Bildung und Akkulturation. Zur Bedeutung kontextspezifischer Kapitalinvestitionen für akkulturatives Verhalten und ethnische Identität.
Betreuerin: Ingrid Gogolin
Anhand von Daten der 6. Startkohorte des NEPS wird in der Dissertation der Zusammenhang zwischen Bildung und ethnischer Identifikation von erwachsenen Migranten der ersten und zweiten Generation untersucht. Theoretische Grundlage bildet die soziale Produktionsfunktionstheorie (SPFT) (Ormel et al. 1999). Deren Annahme, dass Individuen stets danach streben, soziale Anerkennung zu maximieren, wird auf die Migrations- und Akkulturationssituation angewendet, um ethnische Identifikation erklären zu können.
Insgesamt werden drei Teilstudien realisiert, in denen ethnische Identifikation jeweils als Indikator für soziale Anerkennung durch die Bevölkerungsmajorität und die ethnische Herkunftsgruppe fungiert.
In der ersten Teilstudie wird die etablierte Akkulturationstypologie von John Berry (1980) zur Untersuchung der Akkulturation von Migranten mit der SPFT ergänzt, um zu ermitteln, wie sich die Ressourcenausstattung je nach Akkulturationstyp (Marginalisierung, Separation, Assimilation und Integration) zusammensetzt. Dabei interessieren vor allem Fragen wie: Wie unterscheiden sich Migranten unterschiedlicher Akkulturationstypen im Hinblick auf ihr Bildungsniveau? Welche Bedeutung hat das Bildungsniveau von Migranten für ihre ethnische Identifikation?
In der zweiten Teilstudie wird die SPFT aus einer Lebensverlaufsperspektive mit Akkulturation in Verbindung gebracht, indem untersucht wird, wie sich Bildung von Migranten auf ihre ethnische Identifikation auswirkt, wenn sie eine Familie gegründet und Kinder haben. Gesucht wird nach Antworten auf Forschungsfragen wie: Wie beeinflusst Bildung die ethnische Identifikation von Migranten je nach Lebensphase, in der sie sich befinden? Welche Unterschiede zeigen sich in Abhängigkeit vom Bildungsniveau?
In der dritten Teilstudie wird die SPFT mit der Theorie der Statusinkonsistenz verknüpft, um den Zusammenhang zwischen Inkonsistenz von Bildungsniveau und Berufsposition in der Aufnahmegesellschaft und ethnischer Identifikation zu untersuchen. Gefragt wird dabei u.a., ob bzw. wie sich Statuskonsistenz (d. h. eine erfolgreiche Verwertung der Bildungsabschlüsse auf dem Arbeitsmarkt) von Migranten auf ihre ethnische Identifikation auswirkt und welche Unterschiede es zu Migranten gibt, deren Bildungsinvestitionen fehlgeschlagen sind.
- Dauer: eingereicht/abgeschlossen 2021
- Projektleitung: Andreas Genoni