Archiv früherer Projekte
Dies ist eine kleine Auswahl früherer Forschungprojekte. Bitte klicken Sie auf die Projekttitel um weitere Informationen zu den jeweiligen Projekten zu erhalten.
Bildungsinstitutionen im Spiegel von Flüchtlingsbiographien afrikanischer Jugendlicher
Im Zentrum der Studie stand die Untersuchung der Bildungssituation junger afrikanischer Flüchtlinge in Hamburg, sog. minderjähriger unbegleiteter Flüchtlinge, die aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen, Gemeinsamkeiten in der Biographie und kollektiver (rassistischer) Zuschreibungen eine ähnliche Position im sozialen Raum der Aufnahmegesellschaft einnehmen. Es konnten die Wechselbeziehungen zwischen den Reaktionen der Bildungsinstitutionen auf die Anwesenheit dieser besonderen Gruppe Jugendlicher einerseits und deren Bildungserwartungen und Verhalten der Jugendlichen andererseits gezeigt werden. Insbesondere die rechtliche Situation mit einer unsicheren Aufenthaltsperspektive („Duldung“) und fehlender Arbeitserlaubnis erwies sich als undurchdringbares Hindernis für Bildungsbeteiligung und Schulerfolg. Dennoch bewiesen die Jugendlichen Widerstandskraft und Lebenswille in einem erstaunlichen Maß.
Veröffentlichungen:Neumann, Ursula/ Niedrig, Heike/ Schroeder, Joachim/ Seukwa, Louis Henri (Hg. 2002): Wie offen ist der Bildungsmarkt? Rechtliche und symbolische Ausgrenzungen junger afrikanischer Flüchtlinge im Bildungs-, Ausbildungs- und Beschäftigungssystem. Münster/ New York: Waxmann-Verlag.Neumann, Ursula/ Niedrig, Heike/ Schroeder, Joachim/ Seukwa, Louis Henri (Hg. 2003): Lernen am Rande der Gesellschaft: Bildungsinstitutionen im Spiegel von Flüchtlingsbiografien. Münster/ New York: Waxmann-Verlag.Seukwa, Louis Henri (2007): The Ingrained Art of Survival. The Nexus between Competence and Migration as Reflected in Refugee Biographies. Köln: Rüdiger Köppe.Bilinguale Grundschule in Hamburg
Seit dem Schuljahr 1999/2000 werden an insgesamt sechs Hamburger Grundschulen zweisprachige Klassen geführt, in denen einsprachig deutsche und zweisprachige Kinder (je ca. 50 %) in Deutsch und einer der Sprachen Italienisch, Portugiesisch, Spanisch und Türkisch alphabetisiert und unterrichtet werden. Das Projekt bestand in der Evaluation der Einführungsphase dieses Schulversuchs. Untersucht wurden die sprachliche Entwicklung der Kinder in Deutsch und der jeweiligen Partnersprache im Mündlichen und Schriftlichen sowie ihre Leistungen nach Abschluss der vierten Klasse. Darüber hinaus wurden die Elterneinstellungen zum Schulmodell erfasst, die Lehrkräfte befragt und der Unterricht regelmäßig beobachtet. In einer Erweiterungsstudie wurden die weiteren Entwicklungen in Klasse 5 und 6 der portugiesisch- und der italienisch-deutschen Klasse untersucht. Zu den Hauptergebnissen der Studie zählt, dass die Kinder im bilingualen Modell den Kindern in Regelklassen weder im Hinblick auf die Entwicklung der Deutschkenntnisse noch im allgemeinen Leistungsniveau nachstehen, aber in der gleichen Lernzeit zusätzlich Kenntnisse einer weiteren Sprache (neben der in Hamburg in der Grundschule obligatorischen Fremdsprache Englisch) erworben haben.
Veröffentlichungen:Dirim, Inci/ Döll, Marion/ Neumann, Ursula (2011): Bilinguale Schulbildung in der Migrationsgesellschaft am Beispiel der türkisch-deutschen Grundschulklassen in Hamburg. In: Eichinger, Ludwig/ Plewnia, Albrecht/ Steinle, Melanie (Hg.): Sprache und Integration. Über Mehrsprachigkeit und Migration. Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag, S. 129-156.Duarte, Joana (2011): Bilingual Language Proficiency. Münster/ New York: Waxmann-Verlag.Gogolin, Ingrid/ Neumann, Ursula (2008): Bilinguale Grundschulen in Hamburg – ein erfolgreicher Schulversuch. In: Budach, Gabriele/ Erfurt, Jürgen/ Kunkel, Melanie (Hg.): Écoles plurilingues – multilingual schools: Konzepte, Institutionen und Akteure. Frankfurt a.M.: Lang, 395-409.BiSS: Entwicklung von Blended-Learning-Einheiten zum Grundlagenkurs durchgängigen Sprachbildung im Rahmen von BiSS
11.05.2016
Projektleitung: Prof. Dr. Drorit Lengyel
Mitarbeiterin: Ute Michel, M.A.
Laufzeit: 1.6.2015 bis 28.2.2017
Finanzierung: Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache,
Programm Bildung durch Sprache und Schrift (BISS), gefördert vom BMBF/BMFSFJ
Ziel des Projektes ist es, im Rahmen des bundesweiten Programms „Bildung durch Sprache und Schrift“ (BiSS) einen Blended-Learning-Kurs „Allgemeine Grundlagen der Durchgängigen Sprachbildung“ zu konzipieren und zu pilotieren. Der Kurs ist Teil der Entwicklung eines Gesamtkonzepts einer Blended-Learning Fortbildung, die in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der Universität zu Köln, der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, der Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Pädagogischen Hochschule Heideberg und der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich durchgeführt wird.
BISS ist ein Forschungs-und Entwicklungsprogramm, das durch die gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie der Kultusministerkonferenz (KMK) und der Konferenz der Jugend- und Familienminister (JFMK) der Länder gefördert wird. Ziel des Programms ist es, Angebote zur Sprachförderung, Sprachdiagnostik und Leseförderung für Kinder und Jugendliche im Hinblick auf ihre Wirksamkeit wissenschaftlich zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Im Rahmen dieses Programms ist das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache unter anderem mit dem Fortbildungsbereich des Programms betraut.
weitere Informationen auf der Webseite des Mercator-Instituts
Diagnose der Schreibentwicklung
Entwicklung eines Instruments zur Beobachtung der schriftlichen Fähigkeiten im Deutschen als Zweitsprache (in der Sekundarstufe)
Projektleitung: Prof. Dr. Drorit Lengyel in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Hans H. Reich (Universität Koblenz/Landau) und Prof. Dr. Hans-Joachim Roth (Universität zu Köln)Laufzeit: 2005 - 2016Finanzierung/Förderung: Modellprogramm FörMig, Eigenmittel Universität zu Köln und Universität HamburgZiel des Projekts ist die Entwicklung eines Instruments zur prozessbegleitenden Diagnose der produktiven schriftlichen Fähigkeiten im Deutschen (als Zweitsprache). Das Instrument ist für die Hand von Lehrkräften der Sekundarstufe I konzipiert. Es ermöglicht, die Schreibfähigkeiten von Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen 5 bis 10 differenziert einzuschätzen und lernprozessbegleitend zu beobachten. Außerdem können bildungssprachliche Fähigkeiten beobachtet werden. Es geht dabei insbesondere um schriftliche Sprachhandlungen, die im Unterricht der natur- und sozialwissenschaftlichen Fächer gefordert sind. Die (im Unterricht oder für den Unterricht geschriebenen) Texte der Schülerinnen und Schüler werden anhand von Auswertungsrastern für die Sprachhandlungen Berichten, Beschreiben, Erklären und Argumentieren in lexikalischer, syntaktischer und textueller Hinsicht eingestuft. Das Instrument wurde im Rahmen des Modellprogramms FörMig und in anderen Projekten (z.B. SprachCoaches in NRW) erprobt und ist in besonderer Weise geeignet für die fächerübergreifende kollegiale Kommunikation zwischen Deutschlehrkräften und Fachlehrkräften. Das Instrument selbst, bestehend aus Auswertungsrastern und sprachhandlungsspezifischen Auswertungsmanualen, wird Ende 2016 veröffentlicht.
Veröffentlichungen:Lengyel, Drorit/ Heintze, Andreas/ Reich, Hans H./ Roth, Hans-Joachim/ Scheinhardt-Stettner, Heidi (2009): Prozessbegleitende Diagnose zur Schreibentwicklung. Beobachtung schriftlicher Sprachhandlungen in der Sekundarstufe I. In: Lengyel, Drorit/ Reich, Hans H./ Roth, Hans-Joachim/ Döll, Marion (Hg.): Von der Sprachdiagnose zur Sprachförderung. (= FÖRMIG Edition Band 5) Münster/ New York: Waxmann-Verlag, S. 131-138.Drorit Lengyel/ Roth, Hans-Joachim (2012): Beobachtung der Schreibentwicklung in der Sekundarstufe I. In: Fürstenau, Sara/ Gomolla, Mechthild (Hg.): Lehrbuch Migration. Band 4: Leistungsbeurteilung. Wiesbaden: VS-Verlag, S. 123-136.E-Learning-Kurse zur berufsbegleitenden Weiterbildung von Sprachbildungskoordinator(innen)
11.05.2016
Projektleitung: Prof. Dr. Drorit Lengyel
Mitarbeiterin: Ute Michel, M.A.
Laufzeit: kontinuierlich seit 2011
Finanzierung: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, Berlin
Anfang 2011 wurde in Berlin ein Qualitätspaket Kita-Schule verabschiedet, der die Entwicklung einer einjährigen Weiterbildung von Lehrkräften aller Schulformen zu Sprachbildungskoordinator(innen) vorsieht. Zusammen mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft wurde nach dem Vorbild der im FörMig-Programm an der Universität Hamburg entwickelten Blended-Learning Qualifizierungen ein auf die Berliner Bedürfnisse zugeschnittenes Weiterbildungsangebot entwickelt. Im Auftrag der Senatsverwaltung bietet DivER in Kooperation mit der Arbeitsstelle für Wissenschaftliche Weiterbildung seit dem Schuljahr 2011/12 im Rahmen der einjährigen Weiterbildung das einführende Modul I „Grundlagen der durchgängigen Sprachbildung“ als E-Learning Kurs an. Bislang wurden 15 Kurse angeboten, die 312 Lehrkräfte erfolgreich absolviert haben.
Veröffentlichungen:
Gogolin, Ingrid/ Dirim, İnci/ Klinger, Thorsten/ Lange, Imke/ Lengyel, Drorit/ Michel, Ute/ Neumann, Ursula/ Reich, Hans H./ Roth, Hans-Joachim/ Schwippert, Knut (2011): Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund FörMig. Bilanz und Perspektiven eines Modellprogramms. (=FörMig-Edition Bd. 7). Münster: Waxmann, S. 235-241.
Jäger, Michael (2012): Evaluation E-Learning-Seminar „Grundlagen der durchgängigen Sprachbildung“ (Modul 1 der Weiterbildung Sprachbildungskoordinatoren(in) Berlin). Interner Evaluationsbericht.
weitere Informationen auf der Webseite der Berliner Senatsverwaltung
Entwicklung eines E-Learning Kurses zur Weiterbildung von Lehrkräften in „Willkommensklassen“
11.05.2016
Projektleitung: Prof. Dr. Drorit Lengyel
Mitarbeiterin: Ute Michel, M.A.
Laufzeit: 1.1.2016 bis 31.12.2016
Finanzierung: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, Berlin und Arbeitsstelle für Wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Hamburg
Die Zuwanderung von geflüchteten Menschen nach Deutschland hat zu einem hohen Bedarf an Lerngruppen für schulpflichtige Kinder und Jugendliche ohne Kenntnisse der deutschen Sprache geführt. Für diese neuzugewanderten Kinder und Jugendliche sind in Berlin derzeit 530 „Willkommensklassen“ eingerichtet worden, in denen sie die sprachlichen Voraussetzungen für die Integration in Regelklassen erwerben sollen. Für Lehrkräfte, die erstmals in „Willkommensklassen“ Kinder und Jugendliche unterschiedlichen Alters mit und ohne Schulbildung gemeinsam unterrichten, wird eine zusätzliche Qualifizierung angeboten. Im Rahmen dieses Qualifizierungsangebots entwickelt DivER im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft und in Kooperation mit der Arbeitsstelle für wissenschaftliche Weiterbildung eine E-Learning Weiterbildung, in der Lehrkräften Basiswissen zum DaZ-Unterricht in sprachlich-kulturell heterogenen Gruppen unter besonderer Berücksichtigung von Fluchterfahrungen vermittelt werden soll.
EERQI - European Educational Research Quality Indicators
The project was funded under the SSH topic of the 7th framework programme of the European Commission. Its funding period lasted from 01.04.2008 – 31.03.2011.
The aim of the three-year EERQI project was to reinforce and enhance the worldwide visibility and competitiveness of European research by developing new indicators and methodologies to determine the quality of educational research publications.
Publications:Gogolin, Ingrid (2012): Identificación de la calidad en las Publicaciones de Investigación Educativa: Proyecto Europeo sobre los Indicadores de Calidad en la Investigación Educativa (EERQI). In: Revista de Investigación Educativa (RIE) 30 (No. 1), S. 13–27.Gogolin, Ingrid/ Åström, Fredrik/ Hansen, Antje (eds., 2014): Assessing Quality in European Edicational Research. Indicators and Approaches. Wiesbaden (VS Wissenschaft)FörMig-Kompetenzzentrum
Mit der Einrichtung des FörMig-Kompetenzzentrums der Universität Hamburg wurde der Transfer der in FörMig erzielten Erkenntnisse und Praxiserfahrungen in den beteiligten Bundesländern sowie in andere Regionen (Niedersachsen) geleistet. Mit Unterstützung von Expertinnen und Experten aus Bildungspraxis, Bildungspolitik und -Administration wurde das Konzept der durchgängigen Sprachbildung weiterentwickelt und auf Praxistauglichkeit überprüft. Ein Hauptakzent dabei lag auf der Entwicklung von Inhalte und Methoden eines bildungssprachförderlichen Unterrichts. Ferner wurden Ansätze der Entwicklung von Sprachbildungsnetzwerken weiter ausgearbeitet. Das Kompetenzzentrum leistete die wissenschaftliche Begleitung durch Aufarbeitung neuer Studien, Beratung der Verantwortlichen sowie Workshops und Tagungen.
Veröffentlichungen:Gogolin, Ingrid/ Lange, Imke/ Michel, Ute/ Reich, Hans H. (Hg.) (2013): Herausforderung Bildungssprache – und wie man sie meistert. Münster/ New York: Waxmann-Verlag.Dobutowitsch, Friederike/ Neumann, Ursula/ Michel, Ute/ Salem, Tanja (2013): Netzwerke für durchgängige Sprachbildung 2, Qualitätsmerkmale für Sprachbildungsnetzwerke, Münster/ New York: Waxmann-Verlag.Salem, Tanja/ Neumann, Ursula/ Michel, Ute/ Dobutowitsch, Friederike (Hg.) (2013): Netzwerke für durchgängige Sprachbildung 1, Grundlagen und Fallbeispiele, Münster/ New York: Waxmann-Verlag.weitere Informationen auf der Webseite des FörMig-Kompetenzzentrums
FörMig - Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund
Das Modellprogramm FörMig zielte darauf, die Bemühungen der Bundesländer zu unterstützen, die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu erhöhen. Es ging darum, innovative Ansätze zur sprachlichen Bildung und Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu initiieren, weiterzuentwickeln und zu evaluieren. Das Programm war modular konzipiert, so dass die zehn teilnehmenden Bundesländer eigene Schwerpunkte setzen konnten. Grundlage für alle war das Konzept der ‚durchgängigen Sprachbildung‘, welches in drei Dimensionen ausformuliert ist: In der zeitlichen Dimension entlang der Bildungsbiographie eines Kindes geht es insbesondere um die Gestaltung der Übergänge im Bildungssystem. Innerhalb der Erziehungs- und Bildungsangebote geht es um die Zusammenarbeit zwischen den am Bildungsprozess Beteiligten – also den Eltern und pädagogischem Personal, den Erzieher(inne)n und Lehrkräften, den Lehrkräften verschiedener Fächer, den pädagogischen Professionellen mit Laien (z.B. Ehrenamtlichen). Die dritte Dimension betrifft die Mehrsprachigkeit, die im Bildungsprozess in der Einwanderungsgesellschaft einerseits Bildungsvoraussetzung ist, andererseits ein Bildungsziel sein kann.
Veröffentlichungen:Reihe „FörMig-Edition“, Münster: Waxmann-Verlag, bisher neun Bände.Reihe „FörMig-Material“, Münster: Waxmann-Verlag, bisher sechs Bände.GIM – Ganztagsschule und Integrationsprozesse von Migranten
Im Rahmen des Projekts wurde der Frage nachgegangen, ob der Integrationsprozess von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund von Ganztagsschulen besser unterstützt wird als von Halbtagsschulen. ‚Integration‘ wurde im Projekt als Angleichung der Zugangsbedingungen von Migranten zu gesellschaftlichen Teilsystemen verstanden. Untersucht wurden drei Dimensionen der Integration: Sprachliche Fähigkeiten, Interkulturelle Beziehungen und Freundschaften sowie Politisches Wissen. Das Design der Studie orientierte sich an Modellen der Schuleffektivitätsforschung. Es wurden Daten auf allen schulischen Systemebenen, Daten zum soziokulturellen Kontext der Schülerinnen und Schüler sowie Sprachdaten erhoben. Insgesamt wurden in zwei Messzeitpunkten Daten von ca. 2300 Primar- und Sekundarschüler(inne)n aus 75 Ganz- und Halbtagsschulen in Hamburg und Bayern erhoben. Zu den zentralen Ergebnissen der Studie gehört, dass sich in den untersuchten Integrationsdimensionen keine belastbaren Unterschiede zwischen Ganz- und Halbtagsschulen nachzeichnen ließen. Ursächlich dafür ist wahrscheinlich, dass ein globaler Vergleich von Ganz- und Halbtagsschulen nicht hinreicht, den potenziellen besonderen Wirkungen von Ganztagsschulen auf die Spur zu kommen. Die Vielfalt an Organisationsformen von Ganz- und Halbtagsschulen muss in Anschlußstudien berücksichtigt werden, um Wirkungen auf das Lernen und die Integration von Schüler(inne)n mit Migrationshintergrund ermitteln zu können. Eine Dissertation im Anschluß an GIM (Bremm 2013) geht erste Schritte in diese Richtung.
Veröffentlichungen:Reinders, Heinz/ Gogolin, Ingrid/ Gresser, Anne/ Schnurr, Simone/ Böhmer, Jule/ Bremm, Nina (2011): Ganztagsschulbesuch und Integration von Kindern mit Migrationshintergrund im Primarbereich. Erste Näherungen an empirische Befunde einer vergleichenden Untersuchung. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Volume 14, Supplement 3, 163-183.Böhmer, Jule (2013): Biliterale Fähigkeiten von bilingualen Schülerinnen und Schülern im Deutschen, Türkischen und Russischen. In: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung (1), 8. Jg., 57-70.Bremm, Nina (2013): Schulen mit ganztägigem Angebot: Vorbereitung einer Typologie. In: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung (1), 8. Jg., 23-38.HeBe - Herkunft und Bildungserfolg
Verbundprojekt im Rahmen der BMBF-Initiative Bildungsforschung, zusammen mit der Technischen Universität Chemnitz
Projektleitung Hamburg: Prof. Dr. Dr. h.c. Ingrid GogolinProjektleitung Chemnitz: Prof. Dr. Bernhard NauckTeam Hamburg: Trang Schwenke-Lam, M.A.; Birger Schnoor, Dipl. Päd.Team Chemnitz: Vivian Lotter, M.A.; Sophie Straub, B.A.Laufzeit: November 2011 bis Oktober 2015Finanzierung/Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung, Förderinitiative Bildungsforschung, Forschungsschwerpunkt ‚Chancengerechtigkeit und Teilhabe‘.Ziel des Projekts ist es, den Ursachen für unterschiedlichen Bildungserfolg von jungen Menschen verschiedener Herkunft auf den Grund zu gehen. Untersucht wird insbesondere, wie Eltern ihre Kinder fördern und unterstützen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Übergänge im Bildungssystem: der Eintritt der Kinder in den Kindergarten, die Übergänge in die Grundschule, von der Grundschule die Sekundarstufe I und in die Sekundarstufe II oder das Berufsbildungssystem. An diesen Schwellen sind Entscheidungen und Investitionen der Eltern besonders wichtig für den Erfolg der Kinder. Daher soll im Projekt unter anderem geklärt werden, wie gut die Eltern mit den Formen und Anforderungen des deutschen Bildungssystems vertraut sind. Ebenso von Interesse ist die Frage, welche Wege der Beschaffung wichtiger Informationen ihnen offen stehen, bei wem sie sich Rat und Unterstützung holen und welche weiteren Personen Einfluss auf die Bildungsentscheidungen ausüben. Die Untersuchung konzentriert sich auf deutsche, türkische und vietnamesische Familien als Beispiele für unterschiedliche Herkunft.
Für weitere Informationen:
HOOU: „Sprachliche Bildung im Kontext von Mehrsprachigkeit – Herausforderung in Theorie und Praxis“
11.05.2016
Projektleitung: Prof. Dr. Drorit Lengyel
Mitarbeiterin: Ute Michel, M.A.
Laufzeit: 1.8.2015 bis 31.5.2016
Finanzierung: Behörde für Wissenschaft und Forschung der FHH
Die Hamburg Open Online University (HOOU) steht für die Idee eines hochschulübergreifenden Online-Lernangebots mit akademischem Anspruch für Menschen mit Interesse an akademischer Bildung. Die Universität Hamburg ist eine der sechs staatlichen Hamburger Hochschulen, die dieses bundesweit einmalige Projekt umsetzen. Ziel der HOOU ist es, die klassische Präsenzlehre der Hamburger Hochschulen mit den Möglichkeiten digitaler Technologien zusammenzuführen. Es ist geplant, konsequent freie Lernressourcen (Open Educational Resources, OER) bereit zu stellen und diese in sinnvolle didaktische Konzepte für das gemeinsame Online-Lernen und Blended Learning einzubetten.
Das HOOU-Projekt „ Sprachliche Bildung im Kontext von Mehrsprachigkeit“ geht der Frage nach, wie ein- und mehrsprachig aufwachsende Kinder und Jugendliche sprachlich so gefördert werden können, dass sie das Bildungssystem erfolgreich durchlaufen. Entwickelt werden hierfür drei miteinander vernetzte Lernszenarien: (a) eine Online-Bibliothek „Durchgängige Sprachbildung“, die Lernenden einen offenen Zugang zu frei verfügbaren und bearbeitbaren Lerninhalten (Publikationen, Fortbildungs- und Unterrichtsmaterial) ermöglicht; (b) ein Weblog zur Umsetzung sprachlicher Bildung in der Praxis; (c) ein lernendenorientierter Mini-Online-Kurs, der Teilnehmenden eine Lernressource zu Teilaspekten der sprachlichen Bildung bietet.
Mehr Informationen zum Projekt enthält die Videopräsentation.
Weitere Informationen zur HOOU
HUBE: Herkunftssprachlicher Unterricht in Hamburg – Eine Studie zur Bedeutung des herkunftssprachlichen Unterrichts aus Elternsicht
Projektleitung: Prof. Dr. Drorit Lengyel, Prof. Dr. Ursula Neumann.
Projektlaufzeit: 04/2015 bis 06/2016.
Finanzierung: Eigenmittel und Stiftung Mercator.
Knapp die Hälfte der Hamburger Schülerinnen und Schüler unter 18 Jahre verfügt über einen Migrationshintergrund und bringt daher mehrsprachige Kompetenzen mit. Trotzdem gibt es bisher kaum Forschung zum „Herkunftssprachlichen Unterricht“ (HU). Unter dem Sammelbegriff HU verbergen sich sehr verschiedene Lern- und Unterrichtsangebote. Diese reichen von bilingualen Schulen/Schulzweigen oder einer zweisprachigen Alphabetisierung in der Grundschule über die freiwilligen „Samstagsschulen“ und Nachmittagsangebote bis zur Berücksichtigung im Abitur. In Hamburg wird bisher ein HU in den Sprachen Albanisch, Arabisch, Bosnisch, Dari, Farsi, Italienisch, Kurdisch, Polnisch, Portugiesisch, Romanes, Russisch und Türkisch angeboten. Oft sind die Eltern die treibende Kraft in einer Entscheidung für oder gegen den Besuch des HU. Ihre Einstellung und Informationslage hat daher einen erheblichen Einfluss darauf, ob ihre Kinder einen HU in Form eines freiwilligen Zusatzunterrichts oder als zweite oder dritte Fremdsprache besuchen oder aber nicht am HU teilnehmen. Daher sollen Eltern anhand einer repräsentativen Studie zu ihrer Sicht auf den HU befragt werden. Ziel dabei ist, ihre Bedarfs- und Informationslage zu ermitteln, ebenso wie ihre Motive und Gründe für oder gegen die Teilnahme ihrer Kinder am HU. Dazu wurde eine repräsentative Stichprobe Hamburger Eltern mit Kindern zwischen zwölf und achtzehn Jahren, die über eine doppelte oder andere als die deutsche Staatsangehörigkeit verfügen, gezogen. Die Kinder besuchen sowohl Stadtteilschulen als auch Gymnasien. Bei der Stichprobenziehung wurden die Hauptherkunftsländer und meist gesprochenen Herkunftssprachen in Hamburg lebender Migrantinnen und Migranten berücksichtigt. Die Hauptuntersuchung wurde im Herbst/Winter 2015 durchgeführt. Anhand der Ergebnisse können Bildungspolitik und -administration darin unterstützt werden, das Angebot des HU in Hamburg mit den Bedarfen, Überzeugungen und Erwartungen der Eltern besser als bislang in Einklang zu bringen.
Publikation:
Lengyel, D., & Neumann, U. (2017). Herkunftssprachlicher Unterricht in Hamburg: eine Studie zur Bedeutung des herkunftssprachlichen Unterrichts aus Elternsicht (HUBE). Die deutsche Schule, 109(3), 273-282. https://www.waxmann.com/artikelART102190
Iks – Interkulturelles Schülerseminar
Das „Interkulturelle Schülerseminar (IKS)“ ist ein Mentoring-Programm, das sich sowohl an Studierende als auch an Schülerinnen und Schüler richtet. Hier ergänzen sich Hochschulforschung, Lehrerausbildung und Schulpraxis. Studierende der Lehrämter setzen sich praktisch mit den theoretischen Erkenntnissen der interkulturellen sprachlichen Bildungsforschung auseinander, indem sie in kleinen Gruppen von zweisprachigen Schülerinnen und Schülern unterrichten und ihr Wissen anwenden. So erhalten die Studierenden die Chance, sich für den Unterricht in sprachlich und kulturell heterogenen Lerngruppen zu qualifizieren. Im IKS erlernen und üben sie das sprachsensible Unterrichten ihrer Fächer durch ein umfassendes Qualifizierungsprogramm. In Verbindung mit diesem Angebot können sie ihre Unterrichtstätigkeit im IKS als schulpraktische Leistung in das Lehramtsstudium einbringen.
Die Schülerinnen und Schüler profitieren vom IKS durch die kostenlosen schulbegleitenden Kurse in den Bereichen Deutsch, Deutsch als Zweitsprache, Englisch oder Mathematik. Das Angebot richtet sich an leistungsorientierte Schülerinnen und Schüler von der vierten bis zur dreizehnten Jahrgangsstufe. Insbesondere Schüler(innen) an einer Schnittstelle im Bildungssystem (z.B. am Übertritt von einer Internationalen Vorbereitungsklasse in eine Regelklasse, von der Primar- in die Sekundarstufe oder von der Sekundarstufe I in die Sekundarstufe II) gefördert. Die Kurse finden teils an der Universität, teils an Schulen oder anderen Standorten statt (z.B. in Bibliotheken, Räumen der Türkischen Gemeinde oder des Türkischen Elternbundes Wilhelmsburg e.V. sowie anderer Kooperationspartner). Besonders für die Schülerinnen und Schüler der höheren Jahrgangsstufen ist der Kursort Universität Teil des Gesamtkonzepts: Jugendliche aus einem nicht akademisch geprägten familiären Umfeld sollen bereits während ihrer Schulzeit die Universität kennenlernen und durch den Kontakt mit ihren studentischen Mentorinnen und Mentoren Schwellenangst abbauen.
Veröffentlichungen:Schwaiger, Marika/ Neumann, Ursula (2015). Interkulturelles Schülerseminar (IKS). Ein Mentoringprogramm der Universität Hamburg zur Qualifizierung von Lehramtsstudierenden und Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund. FörMig Material Bd. 7. Münster: WaxmannRiebling, Linda (2011). In sprachlich heterogenen Schülergruppen lehren lernen. In: Neumann, Ursula/ Schneider, Jens (Hg.); Schule mit Migrationshintergrund. Münster/New York: Waxmann-Verlag, S. 232-244.Schwaiger, Marika/ Neumann, Ursula (2011). Sprachbildung für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund im Interkulturellen Schülerseminar [iks] an der Universität Hamburg. In: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung 2-2011, S. 206-212.Instrumente zur Messung produktiver sprachlicher Fähigkeiten im Mehrsprachigkeitskontext
Im Rahmen des Modellprogramms FörMig wurden drei Instrumente für die Sprachstandsmessung im Kontext von Mehrsprachigkeit eingesetzt (HAVAS 5 – geeignet für 5- bis 7-Jährige) bzw. entwickelt (Tulpenbeet, geeignet für 10- bis 12-Jährige und ‚Fast Catch Bumerang‘ geeignet für 15- bis 16-Jährige). Im Rahmen der LiMA-Panel-Studie LiPS/ LiPS-Minipanel wurden diese Verfahren empirisch auf ihre Tauglichkeit für den Einsatz in wissenschaftlichen Untersuchungen überprüft. Entwickelt wurden Indikatoren für diesen Einsatzzweck, verbunden mit den entsprechenden Dokumentationen und Manualen für die Nutzung durch andere Wissenschaftler(innen). Beteiligt an der empirischen Prüfung waren ebenfalls die Projekte Sprabilon und Sprabilon R.
Das ‚Hamburger Verfahren zur Analyse des Sprachstandes (HAVAS)’ ist ein profilanalytisches Instrument, das für die Elizitierung produktiver mündlicher Sprachdaten anhand von sechs Impulsbildern geeignet ist. Die Sprachproben werden aufgenommen, transkribiert und anschließend anhand eines Auswertungsmanuals ausgewertet. Die Instrumente ‚Der Sturz ins Tulpenbeet’(Altersgruppe: 11+) und ‚Fast Catch Bumerang’ (Altersgruppe: 14+) dienen der Elizitierung von produktiven schriftlichen Sprachdaten und sind ebenfalls profilanalytische Verfahren. ‚Tulpenbeet‘ erfasst narrative Kompetenzen. ‚Bumerang‘ ruft eher das Genre der Gebrauchsanleitung hervor. Für alle drei Verfahren sind Auswertungsmanuale für Erhebungen in Türkisch, Russisch und Vietnamesisch in der Entwicklung, mit denen vergleichende Analysen des Sprachstandes bilingualer Schüler(innen) der jeweiligen Altersgruppe möglich sind. Die Instrumente können nach einer Antragstellung für wissenschaftliche Untersuchungen verwendet werden. Genauere Information zum Antragsverfahren sind bei Birger Schnorr (birger.schnoor"AT"uni-hamburg.de) erhältlich.
Publikationen im Rahmen von FörMig:HAVAS à Reich, Hans H./ Roth, Hans-Joachim (2007): HAVAS 5 – das Hamburger Verfahren zur Analyse des Sprachstands bei Fünfjährigen. In: Reich, Hans H./ Roth, Hans-Joachim/ Neumann, Ursula.: Sprachdiagnostik im Lernprozess. Verfahren zur Analyse von Sprachständen im Kontext von Zweisprachigkeit. Münster/ New York: Waxmann-Verlag. S. 71-94.Tulpenbeet à Gantefort, Christoph/ Roth, Hans-Joachim (2008): Ein Sturz und seine Folgen. Zur Evaluation von Textkompetenz im narrativen Schreiben mit dem FörMig-Instrument ‚Tulpenbeet’. In: Klinger, Thorsten/ Schwippert, Knut/ Leiblein, Birgit: Evaluation im Modellprogramm FörMig. Planung und Realisierung eines Evaluationskonzepts. Münster/ New York: Waxmann-Verlag. S. 29-50.Fast Catch Bumerang à Reich, Hans H./ Roth, Hans-Joachim/ Döll, Marion (2009): Fast Catch Bumerang – Auswertungshinweise, Schreibimpuls und Auswertungsbogen. In: Lengyel, Dorit/ Reich, Hans H./ Roth, Hans-Joachim/ Döll, Marion: Von der Sprachdiagnose zur Sprachförderung. Münster/ New York: Waxmann-Verlag. S. 209-241.
KiBis - Mehrsprachige Kinder auf dem Weg zur Bildungssprache. Eine Langzeitbeobachtung
Das Projekt wendet sich der Frage nach der Funktion produktiver sprachlicher Fähigkeiten für Bildungserfolg zuwenden. Literalität – also der Zugang zur Schrift über die bloße instrumentelle Beherrschung des Schreibens hinaus – ist im schulischen Kontext und überhaupt im gesellschaftlichen Leben eine zentrale Bedingung für Teilhabe. Ihr erfolgreicher Erwerb gilt als Basiskompetenz im Lernprozess. Den systematischen Erwerb und die Weiterentwicklung der Literalität zu fördern, ist eine der wesentlichen Funktionen der Institution Schule. Dabei kommt der Grundschule eine besondere Rolle zu, denn der Schuleintritt und die damit verbundene Aneignung der Schriftsprache stehen am Beginn der grundlegenden Umorientierung der Sprachkompetenz von der alltäglichen Mündlichkeit zur Welt der Schrift. Dieser Prozess wird im Projekt KiBiS anhand einer Stichprobe von ca. 40 Grundschulkindern in der Form einer explorativen Intensivstudie verfolgt. Je zehn Kinder stammen aus einsprachig-deutschen, deutsch-türkischen, deutsch-russischen oder deutsch-vietnamesischen Familien, von denen Daten aus produktiven und rezeptiven Sprachtests sowie Hintergrundinformationen seit dem Eintritt in die Grundschule vorliegen. Diese werden nun bis zum Ende der Grundschulzeit weitergeführt und ergänzt um ausführliche qualitative Leitfadeninterviews mit Kindern und Eltern. Verfolgt werden die Fragen, ob und in welcher Weise sich Hinweise auf Zusammenhänge zwischen der Ein- oder Mehrsprachigkeit der Kinder und ihrem Schriftspracherwerb bzw. der Aneignung von Literalität zeigen; ob und in welchen Formungen sprachspezifische und sprachübergreifende Konzepte von Literalität und Bildungssprache im familiären Alltag bestehen; welche familiären Aktivitäten (auch) literal und bildungssprachlich geprägt sind und welche Spuren literaler und bildungssprachlicher Aktivitäten in den sprachlichen Produktionen und im Leseverständnis der Kinder erkannt werden können.
Publikationen liegen noch nicht vor.Lehramtsstudierende mit Migrationshintergrund – Mehrsprachigkeit, interkulturelle Kompetenz und Diskriminierungserfahrungen im Kontext von Schule und Hochschule
Ausgehend von der bildungspolitischen Forderung, mehr Studierende mit Migrationshintergrund für den Lehrberuf zu motivieren, verfolgte das Projekt zwei Ziele:
1) Durchführung eines Workshops für Lehramtsstudierende mit Migrationshintergrund mit dem Ziel, die Entwicklung ihres professionellen Selbst im Hinblick auf ihre lebensweltlich gewonnenen Ressourcen „Mehrsprachigkeit“ und „interkulturelle Kompetenz“ zu unterstützen. 2) Begleitforschung zu den Themen Berufswahlmotivation; mehrsprachige Sprachlernbiographien; Erfahrungen im zukünftigen Berufsfeld Schule im Rahmen der schulpraktischen Studien. Leitende Fragen richteten sich darauf, ob die Studierenden Formen von Diskriminierung in der Schule erlebt hatten; was sie über die ihnen zugeschriebenen Rolle als Sprach- und Kulturmittler(in) dachten und wie ‚interkulturell kompetent‘ sie sich sehen. Hauptsächliche Methode der Studie waren Gruppendiskussionen, die nach der dokumentarischen Methode ausgewertet wurden. Zentrale Ergebnisse sind, dass die Studierenden in der Schule Diskriminierungserfahrungen gemacht und einen ‚monolingualen Habitus‘ erlebt hatten, was sie zu ambivalenten Haltungen bezüglich ihrer eigenen Mehrsprachigkeit und ihrer Nutzung im schulischen Kontext führte. Auch die Ansichten über die ihnen zugesprochene Rolle als Sprach- und Kulturmittler und einen Vorsprung im Verfügen über interkulturelle Kompetenz waren ambivalent: Einerseits fühlten sich die Studentinnen im Vorteil gegenüber Studierenden ohne Migrationshintergrund, andererseits wollten sie nicht auf diese Rolle reduziert, sondern als ‚normale‘ Lehrkräfte angesehen werden.
Veröffentlichung:Lengyel, Drorit/ Rosen, Lisa(2012): Vielfalt im Lehrerzimmer?! Erste Einblicke in ein Lern-/ Lehr- und Forschungsprojekt mit Lehramtsstudentinnen mit Migrationshintergrund an der Universität zu Köln. In: Fereidooni, Karim (Hg.): Das interkulturelle Lehrerzimmer: Perspektiven neuer deutscher Lehrkräfte für den Bildungs- und Integrationsdiskurs. Wiesbaden: VS-Verlag, 71-87.LiMA - Linguistic Diversity Management in Urban Areas
Die Hansestadt Hamburg zielt mit der Landesexzellenzinitiative auf die Förderung exzellenter Grundlagenforschung ab, deren Schwerpunkte entweder auf der Forschung von Projekten (Exzellenzcluster) oder auf der Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern (Graduiertenschulen) liegen. Mehr zur Landesexzellenzinitiative der Hamburger Behörde für Wissenschaft und Forschung finden Sie hier.
Das Cluster LiMA - Linguistic Diversity Management in Urban Areas - baut auf der bundesweit einmaligen Forschungsexpertise der Universität Hamburg zu Multilingualität auf.
Es sucht Antworten auf die Frage, ob und wie die migrationsbedingte Mehrsprachigkeit in Metropolregionen in eine individuelle und gesellschaftliche Ressource transformiert werden kann, die sich positiv auf die kulturelle, soziale und ökonomische Entwicklung auswirkt.
Die Frage soll in interdisziplinären Forschungsteams in international vergleichender Perspektive bearbeitet werden. Hamburg dient hierbei als Ausgangspunkt und als Modellfall für weltweit vergleichbare Entwicklungen. Zu den Zielen des Clusters gehören internationale Vernetzung und die interdisziplinäre Ausbildung von wissenschaftlichem Nachwuchs in einer Internationalen Graduiertenschule mit der University of Calgary.
LiMes – Literacy und Mehrsprachigkeit in der Kita
Ziel von LiMes ist es, den Ausbau der Mehrsprachigkeitsnutzung durch die Reflexion der pädagogischen Alltagspraxis von Erzieherinnen zu untersuchen. Damit soll ein Beitrag geleistet werden zur Professionalisierung von pädagogischen Fachkräften in der sprachlichen Erziehungs- und Bildungsarbeit von unter Dreijährigen. Im Zentrum steht die Frage, ob und wenn ja wie mehrsprachig angelegte literacy-bezogene Aktivitäten mit den Jüngsten (0-3-Jährigen) die Alltagspraktiken der Pädagog(inn)en, ihre Vorstellungen und Haltungen zum Umgang mit Mehrsprachigkeit verändern. Zusätzlich wird untersucht, ob die Aktivitäten die Qualität der Einrichtungen beeinflussen im Hinblick auf die Gestaltung des Kita-Alltags und die Nutzung und Sichtbarkeit von Mehrsprachigkeit in der Institution. Literacy-bezogene Aktivitäten beziehen neben Bilderbüchern und Büchern, Kinderlieder, Reime, Abzählverse in verschiedenen Sprachen als erste Form von Literatur ein. Darüber hinaus wird der sog „Dual Language Books“- Ansatz für die Jüngsten adaptiert: Eltern und Fachkräfte erzählen anhand von Bilderbüchern kleine Geschichten, benennen Bilder jeweils in der Familiensprache und in der Sprache der Institution (Deutsch).
Methodisch ist LiMes als erziehungswissenschaftliche Ethnographiestudie angelegt, wobei der ethnographische Zugang als Professionalisierungsstrategie betrachtet wird. Mittels teilnehmender Beobachtung und Feldgesprächen mit Erzieher(inne)n über Vorstellungen zur Mehrsprachigkeit und zur sprachlichen Bildung bei den Jüngsten, werden Daten gesammelt und als dichte Beschreibungen dokumentiert. Die Pädagog(inne)n begegnen dem dokumentierten Kita-Alltag in einer Fortbildung (selbst-) reflexiv und analysieren die (eigene) Sprachförderpraxis kritisch. Sie erhalten zudem Informationen zu mehrsprachig angelegten, literacy-bezogenen Aktivitäten. Die nach der Fortbildung im Kita-Alltag stattfindenden Aktivitäten werden erneut dokumentiert und vergleichend ausgewertet im Hinblick auf Veränderungsprozesse auf Seiten der Fachkräfte und in den Institutionen zur Präsenz von Mehrsprachigkeit und zum bewussten Umgang mit ihr im Kontext sprachlicher Bildung.
LiPS - Linguistic Diversity Panel Study – ‚LiPS Mini Panel‘
Die Studie ‚LiPS Minipanel‘ zielt auf die Vorbereitung von Langzeituntersuchungen und Trendstudien zu mehrsprachiger Sprachentwicklung. Ein multidisziplinärer Ansatz, der sprach-, bildungs- und sozialwissenschaftliche Perspektiven miteinander verbindet, soll ein besseres Verständnis der Prozesse von Sprachentwicklung im Mehrsprachigkeitskontext ermöglichen. Dabei werden die relevanten Bedingungen von Kompetenzentwicklungen und Sprachpraxen berücksichtigt. Das LiPS-Minipanel erfasst die sprachliche Entwicklung mehrsprachiger Sprecher(innen) in ihren am weitesten ausgebildeten Erst- und Zweitsprachen mithilfe von regelmäßig erhobenen Sprach- und Testdaten. Daten zu den individuellen und sozialen Bedingungen der Sprachentwicklung werden mithilfe von standardisierten Befragungen erfasst. Stichproben ausgewählter Sprach- und Altersgruppen wurden auf der Basis von Melderegisterdateien gewonnen.
Veröffentlichungen:Duarte, Joana/ Gogolin, Ingrid (2013): “Linguistic Diversity in Urban Areas and their Schools”, Themenheft der Zeitschrift Tertium Comparationis – Journal für International und Interkulturell Vergleichende Erziehungswissenschaft (TC), Vol. 18, No. 2.Duarte, Joana/ Gogolin, Ingrid (2013): „Linguistic Super-Diversity in Urban Areas – Research Approaches” Hamburg Studies on Linguistic Diversity. Amsterdam: John Benjamins Publishing.LIVIS – Die LiMA Video-Studie
Über die Frage, welche Berücksichtigung Mehrsprachigkeit in der Praxis der Schulen findet, liegt im deutschsprachigen Kontext so gut wie keine Forschung vor. Internationale Forschungsergebnisse legen es nahe, dass durch den aktiven Umgang mit Mehrsprachigkeit kognitive Prozesse angeregt werden können, die sowohl für sprachliches Lernen als auch für das Lernen im Fachunterricht nützlich sind. Zur Vorbereitung einer Untersuchung, in der diese Annahme geprüft werden kann, wurde die LiViS-Studie durchgeführt: eine Pilotstudie, die klären soll, ob migrationsbedingter Mehrsprachigkeit im Fachunterricht von Regelschulen überhaupt Berücksichtigung findet. In der Pilotstudie wurden 59 Unterrichtsstunden mit Hilfe einer bis dato nicht erprobten Methode der Datenaufzeichnung videographiert. Die Videographie umfasst Bildaufzeichnungen mit drei Kameras sowie die Tonaufzeichnung der Äußerungen der Lehrkraft und jedes einzelnen Schülers. Dieses Material wurde anschließend synchronisiert und für die Auswertung aufbereitet. In Arbeit befindet sich eine Auswertung vermittels niedrig-inferenter und hoch-inferenter Ratings. Die Pilotstudie dient darüber hinaus der Entwicklung von Verfahren der Aufbereitung komplexer Videodaten für die Langzeitarchivierung und die Ermöglichung von Reanalysen, die in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) Frankfurt/ Main erfolgt.
Veröffentlichungen:Duarte, Joana/ Gogolin, Ingrid/ Siemon, Jens (2013): Mehrsprachigkeit im Fachunterricht am Übergang in die Sekundarstufe II– erste Ergebnisse einer Pilotstudie. In: Erfurt, Jürgen/ Leichsering, Tatjana/ Streb, Reseda (Hg.): Mehrsprachigkeit in der Schule: Konzepte und Erfahrungen. In: OBST – Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie 83, S. 79-94.Bührig, Kristin/ Duarte, Joana (2013): Zur Rolle lebensweltlicher Mehrsprachigkeit für das Lernen im Fachunterricht – ein Beispiel aus einer Videostudie der Sekundarstufe II“. In: Knigge, Michel (Hg.): „Themenheft: Videostudien“. In: Zeitschrift für Gruppendynamik und Organisationsberatung, Springer: Wiesbaden, Vol. 44, No. 3, S. 245-275.Mehrsprachigkeit als Ressource der nachhaltigen Universität, TP 4
Der interdisziplinäre UHH-Forschungsverbund im Kompetenzzentrum Nachhaltige Universität (KNU) untersucht die Ressource Mehrsprachigkeit anhand von Pilotstudien in den vier Nachhaltigkeitsdimensionen des KNU: reflexiv-wissenschaftskritisch; inhaltlich (Forschung); didaktisch (Lehre) und institutionell (Governance). Ziel ist es, Möglichkeiten der systematischen, nachhaltigen Nutzung von Mehrsprachigkeit in der Universität weiter zu erschließen.
Teilprojekt 4: Die Sprachen des Campus
Prof. Dr. Dr. h.c. Ingrid Gogolin, Prof. Dr. Drorit Lengyel und Tobias Schroedler in Kooperation mit der Personalentwicklung der Universität Hamburg
Laufzeit: 2015 - 2017
Die meisten Menschen sprechen mehr als eine Sprache. Die meisten Staaten der Welt sind mehrsprachig. In Hamburg leben Menschen aus ca. 190 Staaten. Sie haben ihre Sprachen mitgebracht – aber niemand weiß genau, wie viele es sind.
Mehrsprachigkeit ‚lebt‘ überall in der Stadt: auf den Straßen und Märkten, in Geschäften, Betrieben, Behörden, Schulen – so auch in der Universität. Eine Universität der Nachhaltigkeit ist darauf angewiesen, Formen der Kommunikation zu finden, mit denen Verständigung unter Mehrsprachigkeitsbedingungen gelingt. Nur so kann sie ihrem Auftrag der Forschung, der Lehre, der Bildung gerecht werden.
Projektziel
In diesem Projekt wird erforscht, welche und wie viele Mehrsprachigkeitskompetenzen es auf der institutionellen Ebene der Universität Hamburg gibt. Wir wollten herausfinden, welche Sprachen von den Mitarbeitern des Technischen, Bibliotheks- und Verwaltungspersonal gesprochen werden. Diese Ressourcen sollten identifiziert und ihre potentielle nachhaltige Nutzung erforscht werden. Dabei interessierte und konkret:
- Welche Sprachen außer Deutsch werden von den Personen, die im Bereich Technik, Verwaltung und Bibliotheken der Universität beschäftigt sind, gesprochen?
- In welchen Arbeitsbereichen kommt mehrsprachiges Handeln vor?
- Wie werden die Herausforderungen bewältigt, die sich durch Mehrsprachigkeit stellen?
Um dies zu erreichen, erforschten wir in einem ersten Schritt, wie viele der Mitarbeiter mehrsprachig sind. Dies geschah durch eine fragebogenbasierte Umfrage unter den circa 2.600 Mitarbeitern der Universität.
Weitere Informationen auf der Webseite des KNU >
Journalartikel (PDF) "Multilingualism in the governance of a ‘monolingual’ institution: an explorative study on linguistic diversity and language practices in the University of Hamburg" >
Mehrsprachigkeit und Unterricht in den Herkunftssprachen
In den deutschen Schulen werden nicht nur Deutsch, Englisch, Spanisch und Französisch unterrichtet, sondern auch Türkisch, Chinesisch, Dari & Farsi, Romanes und viele Sprachen mehr. Es sind die Sprachen der Einwanderer, die in den Familien weitergegeben werden und von denen die Eltern wünschen, dass ihre Kinder sie in den Schulen lernen. Der „Herkunftssprachliche Unterricht“ ist ein weitgehend brachliegendes Forschungsfeld. Unter dem Sammelbegriff verbergen sich sehr verschiedene Lern- und Unterrichtsangebote. Diese reichen von bilingualen Schulen/Schulzweigen oder einer zweisprachigen Alphabetisierung in der Grundschule über die freiwilligen „Samstagsschulen“ und Nachmittagsangebote bis zur Berücksichtigung im Abitur. Ziel des Projekts ist zunächst eine Bestandsaufnahme und Beschreibung der aktuellen Lage des herkunftssprachlichen Unterrichts in Deutschland. Des Weiteren soll ergründet werden, wie die Lehrkräfte ausgebildet sind, inwiefern sie an den Schulen bzw. in den Kollegien eingebunden sind, welches Professionsverständnis sie hegen und ob sie spezifischen Belastungen ausgesetzt sind. Schließlich interessiert auch der Unterricht selbst und zwar im Hinblick auf seine methodisch-didaktisch Anlage, denn die Zusammensetzung der Lerngruppen ist sicherlich heterogen in Bezug auf Alter und Sprachstände in den Herkunftssprachen.
Es handelt sich um ein Lehr-Forschungsprojekt, das über zwei Semester gemeinsam mit Lehramtsstudierenden der Universität Hamburg durchgeführt wird.
Schreibwerkstatt Mehrsprachigkeit
Schreiben ist eine Schlüsselkompetenz für den Studienerfolg. Mehrsprachige Studierende werden in der Schreibwerkstatt darin unterstützt, ihre akademische Schreib- und Textkompetenz weiter auszubauen. Insbesondere Studierende mit Migrationshintergrund machen ihrer Schulzeit häufig die Erfahrung, dass ihre Zwei- oder Mehrsprachigkeit als Hindernis für Bildungserfolg gesehen wird. Sie lernen daher nicht, die damit verbundenen Kompetenzen für anspruchsvolle Textproduktion zu nutzen.
Das Angebot der Schreibwerkstatt Mehrsprachigkeit ist ein Ort, diese Erfahrung zu diskutieren und Möglichkeiten zu erarbeiten, wie mehrsprachige Kompetenzen für das akademische Schreiben genutzt werden können. Durch die Teilnahme an regelmäßig angebotenen Seminaren und aktiver Schreibberatung können Studierende das Zertifikat "Schreibberater(in)" erwerben. Für ratsuchende Studierende bietet das Angebot einer Schreibgruppe den Rahmen, um regelmäßig an eigenen Texten zu arbeiten. Schreibberater(innen) stehen zu festen Zeiten für Fragen und Gespräche zur Verfügung. Daneben werden Workshops zu spezifischen Themen wie „Zitieren und nicht plagiieren“, „Literaturverzeichnisse führen und Datenbanken nutzen“ und „Wie nutze ich alle meine Sprachen beim Schreiben?“ angeboten. Ein weiteres erfolgreiches Angebot ist die „Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“, die einmal jährlich durchgeführt wird. Zu Service der Schreibwerkstatt gehört außerdem ein Online-Angebot, auf dem Informationen und Tipps zum wissenschaftlichen Schreiben, ein Überblick über das Angebot zum akademischen Schreiben an der Universität Hamburg sowie Links zu anderen Schreibzentren bereitgestellt werden.
Sorbisch-deutsche Schule
Die Besonderheit der sorbisch-deutschen Schulen ist darin zu sehen, dass es sich historisch um Schulen für die Sprachminderheit im sorbischsprachigen Gebiet des Freistaates Sachsen handelt, die auf der Grundlage der in der sächsischen Landesverfassung eingeräumten Minderheitenrechte für die sorbische Sprachgruppe errichtet wurden. Diese Schulen wurden seit 2001 von einem Modell des Spracherhalts auf ein bilinguales Modell umgestellt, in das auch einsprachig-deutsch aufwachsende Kinder einbezogen werden. Aufgabe des Projekts war es zu beobachten, wie sich das Modell entwickelt; ob Schülerinnen und Schüler, die der sorbischen Sprachminderheit angehören, ihre sprachlichen Kompetenzen in einem solchen Unterrichtsmodell weiter entfalten und wie der Erwerb des Sorbischen als Zweitsprache bei den monolingual mit Deutsch eingeschulten Kindern verläuft. Die Evaluation schloß gesprochene und geschriebene Sprache ein. Sie umfasste eine Kohorte von Schüler(innen) vom ersten bis zum sechsten Schuljahr. – Im Einklang mit den Ergebnissen anderer Untersuchungen bilingualer Modelle wurde auch hier das Resultat ermittelt, dass die bilingual Unterrichteten in Bezug auf ihre sprachliche und schulische Entwicklung im Deutschen keinerlei Nachteile gegenüber monolingual unterrichteten Schüler(inne)n erlitten. In einigen Bereichen des Deutschen zeigten sich die Schüler(innen) aus den bilingualen Klassen sogar überlegen. Unterschiede in den Leistungen der bilingual unterrichteten Schüler(innen) ließen sich einerseits durch ihre Sprachbiographie erklären: Die einsprachig deutsch lebenden Kinder konnten den Sprachstand im Sorbischen nicht erreichen, den ihre zweisprachig lebenden Kamerad(inn)en aufwiesen. Dieses Ergebnis ist erwartungskonform. Eine zweite Quelle für Unterschiede waren die Schulen selbst. Von Einfluss waren hier sowohl die sprachliche und kulturelle Zusammensetzung der Schülerschaft als auch Merkmale des Unterrichts.
Veröffentlichungen:Gantefort, Christoph/ Roth, Hans-Joachim/ Migai, Natalia/ Gogolin, Ingrid (2010): Sorbisch-deutsche Schulen in Sachsen. Sprachentwicklung in der Sekundarstufe I. Universität Hamburg/ Universität zu Köln, Mimeo.Gantefort, Christoph (2013): Schriftliches Erzählen mehrsprachiger Kinder. Entwicklung und sprachenübergreifende Fähigkeiten. Münster/ New York: Waxmann-Verlag.SPRABILON und SPRABILON-R
Das Projekt SPRABILON knüpfte an Vorarbeiten an, die im BLK-Modellprogramm „Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund FörMig“ geleistet wurden. Hauptziel der Untersuchung war es, Verläufe und Ergebnisse des Spracherwerbsprozesses einer FörMig-Stichprobe über zwei Schuljahre (7. und 8. Klasse) in der Sekundarstufe I zu verfolgen. Leitende Fragen dabei waren, ob sich Effekte der Sprachförderung, die im Rahmen des Modellprogramms erfolgte, über die Sekundarschulzeit erkennen lassen und welche dies ggf. sind; ob und wie sich bei bilingualen Schüler(inne)n die herkunftssprachliche Entwicklung und die Entwicklung im Deutschen unterscheiden; ob und wie sich die Entwicklung im Deutschen von Schüler(inne)n mit und ohne Migrationshintergrund unterscheiden. Zentrale Ergebnisse der Untersuchung sind, dass die Migrantenjugendlichen am Ende der 8. Klasse nach wie vor einen Rückstand im Deutschen gegenüber den nichtmigrierten Kamerad(inn)en aufweisen. Besonders aufschlussreich ist es, dass der Rückstand sich in den produktiven Sprachdaten (schriftsprachliche Fähigkeiten) nicht bei alltagssprachlichen Ausdrucksmitteln zeigt. Er besteht aber in komplexen sprachlichen Bereichen, die stärker bildungsrelevant sind (z.B. bei fachlichen Ausdrucksweisen und anspruchsvollen grammatischen Formen). Es erwies sich außerdem, dass die besten Ergebnisse von denjenigen Probanden erzielt wurden, die in Grundschule und Sekundarschule kontinuierlich eine Sprachförderung erhalten hatten. Förderung hingegen, die nur in einzelnen Abschnitten der Bildungsbiographie geleistet wurde, zeigte keine besonderen Effekte.
In der an das Projekt Sprabilon anschließenden Untersuchung SPRABILON-R wird das erzielte Ergebnis um eine weitere Messung der Sprachentwicklung sowie um vertiefte Informationen über die sprachliche Bildung und Förderung der Schülerinnen und Schüler ergänzt. Im Rahmen von qualitativen Interviews werden ausgewählte Schüler(innen) aus der SPRABILON-Stichprobe, deren Eltern und Lehrkräfte um rückblickende Würdigungen der Sprachbildungsbiographien gebeten. Die Studie soll ein umfassendes Bild von der sprachlichen Entwicklung der Jugendlichen bis hin zum Übergang in eine allgemeinbildende oder berufsbildende Laufbahn am Ende der Sekundarstufe I vermitteln. Vor allem geht es darum, besonders sprachförderliche oder -hinderliche Ereignisse und Erfahrungen im familiären und schulischen Umfeld zu identifizieren. Auf dieser Grundlage können Empfehlungen für zukünftige Sprachbildungsmaßnahmen formuliert werden, die sich gezielt auf die Stärkung förderlicher und den Abbau hinderlicher Bedingungen für die Sprachentwicklung im Kontext von Mehrsprachigkeit richten.
Veröffentlichungen:Schwippert, Knut/ Habben, Imke/ Gogolin, Ingrid/ Lasslop, Ilka (2013): SPRABILON – Sprachentwicklung bilingualer Kinder in longitudinaler Perspektive. In: Redder, Angelika/ Weinert, Sabine (Hg.): Sprachförderung und Sprachdiagnostik. Perspektiven aus Psychologie, Sprachwissenschaft und empirischer Bildungsforschung. Münster/ New York: Waxmann-Verlag 2013.Habben, Imke/ Rau, Anna/ Schwippert, Knut (2013): Die Nutzung außerschulischer und schulischer Bildungsangebote in der Sekundarstufe I und deren Einfluss auf die Lesekompetenz – Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt ,Sprachentwicklung bilingualer Kinder in longitudinaler Perspektive – SPRABILON‘. In: Diskurs – Kindheits- und Jugendforschung, 8. Jg., H. 4, S. 417-437.TheaterSprachCamp
Studierende des Lehramts, die sich mit der sprachlichen Bildung von Kindern im Grundschulalter auseinander setzen und ihre didaktisch-methodischen Kompetenzen erproben und erweitern wollen, können sich am TheaterSprachCamp beteiligen. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung, des Jugenderholungswerks Hamburg e.V. (JEW), des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung, der „academie crearTaT“ und der Fakultät für Erziehungswissenschaft. In jedem Jahr nehmen 280 Hamburger Schülerinnen und Schüler mit und ohne Migrationshintergrund, die die dritte Klasse abgeschlossen haben und als „besonders sprachförderbedürftig“ eingestuft wurden, an einem dreiwöchigen Ferienprogramm teil. Ziel ist eine Unterstützung ihrer sprachlichen Entwicklung, die spielerisch, lebensnah und mit sozialer und emotionaler Stärkung erfolgt. Im Sinne einer durchgängigen Sprachbildung gehören dabei eine systematische Auseinandersetzung mit Sprache, Theaterspiel und Freizeitgestaltung als gemeinsames Leben und Lernen zusammen und dienen der individuellen Förderung der Mädchen und Jungen.