Welt-Alphabetisierungstag: Ist das Schreiben mit künstlicher Intelligenz die Lösung?Bericht vom "Literacy Promptathon" an der UHH
6. September 2023
Foto: UHH/Röttgers
Kritisches Lesen wurde zum Welt-Alphabetisierungstag als besonders wichtig hervorgehoben. Eine Veranstaltung der Universität Hamburg hat sich dem Thema Alphabetisierung und Künstliche Intelligenz gewidmet. Zum "Literacy Promptathon" am 5. September kamen rund 90 Personen aus Wissenschaft, Erwachsenen- und Grundbildung sowie Betroffene zusammen, um gemeinsam zu diskutieren und auszuprobieren.
Universitätspräsident Prof. Dr. Hauke Heekeren sagt: „Gerade im Umgang mit Künstlicher Intelligenz sowie generierten Texten und Bildern ist das kritische Hinterfragen wichtig. Die Forschung zum Thema Grundbildung ist an der Universität Hamburg und am Wissenschaftsstandort Hamburg auf vielfältige Weise vertreten; wesentlich breiter als in anderen deutschen Universitätsstädten. KI ist eines unserer Zukunfts- und Themenfelder, unsere Forschung kann auch Menschen dienen, die nur eingeschränkt lesen und schreiben können; das ist direkter Wissenstransfer und auch das verstehen wir unter weiterer Öffnung in die Gesellschaft.“
Bildungssenator Ties Rabe würdigt zum Welt-Alphabetisierungstag die Grundbildungsforschung an der Universität Hamburg. Menschen mit Schreib- und Leseschwierigkeiten bräuchten für kritisches Lesen besondere Förderung. Rabe wies auf die Förderung der Kursgebühren für die Grundbildung in Hamburg hin, jedoch könnten mehr Menschen in die Kurse kommen. Deshalb starten Volkshochschule und Universität ab Oktober eine Pilotaktion: Das neue Projekt Literacy Promptathon, gefördert aus der Transferstrategie der Exzellenzuniversität, überprüft ab Oktober, wie künstliche Intelligenz bei der Alphabetisierung helfen kann.
Wer Schwierigkeiten mit dem Schreiben hat, kann ganze Aufsätze von ChatGPT schreiben lassen, muss sie aber überprüfen. „Wir haben extra ‚Grundbildung‘ mit Fehlern eingetippt. Wir wollten sehen, ob es das kann. Aber da macht es immer ‚Gruppenbildung‘ draus", sagt Uwe Boldt. Er hat das Lesen erst als Erwachsener gelernt und ist heute Botschafter für Alphabetisierung. Boldt gehört zur Selbsthilfegruppe Alpha-Team, die am Dienstag mit Schreib- und Bildgeneratoren gearbeitet haben. Fremd war auch die Sprachwelt: Die Wörter Algorithmus, Bias, Promptathon und Challenge sind anspruchsvoll. Jetzt prompten sie selbst.
„Die LEO-Studie der Universität Hamburg zeigt: Wer nicht gut lesen kann, kann auch nicht so leicht erfundene Daten hinterfragen. Kontrollierendes Lesen ist wichtig“, sagt Studienleiterin Grotlüschen. Das fällt auch geübten Lesern schwer: Laut ihrer Umfrage mit 186 ChatGPT-Nutzern haben 42 Prozent erfundenen Informationen schon einmal geglaubt. Immerhin: 84 Prozent passen auf, dass sie nicht auf Fake News hereinfallen.
Weitere Informationen sowie Ergebnisse einer ad-hoc-Umfrage zur Nutzung von KI finden Sie auf dem LEO-Blog.