Wissenschaftliche Fachtagung: Zwischen Leseförderung und literarischem Lernen: Auf der Suche nach einer Didaktik der (erzählenden) Erstleseliteratur
Tagungsort: | Bürgerhaus Wilhelmsburg, Mengestraße 20, 21107 Hamburg |
Termin | 27. und 28. September 2024 |
Tagungsleitung: | Dr. Christoph Jantzen (Universität Hamburg), Dr. Jana Mikota (Universität Siegen), Dr. Nadine Schmidt (Universität Siegen), Maren Töbermann (Stiftung Bürgerhaus Wilhelmsburg) |
Veranstaltende: | Universität Hamburg, Universität Siegen, Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien in der GEW (AJuM), Landesstelle Hamburg, Stiftung Bürgerhaus Wilhelmsburg |
Teilnahmegebühren: | 40,– €, ermäßigt 20,– € (inklusive Konferenzverpflegung) |
Anmeldeschluss: | 8. September 2024 |
Kontakt: | Christoph.Jantzen@uni-hamburg.de |
Der Deutschunterricht in der Primarstufe steht vor komplexen Aufgaben: Neben der Entwicklung von Lesefähigkeiten sowie Lesefertigkeiten gehören auch Aspekte literarischen Lernens und die Förderung der ästhetischen Genussfähigkeit zu den zentralen Feldern. Bereits 2013 verweist Karin Richter auf diesen Aspekt und fragt zu Recht, ob „der Erwerb von Lesefähigkeiten und -fertigkeiten auf der einen und von Lesemotivation und ästhetischer Genussfähigkeit auf der anderen Seite (zunächst) auf getrennten Wegen erfolgen muss“ (Richter 2013, S. 86) und Richter plädiert für unterschiedliche Lesestoffe: Leicht erschließbare Texte, um Lesefähigkeiten zu fördern; Texte für Lesemotivation und Texte, die literarische Genussfähigkeit unterstützen und vorgelesen werden können. Wie alarmierend gering die Lesefertigkeiten und Lesefähigkeiten von Kindern im Grundschulalter sind, konnten jüngst die Ergebnisse der IGLU-Studie 2021 verdeutlichen. Geringe Lesemotivation und ästhetische Genussfähigkeit sind hingegen empirisch schwerer zu erfassen, zumal sie abhängig von den individuellen Lesepräferenzen der Kinder sind.
Als Brücke zwischen Lesefertigkeiten, Lesemotivation und ästhetischer Genussfähigkeit wird oftmals das Potenzial von Erstleseliteratur herausgestellt – didaktische Ansätze, wie Erstleseliteratur in den (Deutsch-)Unterricht eingebunden und wie sie im schulischen Rahmen genutzt werden kann, gibt es hingegen nur sehr wenige. Daher soll auf der Tagung die Suche nach einer Didaktik der Erstleseliteratur beginnen und danach gefragt werden, wie der Spagat zwischen Leseförderung und literarischem Lernen mit Hilfe von Erstleseliteratur gelingen kann. Die Erstleseliteratur soll Kinder während des Prozesses des Lesenlernens begleiten und sie zum selbstständigen Lesen motivieren. Das heißt, einerseits fördert sie den Erwerb der Lesefähigkeiten, andererseits eröffnet sie auch als Erstleseliteratur Möglichkeiten der ästhetischen Genussfähigkeit und regt das literarische Lernen an (vgl. Mikota / Schmidt [Hrsg.] 2023). Erstlesebücher wie Werwolf wider Willen von Rüdiger Bertram und Ka Schmitz oder die Torkel-Bände von Charlotte Habersack und Susanne Göhlich können vielleicht, anders als Richter vermutet, sowohl zum Lesen motivieren als auch ästhetischen Genuss fördern. Trotzdem fristet die Erstleseliteratur innerhalb der literaturdidaktischen Forschung ein Schattendasein, wird allzu oft als Gebrauchs- und Zweckliteratur wahrgenommen und muss sich häufig der (nur scheinbar verallgemeinerbaren) Kritik einer literästhetisch minderwertvollen Gestaltung und einer oberflächlichen Ausrichtung an beliebten Themen aussetzen.