Türkisch-deutsche Zweisprachigkeit am Ende der Grundschulzeit
Eine empirische Untersuchung zum Zusammenhang von Sprachfähigkeiten und literalen Sprachpraxen
Betreuerin: Drorit Lengyel
Auf die Sprachentwicklung eines Kindes wirken verschiedenste Faktoren ein, von zentraler Bedeutung ist dabei die Familie (Baumert et al. 2006). Durch sie erhält das Kind sprachlichen Input und wird in die Welt der Schriftlichkeit hinein sozialisiert. Die sogenannten Home-literacy-Aktivitäten scheinen hier besonderes Potential für die Sprachkompetenzen von Kindern zu haben. So wurden in verschiedenen Studien direkte und indirekte Effekte auf die (bildungs-)sprachlichen Kompetenzen, die maßgeblich den Schulerfolg von Kindern bestimmen, ermittelt (Senechal et al. 2002, Leseman et al. 2007).
Während dabei aber vor allem monolinguale Kinder (im Elementarbereich) untersucht worden sind, stellen Forschungen zu mehrsprachigen Kindern noch ein Desiderat dar. Gerade in mehrsprachigen Familien scheinen die Home-Literacy-Aktivitäten aber besonders komplex, können Zusammenhänge zwischen literalen Aktivitäten und Sprachkompetenzen in Hinblick auf die verschiedenen Sprachen und auch Transfereffekte untersucht werden (Leseman et al. 2009, Scheele 2010).
Auch wenn sich Home-Literacy-Aktivitäten in der Familie vollziehen, gibt es mittlerweile einige Programme, die deren Förderung anstreben. Eines dieser Programme ist „Rucksack Schule“, in welchem neben dem Baustein „Elternbildung – Literacy“ auch die sprachlichen Kompetenzen der Kinder gefördert werden. Die Dissertation basiert auf den Daten dieses Projektes. Dabei stehen die mehrsprachigen Praktiken in türkisch-deutsch-sprachigen Familien im Fokus.
- In einem ersten Schritt soll der Frage nachgegangen werden „Wie gestalten sich die mehrsprachigen Home-literacy-Aktvitäten in den Familien? In welchem Umfang und in welchen Sprachen werden sie durchgeführt?“.
- In einem zweiten Schritt sollen dann die Zusammenhänge zwischen diesen Home-literacy-Aktivitäten und den Sprachkompetenzen der Kinder im Deutschen und Türkischen untersucht werden.
Das Sample der Studie umfasst 52 Kinder zum Ende der Grundschulzeit, in einem Alter zwischen acht und elf Jahren. Während die Darstellung der mehrsprachigen literalen Praktiken deskriptiv erfolgt, werden zur Untersuchung der Zusammenhänge Regressionsanalysen durchgeführt. Neben essentiellen Kontextfaktoren wie beispielsweise dem sozioökonomischem Status und dem kulturellen Kapital, ist es auch die Teilnahme am Programm „Rucksack Schule“, auf deren Kontrolle ein Fokus liegt.
Zu erwartende Ergebnisse sind die, dass die Home-Literacy-Aktivitäten in den Familien mehrsprachig gestaltet werden und dass die Eltern, die am Programm teilnehmen, diese häufiger ausführen. Es wird angenommen, dass sich (positive) Zusammenhänge zwischen der Ausführung von Home-Literacy-Aktivitäten und den Sprachkompetenzen der Kinder zeigen, wie der Einfluss der Sprachwahl bei diesen Aktivitäten ist, wird die Untersuchung zeigen.
Literatur
- Baumert, J., Stanat, P. & Watermann, R. (Hrsg.) (2006): Herkunftsbedingte Disparitäten im Bildungswesen: Differenzielle Bildungsprozesse und Probleme der Verteilungsgerechtigkeit. Vertiefende Analaysen im Rahmen von Pisa 2000. Wiesbaden: VS.
- Leseman, P. P. M., Scheele, A. F., Mayo, A. Y. & Messer, H. (2007): Home Literacy as a Special Language Environment to Prepare Children for School. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft (ZfE), 10. Jg., Heft 3, 334-355.
- Leseman, P. P. M., Scheele, A. F., Mayo, A. Y. & Messer, M. H. (2009): Bilingual deve-lopment in early childhood and the languages used at home: competition for scare re-sources? In: I. Gogolin & U. Neumann (Hrsg.): Streitfall Zweisprachigkeit – The Bilingualism Controversy. Wiesbaden: VS Verlag, 289-317.
- Scheele, A. F. (2010): Home language and mono- and bilingual children’s emergent academic language: A longitudinal studi of Dutch, Moroccan-Dutch, and Turkish-Dutch 3- to 6-year-olds.
- Senechal, M. & LeFevre, J.-A. (2002): Parental involvement in the development of children’s reading skill: A five-year longitudinal study. Child Development, 73 (2), 445-460.
- Dauer: aktuell