Profilbereich Partizipation und Lebenslanges Lernen (PuLL)
Profilbereich Partizipation und Lebenslanges Lernen (PuLL)
Prof. Dr. Iris Beck, Prof. Dr. Anke Grotlüschen, Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker
Der Profilbereich PuLL wird gemeinsam von den Arbeitsbereichen und BA Studienschwerpunkten der Behindertenpädagogik, Erwachsenenbildung und Sozialpädagogik konzipiert und durchgeführt.
Die bisherigen drei Handlungsfelder stellen sich aktuell dar als voneinander getrennte, jeweils eigenständige rechtliche und institutionelle Angebotsstrukturen. Es gibt jeweils in den einzelnen Feldern eine Orientierung auf spezifische Einzelfälle und (Einzel-) Zielgruppe(n), die in spezifischen eigenen Einrichtungen und Räumlichkeiten umgesetzt wird. Somit existiert eine starke Binnendifferenzierung in Spezialdiensten und Aufgaben.
Die Folgen davon sind: Versäulung und Isolierung, eine häufig zu enge Spezialisierung eine Parzellierung von Bedarfslagen sowie mangelnde Kooperation. Es entstehen Schnittstellenprobleme, insbesondere an Übergängen.
Betrachtet man jedoch die Realität von Erziehung und Bildung aus Sicht der Adressaten in den drei Handlungsfeldern, fallen deutliche Überschneidungen bzw. Überschneidungsbedarfe auf. Die Problemlagen der Betroffenen lassen sich nicht institutionell separieren. Häufig betreffen solche Themen und Problemlagen zum Beispiel die Lebens und Bildungsbedingungen im Sozialraum, die sich kaum nach institutioneller Zuständigkeit getrennt bearbeiten lassen. Zudem entfaltet sich Bildung aus Sicht der Subjekte entlang ihrer Biografie und nicht in den getrennten Settings der außerschulischen pädagogischen Felder.
Es fällt zudem auf, dass viele pädagogische Grundorientierungen (zum Beispiel die Subjekt- oder Sozialraumorientierung) von den drei Handlungsfeldern der Behindertenpädagogik, Erwachsenenbildung und Sozialpädagogik durchaus geteilt werden. So kommt es auch zu ganz ähnlichen Handlungskonzepten. Auch aus Sicht der Träger lassen sich Bildungsthemen und Problemstellungen nicht mehr auf spezifische Zielgruppen eingrenzen. Die Frage der Inklusion gilt für alle 3 Bereiche und nicht nur in Bezug auf so genannte Behinderte, sondern im Blick auf die Grundfrage wie unterschiedlichste Menschen und soziale Milieus in den pädagogischen Handlungsfeldern inkludierende Bedingungen vorfinden. Auch die Frage nach der demokratischen Partizipation an der Gestaltung des gemeinsamen Lebens und Gemeinwohls in den pädagogischen Einrichtungen und Sozialräumen, den Kommunen und Ländern, und letztlich in einer globalisierten Welt lässt sich nicht in getrennten Konzepten und Einrichtungstypen angemessen bearbeiten.
Die Grundfragen nach Bildung/Lernen und politischer Teilnahme und ökonomischer Teilhabe in unterschiedlichen Lebensphasen und Lebensbereichen müssen zunehmend in Kooperation von Behindertenpädagogik, Erwachsenenbildung und Sozialpädagogik bearbeitet werden.
Ziele
Der Profilbereich zielt auf eine wissenschaftliche Qualifikation für eine querschnittsorientierte Pädagogik und Politik, die der Spezifik und Heterogenität sowie den Zusammenhängen der Themen- und Problemstellungen der Felder und Adressaten gerecht wird.
Gezielt wird auf eine Aneignung von reflexiven Kompetenzen der pädagogischen Assistenz von Bildung und Partizipation im Lebenslauf in der Kommune.
Absicht ist die Förderung der ressort- und bereichsübergreifenden Kooperation und Vernetzung.
Konzeptionelle Perspektive
Folgende Stichworte können genannt werden:
- Diagnostik/dialogisches Verstehen zur Klärung von Ressourcen und Unterstützungsbedarfen der Subjekte
- Dialogische Entwicklung, Implementation und Evaluation von Bildungs- und Teilhabeplänen (von Individuen, Gruppierungen, Sozialräumen)
- Konzeptionsentwicklung zur Assistenz von Bildung im Lebenslauf, in Bezug auf verschiedene Lebenslagen und Lebensphasen
- Personal- und Organisationsentwicklung in päd. Einrichtungen
- Entwicklung sozialer Netzwerke und partizipativer Sozialraumanalysen und politischer Artikulation/Aktion
- Kooperation, Koordination und Konfliktbearbeitung in Teams, Institutionen, Zielgruppen, Sozialräumen sowie im politischen Raum
Kompetenzen
- Folgende Kompetenzen sollen im Profilbereich angeeignet werden:
- Aneignung für PuLL relevanten wissenschaftlichen Wissen und seiner reflexiven Nutzung
- Bearbeitung institutionell- konzeptioneller Rahmenbedingungen
- Integration von Wissen und Umgang mit Komplexität
- Herstellung von kritisch-reflexiven Bezügen zu historischen, internationalen, bildungs- und sozialpolitischen Aspekten von Partizipation und Lebenslangem Lernen
- Entwicklung, Umsetzung und Reflexion von Lösungsstrategien für Problemstellungen in Feldern von Partizipation und Lebenslangem Lernen auf der Basis wissenschaftlicher Methodik und aktueller Forschungsergebnisse
- Eigenständige Steuerung und Leitung komplexer Prozesse
PuLL-Module (nach Fachspezifischen Bestimmungen von 5.2.2011)
Grundlagenmodul Profilbereich Partizipation und Lebenslanges Lernen (GM PuLL)
Titel: Theorien und Konzepte von Partizipation und Lebenslangem Lernen
Qualifikationsziele
Die Studierenden kennen den neuesten Stand der Forschung zu gesellschaftlichen
Bedingungen von Partizipation und Lebenslangem Lernen, zu Orten von Partizipation
und Lebenslangem Lernen sowie zu Partizipation und Bildung im Lebenslauf.
Die Studierenden eignen sich die Fähigkeit an, solche Wissensbestände zu Partizipation
und Lebenslangem Lernen unter spezifischen Fragestellungen aufeinander
zu beziehen und zu integrieren.
Über Wissensakkumulation hinausgehend, erwerben sie die Kompetenz, zu Fragestellungen
relevantes wissenschaftliches Wissen auszuwählen, kritisch zu rezipieren
und für die Gestaltung eigener Antworten zu nutzen.
Sie sind in der Lage, insbesondere kritisch-reflexive Bezüge zu historischen,
internationalen, bildungs- und sozialpolitischen Aspekten von Partizipation und
Lebenslangem Lernen herzustellen.
Inhalte
- Gesellschaftliche und individuelle Bedingungen von Partizipation und Lebenslangem
Lernen (u.a. Bezug zu sozialer Ungleichheit, Teilhabe und Gerechtigkeit,
Partizipation und Demokratie) - Orte von Partizipation und Lebenslangem Lernen (u.a. Bezug zu Sozialraum,
kulturellen Lernorten, Kommune, Organisationen, Institutionen und gesellschaftlichem
System) - Partizipation und Bildung im Lebenslauf (u.a. Bezug zu Lernen, Biografie
und Sozialisation)
Lehrformen
Seminar 1 (2 SWS): Gesellschaftliche und individuelle Bedingungen von PuLL
Seminar 2 (2 SWS): Partizipation und Bildung im Lebenslauf
Seminar 3 (2 SWS): Orte von PuLL
Handlungsfeld-/Kompetenzmodul Profilbereich Partizipation und Lebenslanges Lernen (HFKM PuLL)
Titel: Professionelle Handlungskompetenzen
Qualifikationsziele
Die Studierenden eignen sich das Wissen und die Fertigkeit an, Lösungsstrategien
für Problemstellungen in Feldern von Partizipation und Lebenslangem
Lernen auf der Basis wissenschaftlicher Methodik und aktueller Forschungsergebnisse
zu entwickeln, zu reflektieren und mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
sowie Nutzerinnen und Nutzern umzusetzen. Das gilt für Frage- und Aufgabenstellungen
von individueller Bildung und Partizipation über Organisationen,
soziale Netzwerke, kulturelle Kontexte und Gemeinden bis zur Ebene der Gesellschaft.
Sie entwickeln die Kompetenz, innerhalb von Planungen und Konzeptionen in
den Arbeitsfeldern von Partizipation und Lebenslangem Lernen die Anforderungen
an gesamtverantwortliche Steuerung und Leitung komplexer Prozesse eigenständig
zu bestimmen.
Sie sind in der Lage, interprofessionelle/-disziplinäre Forschungs- und Entwicklungsprozesse
in Planungen und Konzeptionen zu integrieren.
Inhalte
- Planung, Organisation und Implementation
- Konfliktbearbeitung, Vernetzung und politisches Handeln im sozialen Raum
- Verstehen/Diagnostik, Didaktik und Beratung
Lehr- und Lernformen
Seminar 1 (2 SWS): Planung, Organisation und Implementation
Seminar 2 (2 SWS): Didaktik, Beratung und Diagnostik
Seminar 3 (2 SWS): Konfliktbearbeitung, Vernetzung und politisches Handeln im sozialen
Raum
Vertiefungsmodul Profilbereich Partizipation und Lebenslanges Lernen (VM PuLL)
Titel: Forschungsgegenstände und Forschungsansätze
Qualifikationsziele
Die Studierenden erwerben die Fähigkeit zur kritischen Analyse und Bewertung
von Forschungsergebnissen.
Die Studierenden kennen unterschiedliche Forschungsdesigns und -methoden
(standardisierend und rekonstruktiv, biografisch, hermeneutisch, evaluativ usw.)
und können sie gegenstands- und anwendungsbezogen reflektieren und nutzen.
Die Studierenden eignen sich die Kompetenz an, eigenständig Forschungsfragen
und zugehörige Forschungsdesigns zu Themen von Partizipation und Lebenslangem
Lernen zu entwickeln und Recherche- und Forschungsprojekte durchzuführen.
Die Studierenden können auch auf der Grundlage unvollständiger oder begrenzter
Informationen wissenschaftlich fundierte Entscheidungen fällen und dabei
gesellschaftliche und ethische Erkenntnisse berücksichtigen.
Die Studierenden können auf dem aktuellen Forschungstand Fachvertretern und
Laien ihre Schlussfolgerungen und die diesen zugrunde liegenden Voraussetzungen
und Beweggründe in klarer und eindeutiger Weise vermitteln und sich mit
ihnen auf wissenschaftlichem Niveau austauschen.
Inhalte
Forschungsthemen und ausgewählte aktuelle Publikationen aus den für den Profilbereich
Partizipation und Lebenslanges Lernen relevanten Fachgebieten der
Behindertenpädagogik, Erwachsenen- und Hochschulbildung sowie der Sozialpädagogik,
wie z.B.: Bildung und Lernen; Wissen und Kompetenz; professionelles Handeln; Institutionalisierung;
Teilhabe, Teilnahme und Demokratie; System und Politik.
Lehrformen
- Lektürekurs (1 SWS): Ausgewählte Publikationen zum Seminar
- Seminar (2 SWS): Forschungsthemen und -ansätze aus den für den Profilbereich
Partizipation und Lebenslanges Lernen relevanten Fachgebieten der Behindertenpädagogik,
Erwachsenen- und Hochschulbildung sowie der Sozialpädagogik