Neue Forschung zur Situation hör- und sehbehinderter Menschen in Einrichtungen der Behindertenhilfe„SuHB“ startet als Kooperationsprojekt mit süddeutschen Hochschulen und Blindeninstitutsstiftung
8. Februar 2022

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Menschen mit geistiger oder komplexer Behinderung, die zusätzlich hör- oder sehbehindert sind, benötigen spezifische Unterstützung, um Teilhabe und ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Ein neues Kooperationsprojekt nimmt nun die gegenwärtigen Bedingungen in Einrichtungen sowie Ansatzpunkte für Veränderungen in den Blick.
Im Projekt SuHB (Sehen und Hören: Studie zur Verbesserung der Diagnose und Förderung von Auffälligkeiten im Sehen und Hören bei Menschen mit geistiger bzw. komplexer Beeinträchtigung in Bayern) steht die Stärkung der gesellschaftlichen Teilhabe von erwachsenen Personen mit geistiger bzw. komplexer Behinderung und zusätzlichen Sinnesbeeinträchtigungen im Mittelpunkt.
Am Kooperationsprojekt beteiligt sind die Universität Hamburg, die PH Heidelberg, die Ludwig-Maximilians-Universität München sowie die Blindeninstitutsstiftung Würzburg. Das Hamburger Teilprojekt wird von Prof. Dr. Sven Degenhardt und Dr. Marie-Luise Schütt geleitet und von Frau Dr. Stefanie Holzapfel als wissenschaftliche Mitarbeiterin unterstützt. Die Forschung wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege mit einer Summe von ca. 420.000 € gefördert und läuft 3 Jahre.
Im Projekt „SuHB“ soll die Lebensrealität im Bereich des Sehens und/oder Hörens von Menschen mit geistiger und/oder komplexer Behinderung, die in bayerischen Einrichtungen der Behindertenhilfe und Eingliederungshilfe Assistenz erhalten, untersucht werden. Ziel ist es herauszufinden, wie im Sinne der Inklusion die Teilhabevoraussetzungen diesbezüglich gestärkt werden können.
Dabei soll zunächst ein genaues Bild der gegenwärtigen Situation erstellt werden: Angesichts der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft nimmt auch das Alter der Menschen in den Pflegeeinrichtungen zu. Um am Leben teilhaben zu können, sind die betroffenen Personen auf spezifische Hilfsmittel, wie z. B. Brillen, Lupen und/oder Hörgeräte, angewiesen - jedoch sind diagnostische Prozesse und Versorgungsprozesse mitunter erschwert – beispielsweise durch fehlende Kommunikationsmöglichkeiten zwischen betroffener Person und Arzt, mangelndes Wissen im Umgang mit den betroffenen Personen oder individuelle Ängste aufgrund zahlreicher Arztbesuche.
Doch nicht nur die Versorgung mit Hilfsmitteln wie Lupen oder Hörgeräten, sondern auch die Umfeldgestaltung spielt eine wesentliche Rolle bei der täglichen Teilhabe. Im Forschungsprojekt soll daher ein Analysebogen entwickelt werden, der Fachkräften hilft, das alltägliche Umfeld der Betroffenen genauer zu verstehen und Ansatzpunkte für Veränderungen zu finden: Wie werden Assistenzsituationen gestaltet, um die betroffenen Personen einzubeziehen (z. B. Auswahl der Kleidung oder Ankündigung von Abläufen nach dem Zwei-Sinne-Prinzip)? Wie werden Essenssituationen umgesetzt, damit die betroffenen Personen einbezogen sind (z. B. Essensplan liegt aus und wird vorgelesen bzw. man kann sich den Essensplan vorlesen lassen)?
Im Forschungsprojekt wird eine Handreichung für Fachkräfte in Einrichtungen erarbeitet. Hierfür ist die erstmalige Kooperation der Fachbereiche zu den Schwerpunkten Sehen und Hören aus Hamburg und Bayern/Baden-Württemberg besonders vielversprechend und lässt neue Erkenntnisse erwarten.
Hier geht es zum Beitrag im Newsroom der UHH.