2010-2014: Lehrerperspektiven auf unsichere Evidenz im naturwissenschaftlichen Unterricht
In diesem Projekt werden Aspekte professioneller Kompetenz von Lehrpersonen naturwissenschaftlicher Unterrichtsfächer im Umgang mit unsicherer Evidenz im Unterricht rekonstruiert und Zusammenhänge zwischen einzelnen Kompetenzfacetten sowie weiteren personenbezogenen Variablen analysiert.
Die konstruktive Teilhabe an einer demokratischen Gesellschaft (z.B. an öffentlichen Diskursen im Kontext wissenschaftlicher Themen wie Kernenergie, Elektrosmog, Klimadiskussionen u.a.), setzt u.a. voraus, dass die Teilhabenden über Kompetenzen im Umgang mit fragiler und konfligierender Evidenz verfügen. In besonderem Maße tragen die Lehrpersonen die Verantwortung, konstruktive Lernarrangements hierfür im naturwissenschaftlichen Unterricht zu inszenieren. Die Lehrerperspektive auf unsichere Evidenz im schulischen Unterricht stellt in diesem Zusammenhang ein offenes Forschungsfeld dar.
Die Datenerhebung erfolgt mit qualitativen, problemzentrierten, halbstrukturierten Interviews. Bestandteil der Interviews sind Videovignetten von inszenierten Unterrichtssituationen, die durch das Auftreten unsicherer Evidenz geprägt sind. Die Filme basieren auf Drehbüchern, die eigens entwickelt und mit Unterstützung von fachdidaktischen Experten und erfahrenen Lehrkräften in mehreren Schritten validiert worden sind. Sie enden ohne Lösungsoptionen und offenbaren Handlungsbedarf aus Lehrerperspektive. Das Interview beginnt mit der Aufforderung über mögliche und wünschbare Handlungsstrategien zu sprechen. Die Datenerhebung wird durch die Verwendung von Fragebögen zu personenbezogenen Variablen (Personal Need for Structure, allgemeine Selbstwirksamkeitserwartungen, Vorstellungen zum Lehren und Lernen, Vorstellungen zur Natur der Naturwissenschaften) flankiert.
Die Auswertung der Interviews erfolgt zunächst in Form einer Rekonstruktion der individuellen Lehrerperspektiven über unsichere Evidenz im naturwissenschaftlichen Unterricht auf Fallebene. In einem zweiten Schritt werden die Einzelfälle verglichen und eine Typologie erarbeitet.
Zugehörige Publikationen und Materialien:
Ruhrig, J. & Höttecke, D. (2015). Components of Science Teachers’ Professional Competence and Their Orientational Frameworks when Dealing with Uncertain Evidence in Science Teaching. International Journal of Science and Mathematics Education, special issue.
Ruhrig, J. & Höttecke, D. (2015). Was, wenn das Experiment nicht klappt? Unsichere Evidenz als Lerngelegenheit nutzen [What to do, when practial work goes wrong? Uses of uncertain evidence for learning]. Unterricht Physik, 144, 32-35.
Ruhrig, J. & Höttecke, D. (2014). Lehrerperspektiven auf unsichere Evidenz im naturwissenschaftlichen Unterricht. In S. Bernholt, Zur Didaktik der Chemie und Physik, GDCP-Jahrestagung in München 2013 (S. 186-188).
Ruhrig, J. und Höttecke, D. (2013), teachers' practical epistemologies, paper presented at the IHPST Conference 2013 in Pittsburgh.
Ruhrig, J.; Ohlsen, M. und Höttecke D. (2013), Lehrerperspektiven auf unsichere Evidenz I: Projektziele, -design und Erhebungsinstrumente. In: Bernholt, S. (Hsg.) (2013), Inquiry based learning - Forschendes Lernen, Reihe: Gesellschaft für die Didaktik der Chemie und Physik, Jahrestagung in Hannover 2012, IPN Kiel.
Krüger, J; Ruhrig, J. und Höttecke D. (2013), Lehrerperspektiven auf unsichere Evidenz II: Ergebnisse einer Gruppendiskussionsstudie. In: Bernholt, S. (Hsg.) (2013), Inquiry based learning - Forschendes Lernen, Reihe: Gesellschaft für die Didaktik der Chemie und Physik, Jahrestagung in Hannover 2012, IPN Kiel.
Ruhrig, J. und Höttecke, D. (2011), Aspekte professioneller Kompetenz von Lehrpersonen naturwissenschaftlicher Fächer im Umgang mit konfligierender Evidenz im Unterricht, Dokorandenkolloquium der GDCP in Freiburg 04.-06.11.2011.