Ungewissheit als Dimension pädagogischen Handelns
Fakultärer Forschungsschwerpunkt
Allgemeine Zielsetzung
Ungewissheit ist zum gesellschafts- und zeitdiagnostisch bedeutsamen Begriff avanciert. Zum einen wird damit auf die zunehmenden Risiken verwiesen, die sich in unterschiedlichen gesellschaftlichen Handlungsfeldern und in unterschiedlichen Ausprägungen entfalten, und die unter dem Stichwort 'postfaktischer Populismus’ den Kern westlicher Demokratien selbst bedrohen. Zum anderen resultiert daraus die Suche nach einem adäquaten Umgang mit Ungewissheiten. Für die Erziehungswissenschaft bedeutet dies darüber nachzudenken,
- wie sich die Bedingungen für Erziehung, Bildung und Lernen angesichts von aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen unter dem Fokus von gesteigerten Ungewissheiten verschoben haben,
- welche Ausprägungen von Ungewissheit in Erziehung, Bildung und Lernen sichtbar werden, indem der (Fach)Unterricht aus Sicht der Schüler/innen und der Lehrkräfte genauer untersucht wird,
- welche Folgen sich daraus für die Schule als Organisation ableiten lassen und
- welche Folgen sich daraus für die Professionalisierung von Lehrkräften ergeben, damit diese auf den Umgang mit den konstitutiven und gesteigerten Ungewissheiten vorbereitet werden.
Der fakultäre Forschungsschwerpunkt Ungewissheit als Dimension pädagogischen Handelns will diese unterschiedlichen Perspektiven aufspannen, bündeln und in Beziehung setzen. Dabei haben sich vier Zugänge herauskristallisiert:
- Die sich verändernden Bedingungen sollen unter einer grundlagen-theoretischen Perspektive aufgearbeitet und analysiert werden. Dabei kommt auch die Makroebene des Bildungssystems in den Blick.
- Den konkreten Ausprägungen von Ungewissheit auf der Mikroebene wird im (Fach)Unterricht und mit Blick auf die Schüler/innen unter einer bildungstheoretisch-fachdidaktischen Perspektive nachgespürt.
- Die dabei zu berücksichtigenden Wechselwirkungen mit dem Handeln der Lehrer/innen, deren beruflicher Identitätsfindung und den daraus erwachsenden Anforderungen an Lehrerbildung werden unter einer professionstheoretischen Perspektive beforscht.
- Den Folgen für die Mesoebene des Bildungssystems schließlich soll unter einer schulentwicklungs-theoretischen Perspektive auf den Grund gegangen werden.
Als Querschnittaufgabe muss forschungsmethodische Entwicklungsarbeit geleistet werden. Konkret bedeutet dies, dass zur Erfassung von Ungewissheit in den einzelnen Bereichen gegenstandsadäquate Forschungsmethoden gefunden und (weiter-)entwickelt werden müssen.
Zentrale Fragestellungen des fakultären Forschungsschwerpunktes
- Welche Chancen, Herausforderungen und Erkenntnisse ergeben sich aus der Fokussierung von Ungewissheit unter allgemein-erziehungswissenschaftlichen, fachdidaktischen, professionstheoretischen und schulentwicklungstheoretischen Perspektiven?
- Wie lässt sich Ungewissheit als zentrale Dimension pädagogischen Handelns in einem Dialog zwischen qualitativ-rekonstruktiven und quantitativen Methodologien empirisch erfassen?