Nachruf auf Prof. Dr. Gerhard H. Duismann
17. September 2021
Foto: UHH/EW
Die Fakultät für Erziehungswissenschaft hat einen geschätzten Kollegen verloren.
Das ehemalige Mitglied Prof. Dr. Rolf Oberliesen erinnert an Herrn Prof. Duismann in folgendem Nachruf:
„Am 2. August 2021 einen Tag vor seinem achtzigsten Geburtstag verstarb unser Kollege Gerhard H. Duismann, der seit 1993 Mitglied unserer Fakultät war.
Gerhard H. Duismann stammte aus dem Ruhrgebiet, wo er nach Tischlerlehre und Berufstätigkeit über den zweiten Bildungsweg das Lehramtsstudium für Volksschulen und Sonderschulen an der Universität Dortmund aufnahm. Nach zehn Jahren Lehrtätigkeit studierte er an der Universität Oldenburg, promovierte dort und wirkte am Aufbau der einphasigen Lehrerausbildung mit. Von hier aus wechselte er für fünf Jahre in die Lehrerfortbildung des Landesinstitutes für Curriculumentwicklung des Landes Nordrhein-Westfalen in Soest. 1993 folgte er dem Ruf auf die vakante Professur „Erziehungswissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Technikdidaktik“ an die Universität Hamburg.
Seine Forschungs- und Entwicklungsarbeit fundierte in einem kritisch-konstruktiven Konzept einer Technischen Bildung als Allgemeinbildung für alle Heranwachsenden. Schwerpunkt war hierin die Untersuchung der Vermittlung von Gestaltungskompetenz, verstanden als historisch-genetisches Lernen, das sich sowohl stringent theoretisch begründete als auch in schulischer Praxis zu realisieren galt. 2005 würdigte das Institut für Arbeitslehre an der Universität Potsdam in einem Sammelband zu 25 Jahren historisch-genetischem Lernen seine persönliche Lebensleistung: „Arbeit und Technik verstehen - Zukunft gestalten.“
Der relativ neue Bildungsbereich einer arbeitsorientierten Technischen Bildung und seine sehr dynamische Entwicklung seit den 1970er Jahren spiegelt sich in der fachverbandspolitischen Arbeit von Gerhard H. Duismann durch die Mitbegründung der Fachgesellschaft GATWU (Arbeit, Wirtschaft, Technik im Unterricht e.V.) und der Mitgestaltung im Dialog von Forschung, Lehre und Schulpraxis bis in 2010er Jahre. Gerhard H. Duismann war in dieser Zeit gestaltend an vielen Fachtagungen an verschiedenen Tagungs- und Kongressorten beteiligt und veröffentlichte entsprechende Publikationen, auch als Betreuer von Sammelbänden und Kongressberichten.
Ein bedeutender Kernbereich seiner Arbeit war in dieser Fachgesellschaft die Leitung der „AG Technikgeschichte“, die durch ihn profiliert sich über viele Jahre in Fachkreisen in der gesamten Bundesrepublik einen Namen machte. Unter seiner Moderation entstand eine fachliche Kommunikations- und Interessenkultur zum historisch-genetischen Lernen als Forschungs- und Lehrbereich, die in gemeinsamer Arbeit mit Kolleginnen und Kollegen mit spezifischen Schwerpunkten bis in die Nachbarländer wie Norwegen, Schweiz, Russland, Polen und der DDR ausstrahlte.
Viele Jahre war er engagierter Mitherausgeber der Zeitschrift "Technik - Arbeiten und Lernen" (bis zu deren Auflösung), auch mit vielen eigenen weiterführenden Beiträgen zu einer emanzipatorischen Technischen Bildung für Lehrende der verschiedenen Schulformen.
Die Fakultät für Erziehungswissenschaft verliert einen in der Verbindung von universitärer akademischer Forschung und Lehre und der Praxis von Schule und Unterricht bedeutend engagierten und verankerten Kollegen.“
Die Fakultät für Erziehungswissenschaft wird Herrn Prof. Dr. Gerhard H. Duismann ein ehrendes Andenken bewahren.