrsprachigen Lehr- und Unterrichtskompetenzen. Die Frage nach der Wahl der Sprache kann bezüglich der Kategorien der Lehrkraft variieren. Es lassen sich vier verschiedene Fälle darstellen:
- Lehrkräfte, deren erste Sprache die lokale Sprache ist, unterrichten in der lokalen Sprache
- Lehrkräfte, deren erste Sprache die lokale Sprache ist, unterrichten in einer anderen Sprache
- Lehrkräfte, deren erste Sprache nicht die lokale Sprache ist, unterrichten in der lokalen Sprache
- Lehrkräfte, deren erste Sprache nicht die lokale Sprache ist, unterrichten in einer anderen Sprache (CPL, 2011)
Diese Variablen bringen uns dazu zu hinterfragen, wie die mehrsprachigen Kompetenzen der Lehrkräfte wahrgenommen, privilegiert, auf- oder abgewertet werden (Kramsch 1997, Clark and Paran 2007). Werden sie in den ein- und mehrsprachigen Kontexten unterschiedlich beurteilt (McLeod and O´Rourke 2015, Blommaert and Verschueren 1998)? Werden sie von den Studierenden verschieden wahrgenommen, die sich selbst als Muttersprachler oder nicht Muttersprachler in Bezug auf die Unterrichtssprache betrachten? In welchem Maße, unter welchen Bedingungen und aus welchen Gründen sollte ein mehrsprachiges Profil einen Teil der professionellen, akademischen sowie wissenschaftlichen Kompetenzen ausmachen?
*Prof. Dr. habil. Helmut Johannes Vollmer
(johannes.vollmer"AT"uni-hamburg.de)
Professor i. R. für Englisch, Angewandte Linguistik und Fachdidaktik an der Universität Osnabrück; davor an den Universitäten Bremen und Leipzig sowie am Webster College, St. Louis, USA, tätig. Nach Emeritierung Wechsel an die Universität Hamburg (Projektmitarbeit).
Forschungsgebiete: Kompetenzforschung, Fremd- und Zweitsprachenerwerb, Bilinguales Lernen und Lehren, Mehrsprachigkeit, Interkulturelle Kommunikation, Sprache(n) in allen Fächern.
1981 Promotion über die Empirie der „Struktur von Fremdsprachenfähigkeit“, 1994 Habilitation über „Lernersprache“ und seine Modellierung (am Beispiel des Englischen). Internationale Kooperationen im Rahmen von mehreren aufeinander folgenden Forschungsprojekten, zuletzt über die Verwendung des Englischen als Arbeitssprache beim Fachlernen (Bilingualer Sachfachunterricht, Content and Language Integrated Learning – CLIL), 2003-2006 DFG-Projekt dazu. 1998-2006 Aufbau und Leitung eines Graduiertenprogramms zur Ausbildung bilingualer Lehrkräfte an der Universität Osnabrück. Seit 2006: Wiss. Experte in Projekten des Europarats in Strasbourg, Frankreich zur Förderung von Sprachlichkeit, Mehrsprachigkeit und Interkultureller Erziehung.
Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Fremdsprachenforschung (DGFF, 1989) sowie der Gesellschaft für Fachdidaktik (GFD, 2001). Aktives Mitglied in der Gesellschaft für Angewandte Linguistik (GAL) und in der Gesellschaft für Kanadastudien (GKS), ebenso in der Association Internationale de la Linguistique Appliquée (AILA), der American Association of Applied Linguistics (AAAL) und der International Systemic Functional Linguistics Association (ISFLA). Langjähriges Mitglied im Editorial Board der „Zeitschrift für Fremdsprachenforschung“, Gründungsmitglied der Online-Zeitschrift „Research in Subject-Matter Teaching and Learning (RISTAL).
(Homepage mit umfassender Veröffentlichungsliste)
Produkte
Veröffentlichungen
- MELO-PFEIFER, S. (2019). « L’authenticité plurilingue comme idéologie linguistique à l’université ». In L. Gajo; J.-M. Luscher ; I. Racine & F. Zay (eds.), Variation, plurilinguisme et évaluation en FLE. Bern: Peter Lang (241-252). ISBN 978-3-631-79643-6.
- MELO-PFEIFER, S. & YANAPRASART, P. (2019). Introduction: Plurilingual expatriate teachers in Higher Education. European Journal of Higher Education. DOI:10.1080/21568235.2019.1597748.
- MELO-PFEIFER, S. & YANAPRASART, O. (2017). “O professor universitário plurilingue e as ideologias monolingues dominantes. Um estudo comparativo Hamburgo-Genebra”. In FÓRUM CIDTFF: livro de posters, disponível em http://ria.ua.pt/handle/10773/18088
- YANAPRASART, P. & MELO-PFEIFER, S. (2019). Students’ Perceptions of Authenticity of Plurilingual Non-native Teachers in Multilingual Higher Education settings: an explorative and comparative case study of Geneva and Hamburg. European Journal of Higher Education. DOI:10.1080/21568235.2019.159774.