Julika Böttcher erhält Julius-Klinkhardt-Preis
19. September 2017, von Dr. Wolfgang Roehl
Foto: boettcher
Im Rahmen der Jahrestagung Religion und Bildung (07. bis 09. September 2017, Braunschweig) verlieh die Sektion Historische Bildungsforschung in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) zum neunten Mal den Julius-Klinkhardt-Preis zur Förderung des Nachwuchses in der Historischen Bildungsforschung.
Ausgezeichnet wurde Julika Böttcher, M. Ed. für ihr Dissertationsprojekt zum Thema „Die Türkei als Argument in der pädagogischen Tagespresse 1880-1918. Eine Untersuchung zum berufsständischen Selbstverständnis deutscher Volkschullehrerinnen und Volkschullehrer“.
Die Jury lobte insbesondere die reflektierte Kontextualisierung bildungshistorischer Problemstellungen: „Durch die Aufarbeitungen des Türken- und Türkeidiskurses wirft das Projekt von Julika Böttcher einen neuen Blick auf nationale Diskurse, indem pädagogische Wissenskonstruktionen und berufsständische Selbstpräsentationen in einem transkulturellen und transnationalen Rahmen rekonstruiert werden. Auf diese Weise kann am gewählten Forschungsgegenstand deutlich werden, dass viele nationale bildungshistorische Entwicklungen erst in internationalen Zusammenhängen vertieft zu verstehen sind. Das Projekt zeigt, dass im deutschen pädagogischen Diskurs die Beziehungen zur Türkei nicht erst mit dem Anwerbeabkommen in den 1960er Jahren eine Rolle zu spielen begannen. Im Gegenteil war die Türkei in den Debatten und Selbstdarstellungen der deutschen Volksschullehrerschaft seit dem späten 19. Jahrhundert sehr präsent und spielte eine wichtige Rolle in der Selbstbeschreibung und in der diskursstrategischen Untermauerung ihrer Positionen und Forderungen. Julika Böttcher verbindet neue bildungshistorische Forschungsperspektiven zum deutschen Kaiserreich mit Fragestellungen, die auch für heutige Migrationsgesellschaften relevant sind. Sie entwickelt zudem eine Bildungsgeschichte, welche der Analyse der deutsch-türkischen Beziehungen eine neue bildungshistorische Tiefendimension verleiht.“
Der von Verleger Andreas Klinkhardt gestiftete Preis wird als Unterstützung und Ansporn für bildungshistorische Arbeiten verliehen, die aktuell im Entstehen sind. Dadurch sollen vielversprechende Arbeiten des wissenschaftlichen Nachwuchses möglichst frühzeitig und begleitend gefördert werden. Die Preissumme beträgt 500 € verbunden mit dem Angebot, die prämierte Arbeit nach ihrer Fertigstellung kostenlos im Julius Klinkhardt-Verlag zu publizieren.