Reflexionsphasen als bildungssprachliche Praktik
Analysen aus einer videobasierten Unterrichtsstudie zu bildungssprachförderlichem Lehrerhandeln in sprachlich heterogenen Schulklassen
Betreuerin: Sara Fürstenau
Die Arbeit basiert auf Unterrichtsvideos, die im Rahmen des DFG-Projektes „Bildungssprachförderliches Lehrerhandeln (BilLe) – eine videobasierte Unterrichtsstudie in migrationsbedingt mehrsprachigen Schulklassen“ entstanden sind. Die Arbeit ist zu verorten im Diskurs über erfolgreiche sprachliche Bildung im Kontext sprachlich-kultureller Heterogenität in der Schule.
Untersucht werden Lehrerhandlungen in Reflexionsphasen. Als Reflexionsphasen werden sprachlich-kommunikative Verfahren im Unterrichtsverlauf bezeichnet, in denen Lehrkräfte und Schüler_innen etwas aus dem vorhergehenden oder laufenden Tun zum expliziten Gegenstand eines Gesprächs machen. Reflexionsphasen als bildungssprachliche Praktik eröffnen Schüler_innen Gelegenheiten, sich sprachlich einzubringen, die Interaktion mitzugestalten und Inhalte gemeinsam zu entwickeln und konstruieren. Das Vorhandensein zahlreicher Reflexionsphasen im BilLe-Datenkorpus verweist auf ein spezifisches Element der Unterrichtsgestaltung im Vergleich zu bisherigen Unterrichtsstudien.
In der Arbeit werden Konzepte zur Erfassung, Beschreibung und Analyse von sprachlich unterstützenden und sprachbildenden Lehrerhandlungen in Reflexionsphasen entwickelt. Der Fokus liegt auf Reflexionsphasen, die am Ende einer Unterrichtsstunde oder eines Unterrichtstages stattfinden und in denen Arbeitsprozesse oder Arbeitsprodukte Gegenstand eines öffentlich realisierten Gesprächs sind. In einem deduktiv-induktiven Verfahren werden Analyseschwerpunkte entwickelt, die für alle Reflexionsphasen im Querschnitt bearbeitet werden. Vier Fallbeispiele werden detailliert analysiert.
Als Ergebnis der Analysen zeigt sich, dass abschließende Reflexionsphasen von den BilLe-Lehrkräften als eigenständige sprachliche Lehrer-Schüler-Interaktionsräume realisiert und während des vorhergehenden Unterrichts sprachlich-kommunikativ vorbereitet werden. Die vielfältige Ausgestaltung zeigt, dass die BilLe-Lehrkräfte Reflexionsphasen als flexiblen Interaktionsraum nutzen, um sprachliches und inhaltliches Lernen im Unterricht zu verbinden und den Schüler_innen die Entwicklung ‚bildungsaffiner Identitäten‘ zu ermöglichen. Ausgehend von den abschließenden Reflexionsphasen lässt sich ein Netz von Lehrerhandlungen über den gesamten Unterrichtsverlauf rekonstruieren, mit dem das Konzept bildungssprachlicher Praktiken sowohl erweitert als auch operationalisiert wird.
Phases of reflection as an academic discourse practice
Analyses from a video-based classroom study on teaching practices of academic language support in linguistically heterogeneous school classes
Supervisor: Sara Fürstenau
The study is based on recorded lessons which were filmed as part of the DFG project "Teaching Academic Discourse Practices (BilLe) - a video-based classroom study in migration-related multilingual classrooms". The study is to be identified as a discourse on successful language education in the context of linguistic-cultural heterogeneity in school.
The study focuses on teaching practices in phases of reflection. Phases of reflection refer to linguistic-communicative processes in the course of a lesson during which teachers and students explicitly talk and discuss previous or current actions. As an academic discourse practice phases of reflection gives students the opportunity to interact linguistically, to shape the interaction and develop and produce ideas together. The presence of numerous phases of reflection in the BilLe data corpus points out a specific element of lesson design in comparison to previous lesson studies.
The thesis deals with the development of concepts for the collection, description and analysis of language-supporting teacher practices and language-forming teacher practices in phases of reflection. The focus lies on phases of reflection that take place at a lesson’s or day’s end during which work processes or work results are subject to a publicly hold conversation in class. As part of a deductive-inductive process, analysis focuses are developed, which are processed for all reflection phases in cross-section. Four case studies will be analysed in detail.
The results of the analyses show that the phases of reflection are realized by the BilLe teachers as an independent way of teacher-student interaction and are prepared in a linguistical and communicative way during the previous lesson. The diverse handling and forms show that the BilLe teachers use phases of reflection as a flexible tool for interaction in order to combine linguistic and content-based learning in the classroom and to enable students to develop 'educational identities'. Based on the concluding phases of reflection, teaching practices of an entire lesson can be reconstructed. Thus, the concept of academic discourse practices could both be expanded and operationalized.
- Dauer: eingereicht/abgeschlossen 2020
- Projektleitung: Imke Lange