„Tutoring for All“ - Transferprojekt zur Sprachförderung von KindernErfolg bei der ExStra-Fonds-Ausschreibung der Universität Hamburg
25. November 2020, von Bente Gießelmann
Foto: unsplash/Ben Wicks
Im Projekt „Tutoring for All“ wird im Rahmen einer Pilotstudie ein tutorielles Programm entwickelt, mit dem Grundschüler*innen in ihrer sprachlichen Entwicklung gefördert werden. Dafür erhalten Prof. Dr. Ingrid Gogolin und Team eine Zuwendung aus den Exzellenzmitteln der Universität Hamburg. Sie wollen, gemeinsam mit externen Partnern, sondieren, wie ein Programm mit Tutorinnen und Tutoren in Grundschulen großflächig umgesetzt werden kann; dies soll wissenschaftlich begleitet werden.
Viele Maßnahmen, die im Schulsystem zur Eindämmung der Corona-Pandemie umgesetzt werden, können ungünstig für Kinder sein, die sozial, ökonomisch und sprachlich benachteiligt sind. Besonders schwierig ist die Lage für Kinder, deren Eltern sie nicht ausreichend im Erwerb bildungssprachlicher Fähigkeiten unterstützen können. Ihnen fehlen in Zeiten von Fernunterricht und eingeschränkter Präsenz in der Schule vor allem Dialogpartner*innen. Für die Sprachentwicklung grundlegend wichtig sind dabei Partner*innen, die mit den sprachlichen Anforderungen der Schule vertraut sind. Da mit Einschränkungen des üblichen Unterrichts auch weiterhin gerechnet wird, wird Sprachförderung auch in absehbarer Zeit eingeschränkt bleiben. Damit sind für viele Kinder die Chancen auf Förderung bildungssprachlich relevanter Fähigkeiten stark verringert. Das Projekt „Tutoring for All“ will hier einspringen. Es soll zur Verringerung der Gefahr beitragen, dass sich ohnehin große Unterschiede der Bildungschancen zwischen Kindern mit und ohne sozioökonomische Benachteiligung noch weiter vertiefen.
Im Projekt werden Maßnahmen entwickelt, die die schulische Bildung flankieren und eine schnelle „Wirkung“ auch unter den Bedingungen der Pandemie-Einschränkungen zeigen. Gleichzeitig sollen sie in den Regelbetrieb der Schulen integriert werden, um nachhaltig zum Abbau ungleicher Bildungschancen beizutragen.
Entwickelt wird ein unterrichtsbegleitendes und von qualifiziertem Personal geleitetes Programm zur Sprachförderung, welches auf dem Prinzip des Tutoring beruht. Vorbild dafür ist ein weltweit anerkanntes, gut evaluiertes und als wirksam erwiesenes Schulentwicklungsprogramm aus den USA mit dem Namen „Success for All“ (SFA). Prof. Dr. Ingrid Gogolin und ihr Team wollen erheben, wie dieses Modell auf das deutsche Bildungssystem übertragbar ist und welche ersten Schritte dafür notwendig sind. Unterstützt werden soll das Modell durch eine digitale Plattform. Die Tutor*innen, die mit Kindern aus Grundschulen zusammenarbeiten sollen, sind Hochschulabsolvent*innen, die damit auch erste Qualifikationen für die spätere berufliche Praxis sammeln können.
Mit „Tutoring for All“ werden die Voraussetzungen dafür geschaffen, ein wissenschaftlich fundiertes, in seiner Ursprungsform nachweislich wirksames Tutoring-Programm zu entwickeln, das als konkrete Unterstützungsmaßnahme für benachteiligte Kinder in deutschen Schulen nicht nur in Zeiten der Krisenbewältigung, sondern auch auf längere Sicht dienlich sein soll.
Das Projekt wird vom ExStra-Fonds der Universität Hamburg mit knapp 50.000 € gefördert. Der Transferrat hob bei seiner Beurteilung insbesondere hervor, dass das Projekt dringende gesellschaftliche Probleme adressiert und die Zusammenarbeit von uni-internen und uni-externen Akteuren unterstützt. Als sehr positiv wurde bewertet, dass das Projekt ein Vorzeigeprojekt für Transfer an der Universität Hamburg werden könnte und dass das Projekt die Metropolregion Hamburg nachhaltig verändern könnte.