Lernorte im Alter
Projektbeschreibung
In dem Transferprojekt "Lernorte im Alter" wurden anhand der Methode der narrativen Landkarte (Behnken & Zinneker, 2010) Lebens- und Aktionsräume älterer Menschen im Sozialraum Hamburg identifiziert und als potenzielle Lernorte (als Orte des informellen Lernens) analysiert (Faulstich & Faulstich-Wieland, 2012). Durch das Zeichnen der narrativen Landkeiten wurde ergänzt durch fokussierte Interviews, in denen dann die Karte selbst gemeinsam reflektiert wird. Ausgewählte Orte wurden besucht, dokumentiert und auf ihr Anregungspotenzial für Lernen reflektiert. Vor allem mit Hinsicht auf die Gesamtstrategie der "Age friendly Cities" (WHO) konnte das Projekt erste Anhaltspunkte liefern. Zum Ende des Projekts fand eine Abschlussveranstaltung statt, in der sich alle Beteiligten des Projekts innerhalb eines Workshops austauschen und erste Ergebnisse diskutieren konnten (siehe "Abschlussveranstaltung").
Ergebnisse
Erste Ergebnisse zeigten, dass neben genannten Orten auch Wege und Tätigkeiten genannt werden. Dabei dienen Wege entweder der Fortbewegung, um von einem Ort an ein Ziel zu kommen. Dabei ist bspw. wichtig, wie gut die Wege zu bewältigen sind, etwa mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Genannte Wege müssen jedoch nicht immer den Zweck der Fortbewegung erfüllen, sondern erfüllen in Form von Spaziergängen bereits ihren Selbstzweck. Außerdem werden Tätigkeiten, z.B. „Kochen mit der Enkelin“ (egal wo) oder „Schwimmen mit den Kindern“ (ebenfalls nicht spezifiziert) genannt bei denen kein fester Ort erwähnt wird. Daran wird deutlich, dass Orte und Wege nicht von den Tätigkeiten zu trennen sind, die sie ermöglichen.
Dies führt zur übergreifenden Frage: Was „leisten“ jeweils die Orte (und Wege und Tätigkeiten)? Hierbei wurden sieben Oberkategorien identifiziert: „Soziale Kontakte/ Begegnungen/ Beziehungen“, „Lernen/ Wissensaneignung“, „Ehrenamt/ Freiwillige Tätigkeit/ Verantwortungsübernahme“, „Stadtaneignung“, „Biographische Vergewisserung und Identitätsarbeit“, „alltägliche Notwendigkeit/ Reproduktionsarbeit“ und „Gesunderhaltung“ deutlich.
Im Austausch innerhalb des Workshops wurde deutlich, dass Mobilität und Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln bei den beteiligten Personen eine wichtige Rolle spielen. So thematisierten viele Personen bereits während des Interviews, aber auch im Workshop, ihren Umzug im Alter in belebtere Wohngebiete oder altersgerechtere Wohnungen, um mobilitätsbezogenen Schwierigkeiten und Barrieren auszuweichen. Darüber hinaus wurden im Austausch viele Informationsdefizite in Bezug auf Lernorte in der eigenen Stadt deutlich: So sind die Möglichkeiten der Weiterbildung im Alter nicht bei allen bekannt, vor allem wenn es sich um kostengünstige Möglichkeiten und Angebote handelt. In der Hinsicht könnte auch die Volkshochschule als zentraler kommunaler Akteur agieren und intergenerationale Transferangebote für Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte, hochgebildeten und Menschen, die weniger Zugang zu Bildung, aber nicht weniger Lebenserfahrung aufweisen, gestalten.
Abschlussveranstaltung
Am 16.07.2024 wurden im Rahmen einer Abschlusstagung erste Ergebnisse aus unserem Projekt vorgestellt. Dabei wurden die narrativen Landkarten aus verschiedenen Hamburger Stadtvierteln und unsere Erkenntnisse aus den Interviews vorgestellt und mit gemeinsam mit den Beteiligten diskutiert, hinterfragt und weiterentwickelt. Außerdem haben wir im Rahmen unserer Tagung den Austausch zwischen allen Beteiligten des Projektes und Interessierten aus Einrichtungen der Erwachsenenbildung und Senior:innenarbeit, der Politik und studierenden Forschungsgruppen ermöglicht. Die Veranstaltung startete im ersten Teil mit kurzen Inputs zum Thema Lebens- und Lernorte im Alter: aus wissenschaftlicher, praxisbezogener und politischer Perspektive.
Im Anschluss wurden innerhalb des Workshops "Wir in unserer Stadt" unterschiedliche Fragen thematisiert: Was sehen Sie in den narrativen Landkarten, welche Fragen haben Sie an die Karten? Was schätzen und genießen Sie in Hamburg? Was fehlt Ihnen, auf welche Barrieren treffen Sie? Welche Lernerfahrungen machen Sie jetzt im höheren Alter? Was wünschen Sie sich in Ihrer Stadt, in Ihrem Quartier?
Sie können sich die verschiedenen Inhalte der Abschlusstagung hier anschauen:
Hier geht es zur Veranstaltungspräsentation
Die Rede von Ernst Dieter Rossmann finden Sie hier
Den Input der Studierenden aus der Lehre finden Sie hier
Den Input von Kontaktstudium der Universität Hamburg finden Sie hier
Die Präsentation zu "Be4Free" von Andrea Maus finden Sie hier
Öffentlichkeit
Podcast "Bildungsschnack"
Im Rahmen des Projekts "Lernorte im Alter" wurde eine Podcastfolge in dem Podcast "Bildungsschnack" der Fakultät der Erziehungswissenschaften in Hamburg veröffentlicht. Darin wurden Lebens-, Handlungs- und Lernräume von älteren Menschen besprochen So standen folgende Fragen im Vordergrund: Was passiert in diesen Räumen? Wie wird in diesen Räumen gelernt? Wo sind diese Räume?
Zu der Folge "Lernen im Alter – Was, wie und vor allem wo passiert das in Hamburg?": https://www.ew.uni-hamburg.de/forschung/podcast-bildungsschnack/03-24-bischna-maerz.html
Forum Citizen Science 2024:
Im Oktober 2024 fand die Fachkonferenz "Forum Citizen Science" statt, welche von "Wissenschaft im Dialog", dem Museum für Naturkunde Berlin und im gleichen Jahr auch mit der Universität Hamburg organisiert wurde. Im Rahmen der Fachkonferenz wurden verschiedene Möglichkeiten geboten, um Forschung und MItwirkung zu ermöglichen, unter anderem das "Methodenlabor", welches uns die Möglichkeit gab, die Forschungsmethode der subjektiven Landkarte (Behnken & Zinneker, 2010) mit Teilnehmenden zu erproben und zu reflektieren.
Unser Methodenlabor "Subjektive Landkarten als Tool für eine partizipative Quartiersentwicklung – und auch für individuelle Stadtaneignungsprozesse?" resultierte aus unserem Projekt "Lernorte im Alter" in dem der Beitrag zur Stadtteilgestaltung thematisiert wurde. In dem Projekt haben wir mit subjektiven Landkarten nach Behnken und Zinneker subjektive Kartierungen älterer Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte aus verschiedenen Stadtteilen begonnen und dabei sowohl altersbezogene als auch literalitätsbezogene Verengungen von Lebensorten im Alter in den Landkarten vorgefunden. Damit werden Möglichkeiten, aber auch „Lücken“ und Diskriminierungen in der städtischen Quartiersentwicklung für ältere Menschen sichtbar (Stichwort „Age-friendly Cities“), die Karten erweisen sich als durchaus ergiebig.
Unser Ziel auf der Citizen Science 2024 war es herauszufinden, wie es (nicht nur älteren) Menschen beim Zeichnen solcher Landkarten selbst geht, welche Reflexionsprozesse dadurch vielleicht angestoßen, aber auch welche Widerstände dadurch ausgelöst werden können
Mitarbeitende
Jun.-Prof. Dr. Claudia Kulmus
Projektleitung
claudia.kulmus"AT"uni-hamburg.de
Kristin Skowranek
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
kristin.skowranek"AT"uni-hamburg.de
Jamila Schultz-Edwards
Wissenschaftliche Hilfskraft