Der Studientag am Arbeitsbereich Pädagogik bei Behinderung und Benachteiligung ist eine jährlich im Januar stattfindende ganztägige Veranstaltung mit Workshops, Vorträgen und Diskussionsrunden, die von den Bachelor-Studierenden der Sonderpädagogik im 5. Fachsemester im Rahmen des Seminars "Spezifische Lernsettings gestalten und evaluieren" im Förderschwerpunkt Lernen organisiert wird. Für diese Studierenden ist er eine Pflichtveranstaltung. Gleichzeitig richtet der Studientag an alle Studierenden der Sonderpädagogik und darüber hinaus an alle Interessierten der Universität Hamburg. Für die Studierenden im 5. Fachsemester ist nicht nur seine inhaltliche Gestaltung eine Herausforderung. Auch die Organisation des Tages übernehmen die Studierenden fast vollständig: von der Themengestaltung und der Planung von Workshops und Aktionen, der Recherche und Einladung Dozierender, bis hin zur Gestaltung von Werbematerialien, der Organisation des Caterings für die Pausen und der abendlichen Abschlussfeier.
Es war sehr vielfältig, die Leute haben viel mehr mitgearbeitet als in Seminaren, das war interessant, einfach entspannter, lockerer.
(Besucher:in nach dem Studientag)
Er bietet den Studierenden die Chance, über den 'Tellerrand' zu blicken, sich untereinander, mit Lehrenden und mit Fachleuten auszutauschen und neue Impulse und Ideen zu erhalten und über kontroverse Themen zu diskutieren. Bereits in den vergangenen Jahren ging es um vieldiskutierte Themen der Sonderpädagogik wie z.B. 'Schulentwicklung, Hochschulen und Inklusion'. Beendet wird dieser Tag stets mit einem entspannten 'Get together' im studentischen Freiraum Paranoia oder einem anderen Raum auf dem Campus.
Der diesjährige Studientag widmet sich dem Thema „Migration(spädagogik) trifft Sonderpädagogik“ und findet am 17. Januar 2025 von 9:00 bis 17:00 Uhr statt. Alle Studierenden und Lehrenden mit Interesse an Fragen der Inklusion, Migration und Bildung sind herzlich eingeladen.Die Auftaktveranstaltung beginnt um 9:00 Uhr im Hörsaal C in der Chemie (Martin-Luther-King-Platz 6). Im Anschluss finden Workshops und Präsentationen zu vielfältigen Themen wie Migration und Identität, queere Vielfalt, Flucht und Trauma im Schulkontext sowie antimuslimischem Rassismus in Bildungseinrichtungen statt. Die Workshops werden an den Standorten Sedanstraße 19 und Bogenallee 11 durchgeführt. Über diesen Link gelangen Sie zu dem spannenden Programm des Studientages 2025 . Für die Verpflegung in der Mittagspause sowie einen entspannten Ausklang des Tages sorgen die Studierenden. Anlässlich des Studientags werden barrierefreie Materialien und Poster zugänglich gemacht, um eine inklusive Teilnahme zu ermöglichen.
Wenn Sie Unterstützung benötigen (z. B. Dolmetschung oder andere Barrierefreiheitsanpassungen), melden Sie sich bitte bis zum 20. Dezember 2024 bei: natalia.paska"AT"studium.uni-hamburg.de
Wir bedanken uns herzlich für die finanzielle Unterstützung des Studientags durch die Kurt und Käthe-Klinger-Stiftung sowie durch den Hamburger Landesverband des Verbands Sonderpädagogik e.V.!
Rückblick Studientag 2025
Beitrag der Dokumentationsgruppe des Studientags 2025
Am Freitag, den 17.01.2025, fand der diesjährige Studientag, organisiert von etwa 135 Studierenden der Sonderpädagogik, statt. Eingeladen waren alle Interessierten der Universität Hamburg. Jedes Jahr wird von den Studierenden der Sonderpädagogik im fünften Fachsemester ein Studientag zu aktuellen, kontroversen und prioritären Themen der Sonderpädagogik organisiert und durchgeführt. Dieses Jahr hatte der Studientag den Titel „Migration(-spädagogik) meets Sonderpädagogik” und kreiste um Themen der Migration. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema findet im pädagogischen Teil des Lehramtsstudiums der Sonderpädagogik zwar an einigen Stellen statt, wie beispielsweise im Rahmen der Schulpädagogik oder im EW-Modul zu prioritären Themen der Erziehungswissenschaft. Eine intersektionale Perspektive und dabei auch die Bedeutung konkret für Sonderpädagog:innen fehlt allerdings vielerorts und könnte in einem Studientag gut Platz finden. Die Workshops behandelten Themen, wie Migration und Identität, Flucht und Trauma, Seenotrettung, Rassismus und Mehrsprachigkeit.
Beispielsweise wurde von Studierenden ein Workshop zum Thema „Rassistische Denkmuster erkennen“ durchgeführt, bei dem es zentral um den Ansatz Unconscious Bias ging. Dabei wurde zunächst ein Einstieg mithilfe eines Assoziationstests gestaltet, um sich selbst mit vorurteilsbehafteten, rassistischen Zuschreibungen zu konfrontieren. Im Anschluss erfolgte eine theoretische Auseinandersetzung mit Rassismus und dem Ansatz Unconscious Bias. Abschließend wurden Diskussionen mithilfe von räumlicher Positionierung angeregt. Es wurde deutlich, „Bias betrifft uns einfach, jeden, und es ist einfach überall zu finden.“ (Besucherin des Workshops 11 „Rassistische Denkmuster erkennen“ nach dem Workshop). Ein anderer Workshop befasste sich konkret mit antimuslimischem Rassismus, bei dem eine externe Person eingeladen wurde, ihre Expertise weiterzugeben. Es wurde sich mit antimuslimisch rassistischen Strukturen und Systemen im Bildungssektor, wie der Schule oder Universität auseinandergesetzt und Lösungsmöglichkeiten diskutiert.
UHH/ C. Zumhasch
Prof. Dr. Carnicer bei seiner Eröffnungsrede zum Studientag 2025
„Ich fand den Workshop der Person zum antimuslimischen Rassismus am interessantesten und ich hatte das Gefühl, es war so am […] persönlichsten. Sie hatte einen richtig guten Mix und eigentlich würde ich alles davon noch weiter vertiefen wollen, was in diesem Workshop vorkam, besonders aber die Religionsklausel.“ (Besucher:in des Workshops 5 „Antimuslimischer Rassismus“ nach dem Studientag). Nicht alle Workshops wurden jedoch derart positiv bewertet In einigen Workshops wurde eine geringe theoretische Auseinandersetzung mit der Thematik oder eine nicht ausreichende wissenschaftliche Fundierung bemängelt. Die Titel mancher Workshops passten nur teilweise zu den vorgetragenen Inhalten oder hatten eher anekdotischen Charakter. Dennoch wurde das Konzept des Studientags als besondere Veranstaltungsform in Interviews positiv bewertet:
„Es war sehr vielfältig, die Leute haben viel mehr mitgearbeitet als in Seminaren, das war interessant, einfach entspannter, lockerer.“ (Besucher:in nach dem Studientag).
„Also ich war vorhin […] bei einem Workshop, wo wir nur mit den Studenten zusammengearbeitet haben. Das war auch super cool, weil es ein nettes Miteinander ist, weil man sich ein bisschen selber mit einbringen kann als bei irgendwelchen Seminaren und Vorlesungen.“ (Besucher:in nach dem Studientag).
Die Verantwortungsabgabe hinsichtlich der Gestaltung und Durchführung einer universitären Lehrveranstaltung kann also durchaus sinnvoll sein. Es wurde jedoch auch deutlich, dass in Zukunft noch stärker auf eine adäquate und wirksame Qualitätssicherung der Workshops geachtet werden sollte und dass diese tatsächlich Bezüge zum Oberthema herstellen können. Teilweise wurde u.E. Migration konkret im Rahmen der Sonderpädagogik, was der Titel des Studientags erwarten lässt, vernachlässigt. In vielen Workshops wurde sich eher grundlegend mit Migration oder Ethnie als Differenzkategorie beschäftigt, die Perspektive der Sonderpädagogik wurde eher wenig berücksichtigt. In einem Interview wird deutlich, dass hier im Workshop 7 „Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt“ jedoch ein Transfer der Thematik in der pädagogischen Praxis thematisiert wurde: „Der Vortrag zur sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt hat mir richtig gute Handreichungen für meine pädagogische Praxis mitgegeben.“ (Besucher:in des Workshops 7 „Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt“ nach dem Workshop). Die Workshops unterschieden sich hierbei scheinbar stark.
Bei der nächsten Durchführung des Studientags im nächsten Jahr sollten die Adressat:innen der Veranstaltung konkretisiert werden. Die Besucher:innen in diesem Jahr setzten sich unter anderem aus Sonderpädagogikstudierenden aus dem fünften Semester, aus früheren Semestern, Dozierenden und externen pädagogisch Tätigen oder Interessierten zusammen. Eine Konkretisierung der Adressierung könnte eine Vertiefung und Konkretisierung der Inhalte der Workshops bewirken. Auch wenn der Studientag eine gute Möglichkeit bieten kann, kontroverse Themen der Sonderpädagogik, die in den anderen Lehrveranstaltungen des Studiums zu kurz kommen, zu verorten, wird deutlich, es reicht nicht:
„Man muss […] Räume schaffen, wo mehr Austausch stattfinden kann, an der Uni und anderswo.“ (Besucher:in des Workshops 11 „Rassistische Denkmuster erkennen“ nach dem Workshop).
Wir bedanken uns für die finanzielle Unterstützung des Studientags durch die Kurt- und Käthe-Klinger-Stiftung, den Hamburger Landesverband des Verbands Sonderpädagogik e.V. sowie des Dekanats der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg.