Erstsemester-Befragung WS 2015/16: Erste Ergebnisse & Empfehlungen
Was trägt zu einem gelingenden Studienstart bei?
Dieser Frage ist das Projekt StuFHe im Wintersemester 2015/16 mit einer Online-Befragung nachgegangen.Eingeladen zur Teilnahme waren alle Erstsemester-Studierenden der StuFHe-Partnerhochschulen, d.h. der Universitäten Hamburg und Kassel, der Technischen Hochschule Mittelhessen sowie der Hochschule für Angewandte Wissenschaft Hamburg. Dieser Einladung sind über 2.200 Studierende gefolgt, wobei der Rücklauf insgesamt bei 14,5 Prozent lag. Die bisherige Datenauswertung ermöglicht einen Einblick in den Studienstart und legt erste Empfehlungen für gelingendes Studieren nahe:
Selbsteinschätzung & Angebote zum Studieneinstieg
Die Angaben der Erstsemester-Studierenden zeichnen sich zunächst durch eine besonders positive Einschätzung eigener Kompetenzen aus, d.h. die Befragten geben mehrheitlich an, dass sie über ein hohes Maß an studienbezogenen Vorkenntnissen und Fähigkeiten verfügen. Ähnlich positiv stehen sie auch eventuellen Herausforderungen der Studieneingangsphase gegenüber. Zukünftige Schwierigkeiten scheinen sie allenfalls in Bereichen zu befürchten, die die Bewältigung der Menge an Lernstoff, den Umgang mit Leistungsdruck oder die zeitlich sinnvolle Strukturierung von Lernaktivitäten betreffen.
Viele Studierende hatten zum Zeitpunkt der Befragung bereits Angebote zur Studienvorbereitung und Studienorientierung wahrgenommen. Weitere Unterstützung wünschen sie sich vor allem bei der Prüfungsvorbereitung, dem Kennenlernen von Mitstudierenden und der Vertiefung von Fachkenntnissen. Besonders wichtig für die zukünftige Teilnahme an entsprechenden Angeboten zum Studieneinstieg ist den Befragten, dass sie ihren persönlichen Interessen entsprechen und sich zeitlich mit dem Regelstudium und ihren privaten Verpflichtungen vereinbaren lassen.
Dass solche Angebote von großer Bedeutung sein können, legt eine Vorstudie im Rahmen des Teilprojekts „Hamburger Modell Studierfähigkeit“ im Universitätskolleg nahe, in der Studierende aus höheren Semestern befragt wurden. Während zu Studienbeginn eine positive Selbsteinschätzung überwiegt und Studierende kaum größere Hürden zu erwarten scheinen, ist der Vorstudie zufolge gerade das erste Studienjahr häufig von Herausforderungen geprägt, die das gelingende Studieren gefährden können. Diese kritischen Situationen lassen sich auf ein breites Spektrum an Studienanforderungen zurückführen, die für die Studieneingangsphase charakteristisch sind. Dazu gehören personale Anforderungen, die die Lern- und Selbstorganisation betreffen, genauso wie organisatorische Anforderungen, die sich aus den institutionellen Regeln und Rahmenbedingungen ergeben. Hinzu kommen inhaltliche Anforderungen der jeweiligen Studiengänge sowie soziale Anforderungen, d.h. Kontakt und Kooperation im Studium. Zugleich weisen internationale Studien darauf hin, dass das erste Studienjahr häufig von einem Motivationseinbruch gekennzeichnet ist und auch die erwähnte Vorstudie veranschaulicht, dass für manche Studierende das Motto “Augen zu und durch” dominiert.
Studierfähigkeit & Förderangebote
Über den ersten Einblick in den Studienstart hinaus zeichnet sich in der Erstsemesterbefragung ab, was Studierfähigkeit ausmacht. Im Einklang mit dem bisherigen Forschungsstand zeigen die statistischen Auswertungen der Angaben zu studienbezogenen Kompetenzen, dass Lernstrategien eine wichtige Rolle spielen. Hierunter fallen insbesondere die auf das Ziel abgestimmte Planung und das Durchhaltevermögen auch bei Schwierigkeiten.
Zudem weisen die StuFHe-Daten die Besonderheit auf, dass auch die so genannte „epistemische Neugier“ von großer Bedeutung ist. Diese zeigt sich in dem Bestreben, neue Erkenntnisse zu gewinnen, komplexen Problemen auf den Grund zu gehen und neue Denkansätze kennenzulernen.
Aus diesen ersten Befunden lässt sich für Studierende und Hochschulen zum einen die Empfehlung ableiten, Angebote wahrzunehmen bzw. einzurichten, die den Erwerb von studienbezogenen Lernstrategien unterstützen. Zum anderen sollten sie Freiräume suchen bzw. ermöglichen, in denen sich das Interesse an neuem Wissen entfalten kann. Zusätzlich zu den regulären Angeboten zur Studienberatung, -vorbereitung und -orientierung bieten die im Projekt StuFHe beteiligten Partnerhochschulen hierfür vielfältige Möglichkeiten:
Das Universitätskolleg versammelt Angebote zum Studieneinstieg, die in einem eigenen Kommentierten Vorlesungsverzeichnis zusammengefasst sind. |
Das Servicecenter Lehre bietet Workshops und Beratung zur Stärkung der Studierkompetenz. |
Am Zentrum für kooperatives Lehren und Lernen bietet das KiM-Projekt eine Tutorenqualifizierung sowie ein umfassendes Mentoring an. |
Das Team Studieneinstieg bietet Erstsemestertutorien sowie spezielle Fachtutorien an. |
Fortsetzung der Untersuchung
Die weitere Auswertung der Daten aus der Erstsemester-Befragung soll zeigen, wie unterschiedlich Studierfähigkeit ausfallen kann und inwiefern sich spezifische Profile identifizieren lassen. Um über den Studienstart hinaus einen näheren Einblick in verschiedene Studienphasen und individuelle Entwicklungsverläufe zu gewinnen, ergänzt das StuFHe-Projekt die bisherige Erstsemester-Studie um Folgebefragungen im dritten und fünften Semester.