Hamburger Numeracy Projekt
Projektleitung
Prof. Dr Anke Grotlüschen (Teilprojekt 1, Sprecherin des Forschungsverbandes)
Prof. Dr. Gabriele Kaiser (Teilprojekt 6)
Jun-Prof. Dr. Silke Schreiber-Barsch (Teilprojekt 5)
Mitarbeiter*innen
Wiebke Curdt
Hanna Grundlach
Lisanne Heilmann
Luise Krejcik
Maike Lüssenhop
Alina Redmer
Jesper Dannath (studentische Mitarbeit)
Marie Holtmann (studentische Mitarbeit)
Inka van der Linden (studentische Mitarbeit)
Kooperationspartner*innen
Rakhat Zholdoshalieva (UNESCO Institute for lifelong learning)
Prof. Dr. Christine Zeuner (Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg)
Prof. Dr. Harald Ansen (Hochschule für angewandte Wissenschaften, Hamburg)
Laufzeit
Juli 2017 bis Dezember 2020
Dieses Projekt wurde gefördert aus Mitteln der Landesforschungsförderung (Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung der Stadt Hamburg)
Projektbeschreibung und Zielsetzung
Hintergrund des Projektes
Die leo.-Studie (Grotlüschen und Riekmann 2012) zeigte, dass es bei über 7 Millionen Erwachsenen in Deutschland an Grundbildung mangelt, der Fokus lag bisher jedoch nur auf Literalität. Alltagsmathematik ist zwar anerkannter Teil der Grundbildung (Euringer 2016), scheint sich im Bevölkerungsdurchschnitt trotz der Bildungsexpansion jedoch tendenziell zu verschlechtern (Jonas 2012). Der Verbund nutzt Sekundäranalysen bevölkerungsrepräsentativer Kompetenzstudien (TIMSS 2 und PIAAC), ergänzt um lokale UNESCO-Studien, um numerale Kompetenzen (Klieme und Hartig 2008) und numerale Praktiken (Lave 1988) zu untersuchen. Weiterhin werden numerale Praktiken vulnerabler Gruppen genauer betrachtet (im Falle von Flucht und Asyl, bei Überschuldung oder bei Behinderung). Die historische Dimension wird mit Zeitzeugeninterviews der Nachkriegsgeneration exploriert. Ziel ist eine DFG-Forschergruppe zur „Grundbildung Erwachsener“.
Forschungsfragen, Methoden und Organisation
English version below
Die jeweiligen Teilprojekte haben eigene Fragestellungen, sodass im Rahmen des Gesamtprojektes vielfältige Themen und Fragen behandelt werden.
1. Teilprojekt Prof. Dr. Grotlüschen: Welche Ergebnisse lassen sich aus den international vergleichenden Kompetenzerhebungen International Adult Literacy Survey (IALS, 1995) und Programm for the International Assessment of Adult Literacy (PIAAC, 2012) hinsichtlich alltagsmathematischer Praktiken aggregieren?
2. Teilprojekt Prof. Dr. Zeuner: Was ist Numeralität als soziale Praxis und welchen Stellenwert hat sie im gesellschaftlichen Kontext? Über welche numeralen Praktiken verfügt die Kriegs- und Nachkriegsgeneration? Welche Bedeutungszuschreibungen in Bezug auf numerale Praktiken finden sich bei der dieser Generation? Sind sie kompetenzerhaltend oder –erweiternd?
3. Teilprojekt Margarete Sachs-Israel: Wie muss ein kompetenzdiagnostisches Instrument aussehen, das für die Qualitätssicherung von Erwachsenen-Grundbildungskursen in kooperierenden nord- und westafrikanischen Ländern eingesetzt werden kann?
4. Teilprojekt Prof. Dr. Ansen: Inwiefern lassen sich ungeeignete alltagsmathematische Praktiken als Wirkmechanismus bei individuellen Schuldnerkarrieren identifizieren und lässt sich über die Vermittlung geeigneter Praktiken im Wege der Beratung und Betreuung von Überschuldeten eine Rückgewinnung sozialer Teilhabe und Existenzsicherung bei den Betroffenen ermöglichen?
5. Teilprojekt Jun.-Prof. Dr. Schreiber-Barsch: In welchen Situationen und auf welche Weise werden von Menschen mit Lernschwierigkeiten alltagsmathematische Praktiken eingesetzt? Welche Typen von Praktiken lassen sich systematisieren?
6. Teilprojekt Prof. Dr. Kaiser: Welche Erkenntnisse liegen bzgl. der mathematischen Kompetenzen, der alltagsmathematischen Kompetenzen respektive der alltagsmathematischen Praktiken aus Herkunfts- und Aufnahmeländern geflüchteter Personen vor? Was ist über deren mathematikspezifische Lernansätze und die zugrundeliegenden didaktischen Ansätze bekannt?
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The subprojects of the Hamburg Numeracy Project follow their own research questions, so that a variety of topics and questions are dealt with within the framework of the overall project.
1. Subproject Prof. Dr. Grotlüschen: Which results can be aggregated from the internationally comparative International Adult Literacy Survey (IALS, 1995) and Programme for the International Assessment of Adult Literacy (PIAAC, 2012) with regard to everyday mathematical practices?
2. Subproject Prof. Dr. Zeuner: What is numacy as social practice and what significance does it have in the social context? Which numeracy practices do the war and post-war generation have? Which meanings are ascribed to numeracy practices in these generations? Do they maintain or reinforce competence?
3. Subproject UNESCO-Institute for Lifelong Learning (UIL): What would a diagnostic instrument for competencies look like that can be used for the quality assurance of adult basic education courses – focussed on cooperating North and West African countries?
4. Subproject Prof. Dr. Ansen: To what extent do everyday mathematical practices be identified as a mechanism in individual debtor careers? Can suitable practices be mediated through counselling to support over-indebted people and to enable them to regain social participation and financial stability?
5. Subproject Jun.-Prof. Dr. Schreiber-Barsch: In which situations and in what ways are everyday mathematical practices used by people with learning difficulties? What types of practices can be systematised?
6. Subproject Prof. Dr. Kaiser: What are the findings concerning everyday mathematical competences and numeracy practices of refugees from countries of origin and host countries? What is known about their mathematics-specific learning approaches and the underlying didactic approaches?
Ziele
English version below
Alltagsmathematik zeichnet sich gegenüber Schulmathematik dadurch aus, dass genaue Berechnungen sukzessive dem Überschlagen weichen (Lave 1988; 1993) und letzteres häufig nicht als Mathematik wahrgenommen wird (NRDC Institute of Education 2010). In der Erwachsenenbildung ist Alltagsmathematik Teil eines „Kanons“ der Grundbildung, wird aber derzeit kaum beforscht.
Das steht nunmehr an, denn inzwischen ist auch in Deutschland ein Paradigmenwechsel von der Alphabetisierung zur Grundbildung zu verzeichnen. Die hohe bildungspolitische Aufmerksamkeit für Alphabetisierung entstand aufgrund der leo. – Level-One Studie (Grotlüschen und Riekmann 2012). Ähnliches steht für den numeralen Bereich bisher aus. Benötigt wird Grundbildungsforschung auch bei nord- und westafrikanischen Mitgliedsländern der UNESCO, dort besteht Bedarf an Testinstrumenten innerhalb der untersten Kompetenzstufe. Hierzulande ist Alltagsmathematik relevant für Überschuldete, für Menschen mit Lernschwierigkeiten und für Geflüchtete. Vulnerable Gruppen wie die Genannten sind in keiner der bisherigen Großerhebungen erfasst. In Zeiten zunehmend politisch eingeforderter Inklusion (UN-BRK 2006), steigender Armut, hoher Zuwanderung und steigendem Bedarf an Entwicklungszusammenarbeit ist es jedoch notwendig, gesicherte Erkenntnisse über numerale Kompetenzen und Praktiken zu gewinnen.
Der Verbund nutzt Sekundäranalysen bevölkerungsrepräsentativer Kompetenzstudien (TIMSS 2 und PIAAC), ergänzt um lokale UNESCO-Studien, um numerale Kompetenzen (Klieme und Hartig 2008) und numerale Praktiken (Lave 1988) zu untersuchen. Weiterhin werden numerale Praktiken vulnerabler Gruppen genauer betrachtet (im Falle von Flucht und Asyl, bei Überschuldung oder bei Disability). Die historische Dimension wird mit Zeitzeugeninterviews der Nachkriegsgeneration exploriert.
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In contrast to school mathematics, everyday mathematics is characterised by the fact that exact calculations successively give way to estimations (Lave 1988; 1993) and the latter is often not perceived as mathematics (NRDC Institute of Education 2010). In adult education, everyday mathematics or numeracy is part of a "canon" of basic education, but is hardly researched.
Now, a paradigm shift from literacy to basic education is taking place in Germany. The high level of education policy attention for literacy was generated by the leo. - Level One study (Grotlüschen and Riekmann 2012). Numeracy however, is not yet in the same spotlight. Research on basic education is also wanted in North and West African member countries of UNESCO, where there is a need for test instruments within the lowest competence level. In these countries, numeracy is relevant for over-indebted people, for people with learning difficulties and for those who had to seek refuge. Vulnerable groups such as the aforementioned are not included in any of the large-scale surveys carried out to date. In times of increasingly politically demanded inclusion (UN-BRK 2006), rising poverty, high immigration and increasing demand for development cooperation, however, it is necessary to gain reliable knowledge about numeracy competences and practices.
The network uses secondary analyses of population representative competence studies (TIMSS 2 and PIAAC), supplemented by local UNESCO studies, to investigate numerical competences (Klieme and Hartig 2008) and numerical practices (Lave 1988). Furthermore, numerical practices of vulnerable groups are examined more closely (in the cases of refuge and asylum, over-indebtedness, and disability). A historical dimension is explored via interviews with contemporary witnesses of the post-war generation.
- Dauer: Juli 2017 bis Dezember 2020
- Projektleitung: Prof. Dr. Anke Grotlüschen, Prof. Dr. Gabriele Kaiser
- Drittmittelgeber: Landesforschungsförderung