Nachruf Prof. Dr. Dagmar Grenz
4. Dezember 2024
Foto: Pixabay/EvgeniT
Am 10.10.2024 ist Prof. Dr. Dagmar Grenz im Alter von 81 Jahren gestorben. Sie war von 1994 bis zur Emeritierung im Jahr 2008 Professorin für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendliteratur an der Universität Hamburg in der Nachfolge von Malte Dahrendorf. Sie kann als eine Pionierin der wissenschaftlich-didaktischen Auseinandersetzung mit Kinder- und Jugendliteratur gelten.
Nach dem Ersten und Zweiten Staatsexamen promovierte sie im Jahr 1973 an der Universität zu Köln über das Werk Robert Walsers und habilitierte sich ebenda 1980 mit einer bis heute einschlägigen Arbeit zur Mädchenliteratur, in der sie das Forschungsfeld komplett neu erschloss. 1994 folgte sie dem Ruf nach Hamburg, wo sie sich nicht nur weiterhin für die Mädchenliteratur engagierte, sondern ebenfalls für Kinder- und Jugendliteratur zum Nationalsozialismus und zum Holocaust, kindliche Rezeptionsprozesse, das Kinder- und Jugendtheater, Adoleszenzromane, Kinderlyrik und in den letzten Jahren verstärkt für Szenische Interpretation von Kinderliteratur und Dramentexten. Gerade in diesem Kontext tat sie sich auch als Praktikerin hervor, entwickelte die von Ingo Scheller konzipierte Methode für die Grundschule weiter und erprobte die Szenische Interpretation vielfach und mit ansteckender Begeisterung in der Grundschule, vor allem aber auch in der Arbeit in universitären Seminaren mit Studierenden. Kompaktseminare an Wochenenden bescherten den Teilnehmenden über Jahre intensive szenische Erfahrungen, die vielen Studierenden als besonders lebendig im Gedächtnis geblieben sind. Neben der Szenischen Interpretation von Kinderliteratur erprobte sie in diesen Formaten ebenfalls literarische Gespräche nach dem Heidelberger Modell und unterhielt anregende Kooperationen mit den Hamburger Theatern. So zeigte sie sich immer wieder als engagierte und begeisterungsfähige Hochschullehrerin und bewegte sich am Puls der Zeit, was sich auch in ihren Leseempfehlungen zur zeitgenössischen Kinderliteratur spiegelte. Dabei galt Dagmar Grenz als eher zurückhaltend und pflegte in den letzten Jahren nur noch wenige Kontakte zum Wissenschaftsbetrieb – sie hat ihn dennoch geprägt, mit Beharrlichkeit und großer Freude an der Kinder- und Jugendliteratur. Ihre Arbeiten zur Mädchenliteratur und zur Szenischen Interpretation werden noch viele Jahre gelesen und zitiert werden.
Dr. Kirsten Kumschlies und das Dekanat der Fakultät für Erziehungswissenschaft