Professur für Wirtschaftspädagogik besetztNachhaltige Wirtschaft, Künstliche Intelligenz und Eye-TrackingFlorian Berding im Gespräch
21. September 2021, von Bente Gießelmann
Foto: privat
Die Fakultät für Erziehungswissenschaft darf Florian Berding als neuen Professor begrüßen. Seit September hat er eine Professur für Wirtschaftspädagogik am Institut für Berufs- und Wirtschaftspädagogik (IBW) inne. Im Gespräch erzählt er von seinem Weg nach Hamburg, welche Rolle KI und Eye-Tracking in seiner Forschung spielen und was er innerhalb der Lehre erreichen möchte.
Ihr Weg als Wissenschaftler in fünf Sätzen?
Der erste große Teil meiner wissenschaftlichen Ausbildung hat an der Universität Oldenburg stattgefunden. Dort habe ich Wirtschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkten Rechnungswesen, Controlling und Steuern sowie mit dem Nebenfach Mathematik studiert. An der Universität Oldenburg wurde ich sowohl mit Auszeichnung der Anna-Magull-Stiftung promoviert als auch mit Auszeichnung der Käthe und Ulrich Pleiß-Stiftung habilitiert. Im Semester vor meinem Antritt an der Universität Hamburg war ich als W3-Professor für Wirtschaftswissenschaften und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Weingarten tätig.
Was war ausschlaggebend für Ihre Entscheidung, an die Uni Hamburg zu kommen?
Die Universität Hamburg zeichnet sich durch exzellente Forschung und Forschungsmöglichkeiten aus, insbesondere auch im Bereich des Klimawandels und den Gestaltungsmöglichkeiten für eine nachhaltige Gesellschaft. Hieran kann ich mit meinem eigenen Forschungsschwerpunkten anknüpfen. Attraktiv finde ich auch, dass alle beruflichen Fachrichtungen für das Lehramt an berufsbildenden Schulen am Institut für Berufs- und Wirtschaftspädagogik vertreten sind und es enge Kooperationen mit der zweiten Phase der Lehrerbildung sowie mit der Praxis gibt.
An welchen Forschungsthemen arbeiten Sie derzeit?
Aktuell arbeite ich daran, neue Entwicklungen zum nachhaltigen Wirtschaften und der Digitalisierung der Berufswelt für Lehr-Lern-Prozesse im Rechnungswesen und Controlling nutzbar zu machen. Hierzu greife ich vor allem auch auf Ansätze der Mathematikdidaktik zurück. Zudem arbeite ich an der Erforschung von Lehr-Lern-Prozessen zu nachhaltigen Innovationen in Unternehmen und habe hier an Projekten mitgearbeitet, wie z. B. dem aus Mitteln des BMBF geförderten Modellversuch InnoNE vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), der auch von der UNESCO ausgezeichnet wurde.
Weitere Forschungsprojekte von mir zielen darauf ab, mittels künstlicher Intelligenz schriftliche fixierte Kommunikationsinhalte (z. B. aus Texten, Schülerlösungen oder Schulbüchern) für personalisierte Lehr-Lern-Prozesse nutzbar zu machen. Zielgruppen sind bislang Schülerinnen und Schülern an berufsbildenden Schulen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Unternehmen sowie Studierende. In den nächsten Monaten wird hierzu eine Lernplattform entstehen, die sowohl für die Forschung als auch für die Lehre verwendet werden kann. Bei der Erforschung der dazugehörigen Lern-Prozesse greife ich auf sogenannte „Eye-Tracking-Systeme“ (das Nachverfolgen von Augenbewegungen) zurück und werde dafür ein Labor am IBW einrichten.
Was erwarten Sie von den Studierenden und von sich selbst innerhalb der Lehre?
In der Lehre möchte ich das Thema Nachhaltigkeit konsequent in die Lehrveranstaltungen integrieren. Zum einen aus der gesellschaftlichen Notwendigkeit heraus, zum anderen weil die Lehramtsstudierenden als angehende Lehrkräfte genau diese Inhalte später selber über Lehr-Lern-Prozesse gestalten sollen. Zudem möchte ich das Studium durch den Einsatz künstlicher Intelligenz für die Studierenden personalisierter und individueller gestalten.
Zu welchen aktuellen gesellschaftlichen Themen oder Herausforderungen möchten Sie Ihre wissenschaftliche Expertise beitragen (und wie)?
Mit meinen Arbeiten möchte ich klarerweise einen Beitrag zu einer nachhaltigen Transformation leisten. Aber das ist nicht alles. Es geht mir auch darum Studierende dazu zu befähigen, wirtschaftliche Phänomene zu durchleuchten, damit sie sich eigenständig ein Urteil bilden können, und es ihnen zu ermöglichen, eine offene, aber auch kritische Haltung für neue technologische Trends zu entwickeln. In diesem Sinne zielen meine Arbeiten auch darauf ab, einen kritischen und innovativen Unternehmergeist zu fördern.
Womit verbringen Sie Ihre Freizeit?
Meine Freizeit verbringe ich am liebsten mit meiner Familie und meinen Freunden. Ich liebe Fahrrad fahren, Wandern und Live-Musik (z. B. Barock, True Metal, Symphonic Metal, Folk, Irish Music usw.).