Farina Böttjer erhält Promotionspreis der Görres-Gesellschaft

30. September 2020, von Judith Keinath

Foto: Görres-Gesellschaft

Am 25. September 2020 fand die Jahrestagung des Fachbereichs Pädagogik der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft in digitaler Form statt. In Präsenz wurde währenddessen der Promotionspreis an Farina Böttjer verliehen.

Die Promotion mit dem Titel „Welche Rolle spielen Familiensprachen im Offene Ganztag einer Grundschule? Eine ethnographische Untersuchung zur sprachlichen Praxis am Nachmittag“ untersucht die sprachlichen Praktiken im Nachmittagsbereich einer Untersuchungsschule. Die Forschungsfragen fokussieren, wie und von wem Familiensprachen innerhalb der Offenen Ganztagsschule (OGS) relevant gemacht, eingefordert oder restriktiv behandelt werden. Außerdem fragen sie nach den Kennzeichen von Situationen, in denen Familiensprachen eine Rolle spielen, und danach, wie Positionierungen mittels Sprache vollzogen werden.

In einem mehrmonatigen Feldaufenthalt wurden Teilnehmende Beobachtungen in der OGS durchgeführt und im Anschluss an eine ethnografische Forschungsstrategie (Breidenstein et al. 2015; Heller 2008) die sprachlichen Praktiken untersucht. Theoretisch werden Sprache und Mehrsprachigkeit als lokal situierte, soziale Praxis aufgefasst (vgl. Pennycook 2010). Der Umgang mit den Daten und die Auswertung erfolgt unter Rückgriff auf die Grounded Theory (Charmaz 2014). 

Im Ergebnis zeigen sich widersprüchliche Praktiken: Mehrsprachige Praktiken werden vielfältig ausgestaltet, gleichzeitig wird in verschiedenen Situationen ein Deutschgebot eingefordert. Je nach involvierten Personen, Kontexten und Settings variiert die Ausgestaltung der Praktiken. Die Präsenz neuzugewanderter Schüler*innen mit wenig Deutschkenntnissen in der OGS führt dabei auch zu einer Öffnung gegenüber Familiensprachen. Die Einnahme einer räumlichen Perspektive zeigt, wie divers sich die sprachlichen Praktiken ausgestalten und dass sich keine einfachen ‚Regeln‘ dafür formulieren lassen.

Der Promotionspreis des Fachbereichs Pädagogik der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft wird gemeinsam mit der Alfred-Petzelt-Stiftung für eine herausragende und bislang unveröffentlichte Dissertation aus dem Bereich der Pädagogik/Erziehungswissenschaft vergeben. Der Preis ist mit der Erstattung des Druckkostenzuschusses beim Brill Verlag dotiert.