Am 01.12.2015 fand der diesjährige Tag der Gleichstellung der Fakultät für Erziehungswissenschaft statt. Die Gleichstellungsbeauftragte Prof. Dr. Kerstin Michalik berichtete über den Stand und die Perspektiven der Gleichstellungsarbeit an der Fakultät und stellte den neuen Gleichstellungsplan vor, der derzeit als Entwurf dem Dekanat vorliegt Weitere Referentinnen waren Dr. Bettina Kleiner (wissenschaftliche Mitarbeiterin) und Dagmar Filter (Zentrum GenderWissen der Universität Hamburg). Die Links zu den Präsentationen sind unter dem Text zu finden; weitere informative Links sind im Text anklickbar.
Stand und Perspektiven der Gleichstellungsarbeit an der Fakultät – der neue Gleichstellungsplan (2016 – 2020)
- Der Anteil der weiblichen Studierenden ist mit einer 2/3-Mehrheit nach wie vor überdurchschnittlich hoch
- Bei den wissenschaftlichen Mitarbeiter*innenstellen und Promotionen sind Frauen im Vergleich zu ihrem Anteil an den Studierenden jedoch eher unterrepräsentiert
- Der Anteil der Professorinnen liegt inzwischen bei rund 50%
Der Anteil der Professorinnen liegt inzwischen bei rund 50%. Ein Problemfeld, mit dem sich die zukünftige Gleichstellungsarbeit konfrontiert sieht, ist die Forschung und Lehre zu Gender- und Diversity-Themen, da dieser Bereich an der Fakultät für Erziehungswissenschaft nicht hinreichend vertreten ist. Es gibt keine Professur mit diesem Arbeitsschwerpunkt, nur wenig Promotionen und Forschungsprojekte und kaum Lehrveranstaltungen, welche auf Genderfragen bezogen sind.
Die im neuen Gleichstellungsplan 2016-2020 verankerten Ziele fokussieren zum einen auf die paritätische Besetzung im Bereich des wissenschaftlichen Personals auf Fachbereichsebene, zum anderen auf die Förderung des weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses. Die bereits erfolgten Maßnahmen zur Erhöhung des Anteils männlicher Studierender insbesondere im Primar- und Sekundarstufenlehramt werden weitergeführt. Ein weiterer Schwerpunkt sind Maßnahmen zur Entwicklung von Gender- und Diversity-Kompetenz als Qualitätsmerkmal von Lehre.
Ein neues Element im Gleichstellungsplan ist der Gleichstellungsförderfonds: Die Mittel daraus sollen für die Nachwuchsförderung, die Förderung genderbezogener Fragestellungen in Forschung und Lehre sowie für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zur Verfügung stehen.
Im Anschluss an die Vorstellung der Gleichstellungsarbeit folgte eine Diskussion über die Neufassung der Stellenausschreibungen im Bereich des TVP. Der Frauenanteil von 97% beim technischen Verwaltungspersonal hat zur Folge, dass die Stellenausschreibungen den Passus enthalten, dass männliche Bewerber bei gleicher Qualifikation bevorzugt eingestellt werden. Als problematisch wurde erachtet, dass dadurch das Benachteiligungsverbot, das ebenfalls im Gleichstellungsgesetz verankert ist, quasi nicht mehr zur Anwendung komme und durch schlichtes „sex counting“ ersetzt werde. Es sei bisher empirisch nicht nachgewiesen, dass Männer in Arbeitsfeldern benachteiligt seien. Für Frauen gelte dies aber sehr wohl.
Ein weiterer Diskussionspunkt war das Thema Sprache. Es wurde als Problem benannt, dass es an der UHH bisher noch keinen fakultäts- bzw. universitätsweiten Leitfaden für eine geschlechtersensible, inklusive Sprache in der Wissenschaft gibt. An anderen Universitäten, bspw. in Köln, gibt es solche Leitlinien bereits. Immerhin existiert aber für die Verwaltungsebene der Universität Hamburg das Informationsblatt für geschlechtergerechte Amtssprache. Es wurde überlegt, durch welche Maßnahmen Studierende und Lehrende für den Gebrauch einer genderbewussten Sprache sensibilisiert werden könnten: Genannt wurden Lehrende als Vorbilder mit entsprechendem Sprachgebrauch sowie die Verwendung gendergerechter Sprache als ein generelles Kriterium für schriftliche Arbeiten.
Vorträge
Der Beitrag von Dr. Bettina Kleiner, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich Bildungs- und Transformationsforschung, zum Thema „Geschlecht und Begehren in schulischer Interaktion“, thematisierte die Folgen von Heteronormativität im öffentlichen Raum Schule für die Identitätsentwicklung von lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans*geschlechtlichen (LGBT*) Jugendlichen. Ziel der Untersuchung war es aufzuzeigen, wie der Schulalltag aus der Perspektive dieser Jugendlichen erlebt wird. Sowohl innerhalb schulischer und unterrichtlicher Interaktionen als auch in Schulbuchtexten wirke sich Heteronormativität zwangsförmig aus. Über die Institution Schule werde somit die Durchsetzung einer heterosexuellen Norm befördert, wodurch eine positive Identitätsentwicklung von lesbischen und schwulen Jugendlichen beeinträchtigt werde.
Dagmar Filter, Leiterin des hochschulübergreifenden Zentrums GenderWissen, stellte zunächst das Zentrum vor:
Arbeitsfelder des Zentrums GenderWissen sind u.a. die Koordination und Unterstützung von Frauen- und Geschlechterforschung sowie der Gender und Queer Studies an Hamburger Hochschulen, ferner der Ausbau und die Pflege der Zentralen Bibliothek Frauenforschung & Gender Studies und die Beratung bei der Themensuche für genderbezogene Abschlussarbeiten.
Im zweiten Teil ihres Vortrags ging die Referentin auf „Brennpunkte der Gleichstellungspolitik an der Universität Hamburg“ ein:
1. Das seit 2014 geltende neue Hamburger Gleichstellungsgesetz werde in der Praxis in den Dienststellen unterschiedlich gehandhabt. Problematisch sei auch, dass die Universität Hamburg – mit ihren in Bezug auf Geschlechterparität doch sehr unterschiedlich aufgestellten Bereichen – als EINE Dienststelle behandelt werde. Es müssten Nachbesserungen erfolgen.
2. Als weitere, auf Dauer gestellte Arbeitsthemen wurden von Frau Filter benannt: Die Sicherung und Ausweitung von Gender Studies in Lehre und Forschung sowie die Verankerung der Gender Studies in den Ziel- und Leistungsvereinbarungen der Universität. Außerdem sei eine höhere Entlastung von Personen, die in der Gleichstellungsarbeit tätig sind, anzustreben.
Links zu den Präsentationen:
- Präsentation der Gleichstellungsbeauftragen Prof. Dr. Kerstin Michalik
- Präsentation von Dr. Bettina Kleiner
- Präsentation von Dagmar Filter