LeMuR
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Learning with Multiple Representations
Laufzeit: seit 2015 (begonnen am IPN – Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, Kiel, jetzt Universität Hamburg)
Naturwissenschaften prägen heutzutage Gesellschaft und Wirtschaft, sodass ein naturwissenschaftliches Grundverständnis für eine politische Teilhabe unabdingbar ist. Da sich gerade in naturwissenschaftlichen Disziplinen wie der Biologie vielfältiger externer Repräsentationen zur Darstellung komplexer, nicht fassbarer Phänomene bedient wird, stellt unter anderem die Fähigkeit, Informationen aus diesen zu erschließen, eine wichtige Ressource für das Lernen dar. Zur Kommunikation in der Biologie werden des Öfteren auch bildliche externe Repräsentationen eingesetzt, die spezifisch für die Biologie sind, z. B. Genkarten oder Kladogramme.
Kombinationen aus zwei oder mehr externen Repräsentationen zu einem Bezugsobjekt werden als multiple externe Repräsentationen (MER) bezeichnet. Diese bergen großes lernförderliches Potential zum Verstehen komplexer Phänomene durch Schüler:innen. Mehrere Studien haben allerdings aufgezeigt, dass Schüler:innen das Erschließen von Informationen aus MER Schwierigkeiten bereiten kann. Ein Charakteristikum von MER ist der Grad der Redundanz, also inwieweit Informationen aus einzelnen Repräsentationen in anderen Repräsentationen derselben MER wiederholt werden. Dieses Charakteristikum wurde im Rahmen dieses Projektes in einer experimentellen Studie variiert. Hier wurde untersucht, wie gut Personen nach erfolgreicher Beendigung der Schullaufbahn (Biologiestudierende) in der Lage sind, mit redundanten und nicht-redundanten MER (sowie rein textlichem Material) zu Themen der Biologie zu arbeiten. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Fachunterricht in der Schule anscheinend nicht ausreichend dazu befähigt, mit verschiedenartigen MER in der Biologie zu arbeiten. Wenn komplexe, biologiespezifische Abbildungen in der Testaufgabe enthalten waren, erzielten die Studierenden geringere Testleistungen als Studierende, die mit rein textlichem Material arbeiteten. Redundanz, hier die Wiederholung lösungsrelevanter Informationen aus bildlichen Repräsentationen im Text, führte zu besserer Testleistung als wenn Informationen zwingend aus bildlichen Repräsentationen und Text entnommen werden mussten, um die Aufgabe zu lösen (Magnus, Schütte, & Schwanewedel, 2020). Möglicherweise spielen spezifische persönliche Überzeugungen in Bezug auf die Fähigkeit, mit komplexen Abbildungen (in der Biologie) arbeiten zu können, eine Rolle bei der Bearbeitung derartiger Aufgaben und somit für die erreichte Testleistung. Diese Annahme wird im Rahmen dieses Projektes ebenfalls überprüft.
Personen
- Lara Magnus & Prof. Dr. Julia Schwanewedel, Universität Hamburg
- Dr. Kerstin Schütte, IPN Kiel
Publikationen
- Magnus, L., Schütte, K., & Schwanewedel, J. (2021). Fachspezifische, komplexe Abbildungen verarbeiten – (auch) eine Frage der Überzeugung. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 68. https://doi.org/10.2378/peu2021.art29d
- Magnus, L., Schütte, K., & Schwanewedel, J. (2020). Challenges solving science tasks with text–picture combinations persist beyond secondary school. Journal of Research on Educational Effectiveness, 13, 759–783. https://doi.org/10.1080/19345747.2020.1750744