Hamburger Bildungspreis an Peter Stender und das Gymnasium Süderelbe
8. Dezember 2017, von Dr. Wolfgang Roehl
Foto: Fritsche
In Kooperation mit dem Gymnasium Süderelbe hat der Fakultätsmitarbeiter Dr. Peter Stender zusammen mit elf weiteren Grund- und Stadtteilschulen, Gymnasien, Kitas und der Jugendmusikschule den Bildungspreis von Hamburger Sparkasse und Hamburger Abendblatt und erhalten. Die Preisverleihung fand am 30. November im Kehrwieder-Theater in der Hamburger Speicherstadt statt.
Anlass für die Preisvergabe sind die „mathematischen Modellierungstage“, die Peter Stender als Initiator der Universität Hamburg, mit seinen Studierenden der Fakultät für Erziehungswissenschaft in das Gymnasium Süderelbe getragen hat.
Die Idee der mathematischen Modellierungstage besteht darin, dass Neuntklässler lernen, Fragen aus dem Leben mit Hilfe von Mathematik zu bearbeiten: In welchem Abstand sollten Bushaltestellen aufgestellt werden, damit die Kunden zufrieden sind und nicht zu weit zu nächsten Station laufen müssen? Das Besondere dabei ist nicht nur die komplexere Art der Aufgaben, die diese von gewöhnlichen Textaufgaben unterscheidet. Zur Beantwortung der Fragen stehen den Schülerinnen und Schülern keine Lehrer zur Seite, sondern Oberstufenschülerinnen und -schüler, die dafür in einem „Pädagogik“-Kurs im Rahmen des Oberstufenunterrichts vorbereitet wurden. Dabei kamen auch Ergebnisse der Forschungsarbeit von Peter Stender zum Einsatz.
In den ersten Durchgängen wurden die Schülerinnen und Schüler von Studierenden des Lehramtes Mathematik betreut, die zuvor in einem Fachdidaktik Seminar auf diese Aufgabe vorbereitet wurden. So konnten letztere die Modellierungstage als Theorie-Praxis Verknüpfung in ihrem Studium erleben.
Irrtümer bei der Lösung der Aufgaben stellen kein Problem dar, da diese beim mathematischen Modellieren immanenter Bestandteil des Prozesses sind und der sinnvolle Umgang mit Irrtümern Teil des Lernprozesses ist. Im Mittelpunkt steht die Kompetenz, mathematische Probleme selbstständig angehen zu können und eigene Freiheiten zu erproben. Außerdem sollen die Schülerinnen und Schüler erfahren, wie sie jahrgangsübergreifend zusammenarbeiten können. Sind dabei nur Matheliebhaber angesprochen? Keinesfalls: Wer gerne koordinieren möchte, wem es Spaß macht, Dinge zu erklären, oder einfach gerne in der Gruppe arbeitet ist auch gefragt.
„Die Oberstufenschülerinnen und -schüler konnten ihre Betreuungsaufgaben wahrnehmen, weil sie selbst zwei Jahre vorher als Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen an Modellierungstagen teilgenommen hatten. Sie kannten also die Situation und die Perspektive der Neuntklässler, so dass sie besonders gut sinnvolle Hilfen geben konnten.“, erläutert Stender. Dabei ist es wahrscheinlich, dass Neuntklässler, die an den Modellierungstagen teilgenommen haben, auch später dabei sein werden und die Rolle der Unterstützer übernehmen.
Doch am Gymnasium Süderelbe denkt man noch weiter. Das große Ziel ist es, solche Aufgaben künftig auch auf andere Schulfächer zu übertragen und interdisziplinär zu arbeiten. Erste Erfahrungen wurden schon gesammelt. Bereits im Januar 2017 fanden parallel zu den Modellierungstagen Mathematik für alle Schülerinnen und Schüler Jahrgangsprojekte statt, die jeweils von einem Unterrichtsfach geprägt waren.
Peter Stender betont die win-win-Situation nicht nur für die Universität Hamburg: „Dieses Projekt ist eine in jeder Hinsicht gelungene Kooperation von Universität und Schule, denn alle haben profitiert: die Studierenden, die wertvolle Praxiserfahrungen in direkter Verbindung mit ihrer fachdidaktischen Ausbildung sammeln konnten, die Universität, die in diesem Projekt ein wichtiges Forschungsfeld fand, die Schülerinnen und Schüler, die Mathematik als sinnvolles Instrument beim Lösen von komplexen realitätsnahen Fragestellungen erfahren haben und die Schule, die ein innovatives Projekt realisiert hat.“
Neben den 100.000 Euro Preisgeld der Haspa-Hamburg-Stiftung für die Gewinner gab es einen weiteren Anreiz für eine Bewerbung. So profitieren die 25 besten Schulbewerbungen von der Akademie des Hamburger Bildungspreises. Für sie gibt es Seminare und Workshops zu Themen wie Teambildung, Change Management oder Corporate Identity und Rhetorik. Die Kosten übernimmt die Veronika und Volker Putz-Stiftung.
Dr. Peter Stender ist Mathematiklehrer und arbeitet an der Fakultät für Erziehungswissenschaft in der Mathematikdidaktik. Im Projekt ProfaLe befasst er sich mit der Verbesserung des Lehramtsstudiums im Bereich Fach- und Fachdidaktik. Das Projekt ProfaLe verfolgt im Rahmen der BMBF geförderten Qualitätsoffensive Lehrerbildung das Ziel, Professionelles Lehrerhandeln unter sich verändernden gesellschaftlichen Bedingungen zu fördern.