Forschung
In der Forschung folgen wir unserem Selbstverständnis anhand eines praxeologischen Ansatzes (u.a. Bohnsack 2017), der mit dem ethnografischen Blick in der Erziehungswissenschaft verknüpft ist. Mit Hilfe u.a. der Dokumentarischen Methode rekonstruieren wir
- die sozialen und pädagogischen Praktiken im Kontext von Englischunterricht, sowie
- die Einstellungen und Haltungen der Akteure dazu.
Im Zentrum unserer Erkenntnisinteressen stehen also stets die an fremdsprachlicher Bildung beteiligten Akteure.
Konkret beschäftigten wir uns in der Forschung mit den folgenden Themen der Fremdsprachendidaktik. Dabei berühren sich die unterschiedlichen Felder an verschiedenen Punkten und greifen ineinander.
Bilingualer Unterricht (BU) und Content and Language Integrated Learning (CLIL)
Wir verstehen den BU als eine mögliche Form des in der internationalen Diskussion gängigen Konzepts CLIL. Zwei Forschungsprojekte sind in diesem Bereich angesiedelt: Wir beforschen dabei
- die Akteursperspektiven der Schüler/innen (Wie nehmen Schüler/innen den BU wahr?) sowie
- die Professionalität der Lehrkräfte (Was bedeutet es, Lehrkraft für den BU zu werden und zu sein?).
Kooperatives Lernen (KL)
Hier interessiert uns
- inwieweit verschiedene Formen des KL zu unterschiedlichen Fähigkeiten bei den Schüler/innen führen und
- welche Fähigkeiten die Lernenden mitbringen müssen, damit KL für sie Gewinn bringend ist.
Außerdem untersuchen wir, was die Ein- bzw. Durchführung von KL im Englischunterricht für Lehrkräfte bedeutet:
- Was müssen sie dazu wissen und können?
- Welche Herausforderungen bietet KL für sie?
Schließlich interessiert uns das kooperative Unterrichtsgeschehen selbst:
- Welche institutionellen Routinen wirken dabei?
- Wie wird im kooperativen Unterricht mit Ungewissheit umgegangen?
Professionsforschung
- Was macht professionelles Handeln von Fremdsprachenlehrpersonen aus - auch vor dem Hintergrund sich verändernder gesellschaftlicher Bedingungen (vgl. Mehrsprachigkeit)?
- Wie kann Professionalität bereits im Studium angebahnt und im Beruf kontinuierlich weiterentwickelt werden?
Ein Forschungsprojekt widmet sich Professionalisierungsprozessen Studierender in schulischen Praxisphasen anhand von Gesprächen mit Mentor/innen zur Vor- und Nachbesprechung von Englischunterricht. Dabei werden Aushandlungsprozesse zwischen verschiedenen Wissensbeständen, welche die Akteure aus ihrer jeweiligen Perspektive heraus einbringen, rekonstruiert.
Weitere Forschungsprojekte des Arbeitsbereichs untersuchen Professionalität und Professionalisierung im Kontext von Bilingualem Unterricht, von Literatur im Englischunterricht, von Kooperativem Lernen sowie von Mehrsprachigkeit.
Mehrsprachigkeit
Ein Forschungsprojekt rekonstruiert aus episodischen Interviews die Wahrnehmung von Lehrpersonen in Bezug auf Mehrsprachigkeit von Schüler/innen. Es liegt damit an der Schnittstelle zwischen Professionsforschung und migrationsbedingter gesellschaftlicher Vielfalt. Daraus können Aussagen über Potenziale und Grenzen für Unterrichtsentwicklung und Professionalisierung von Lehrer/innen getroffen werden.
Ein zweites Forschungsprojekt setzt sich mit der Perspektive junger mehrsprachiger Schüler/innen auf ihren Englischunterricht auseinander:
- Auf welche Weise nehmen sie ihre eigene lebensweltliche Mehrsprachigkeit wahr?
- Wie nehmen sie vor diesem Hintergrund den institutionell gerahmten Fremdsprachenunterricht wahr?
Ein drittes Forschungsprojekt in diesem Bereich ist in Entstehung. Es verknüpft die Perspektiven der Linguistik und der Fachdidaktik auf den Gegenstand Mehrsprachigkeit miteinander. Anhand dessen sollen weiterführende Aussagen über mehrsprachigen Fremdsprachenunterricht formuliert werden.
Literaturdidaktik
Ein bereits abgeschlossenes Projekt hat sich mit dem schülerseitigen Umgang mit komplexen irritierenden ästhetischen Texten beschäftigt. Hierfür wurden Diskussionen von Schüler/innen der Sekundarstufe II rekonstruiert, die sich an einem literarischen Text bzw. einem Kurzfilm entzündeten.
Ein laufendes Projekt setzt sich mit dem Einsatz literarische Texte in der Sekundarstufe I auseinander. Damit wird eine Schulstufe in den Blick genommen, in welcher der Englischunterricht traditionell stark am Lehrwerk ausgerichtet ist. Literarische Texte hingegen nehmen nur einen geringen Stellenwert ein. Im Rahmen der Studie werden Lehrpersonen aus ganz Hamburg sowohl quantitativ mittels Fragebogen als auch qualitativ durch narrative Interviews befragt.
Umgang mit Ungewissheit im Englischunterricht
Dies hat sich als ein wichtiges Querschnittsthema erwiesen, welches in der Professionsforschung, in der Forschung zum kooperativen Lernen sowie der Literaturdidaktik auftaucht.
Ein Forschungsprojekt widmet sich der Rolle von Ungewissheit im Englischunterricht nun explizit. Es geht von der Annahme aus, dass Ungewissheit ein konstitutives Merkmal jeglichen pädagogischen Geschehens und Handelns ist. Rekonstruiert werden Momente von Ungewissheit und Irritation, sowie Öffnungs- und Schließungstendenzen im Englischunterricht. Von Interesse ist dabei insbesondere, wie Schüler/innen und Lehrpersonen auf der fremdsprachlich-fachlichen sowie auf der sozial-interaktiven Ebene damit umgehen.