II. Bildungstheoretisch-fachdidaktischer Zugang
Ausgangslage:
Der Umgang mit Ungewissheit muss zentrales Bildungsziel einer Schule sein, die ihre Legitimationsfunktion für eine demokratische und dem Grundgesetz bzw. den allgemeinen Menschenrechten verpflichteten Gesellschaft ausfüllen will. Daraus wiederum folgt, dass in allen Fächern nach bestehenden und neuen Unterrichtsformen und/oder Unterrichtsverständnissen zu suchen ist, die Irritationen beim Lernen zur Induzierung produktiver Krisen aufgreifen oder auch gezielt inszenieren.
Ungewissheiten stellen ein pädagogisches Potenzial dar: etwa Ungewissheit bezüglich der Art und Weise,
- wie ein fachlicher Gegenstand zu verstehen ist,
- wie Widersprüche aufgeklärt werden können und
- wie damit umgegangenen werden kann, dass bisher für fraglos Gehaltenes angesichts irritierender Erfahrungen seine Geltung verliert.
In derart durch feste Anerkennungsverhältnisse und praktische Solidarität geschützten, aber kognitiv und emotional herausfordernden Räumen können Kinder und Jugendliche Lern- und Bildungserfahrungen machen, die sie auf einen produktiven Umgang mit Ungewissheit im außerschulischen Leben vorbereiten. Dazu müssen Inhalte (didaktische Ebene) und Inszenierungsformen (methodische Ebene) gleichermaßen in den Blick genommen werden.
Erkenntnisinteresse:
Das gemeinsame Erkenntnisinteresse richtet sich auf die Erzeugung von bzw. das gezielte Aufgreifen von Ungewissheitssituationen in der Auseinandersetzung mit fachlichen Gegenständen, um Bildungsprozesse auszulösen. Die Lehrperson fungiert dabei als „Irritations- bzw. Kriseninduzierer“ und Begleiterin im Umgang mit Irritation/Krise, die Schüler/innen begreifen wir als gestaltende Akteure im Umgang mit Ungewissheit.
Fragestellung:
- Wie verhält sich Ungewissheit zu den Zielen der einzelnen Fächer und welche fachlichen Inhalte tragen das Potential für produktive Ungewissheitssituationen im Unterricht in sich (didaktische Ebene)?
- Mit welchen Inszenierungsformen lassen sich diese Ziele und Inhalte im Fachunterricht realisieren (methodische Ebene)?
- Welche Gelingensbedingungen lassen sich daraus für einen „ungewissheitsfreundlichen“ Fachunterricht rekonstruieren?
Personen:
- Prof. Dr. Ingrid Bähr & Prof. Dr. Claus Krieger (Sportdidaktik),
- Prof. Dr. Andreas Bonnet & Dr. Elisabeth Bracker (Englischdidaktik),
- Prof. Dr. Kerstin Michalik (Didaktik des Sachunterrichts ),
- Prof. Dr. Sandra Sprenger (Geographiedidaktik ),
- Prof. Dr. Wolfgang Sting (Theaterpädagogik),
- Britta Lübcke (Biologiedidaktik),
Projekte:
- Einrichtung
- : Titel
- : Dauer
- : Projektleitung
Didaktik der gesellschaftswissenschaftlichen und mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer (EW 5)
- Titel: Ungewissheit als Dimension des Philosophierens mit Kindern
- Projektleitung: Prof. Dr. Kerstin Michalik