Benefiz- und Informationsveranstaltung: Vier Monate nach dem Erdbeben in der Türkei und Nordsyrien
7. Juni 2023
Vor etwa vier Monaten ereigneten sich zwei verheerende Erdbeben in der Türkei und in Nordsyrien – mit schwerwiegenden Auswirkungen für Lebensperspektiven der betroffenen Menschen, welche zu anhaltender Anspannung und Perspektivlosigkeit in der betroffenen Bevölkerung führten. Die Folgen des Erdbebens haben die Bildungschancen beeinträchtigt und die Situation der Betroffenen verschärft. Nun stellt sich die Frage, wie Solidarität aussehen könnte. Vor allem im Blick auf Bildung wird Hilfe am dringendsten benötigt.
In Kooperation mit den Alevitischen Gemeinden in Hamburg veranstaltete der Arbeitsbereich Religionspädagogik der Fakultät für Erziehungswissenschaft eine Benefiz- und Informationsveranstaltung.
Dr. Thorsten Knauth, leitender Professor des Arbeitsbereichs Religionspädagogik, hielt das erste Grußwort.
Er bekundete seine Solidarität mit den Betroffenen der Erdbebenregionen und betonte, dass die Naturkatastrophe ebenfalls Auswirkungen für die Menschen hier in Deutschland hatte; darunter für Studierende sowie für Mitarbeitende der Universität Hamburg.
PD Dr. Hüseyin Ağuiçenoğlu Dozent des Instituts für Alevitischen Theologie an der Universität Hamburg, teilte ebenfalls ein Grußwort und kontextualisierte das Ausmaß der Erdbeben.
Dr. Eren Çaylı besetzt seit Februar 2023 die Professur für "Humangeographie, insbesondere Gewalt und Sicherheit im Anthropozän" und befasst sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit unter anderem mit den natürlichen Begebenheiten der betroffenen Regionen in der Türkei und Kurdistan.
In seinem Input führte er u.a. die politischen (Rahmen-) Bedingungen der Regionen aus sowie welchen Stellenwert die Wissenschaft und Technologie in der Türkei haben als auch, dass Wissenschaft und Technologie staatsunabhängig sein müssen. Zudem schilderte Prof. Çaylı warum es sich hierbei um eine politische Katastrophe handelt und weshalb insbesondere kurdische und alevitische Regionen von den Erdbeben besonders stark betroffen waren, welche strukturellen Diskriminierungen hierbei einhergehen und wo gezielt keine staatlichen Hilfen ankamen.
Seinen Input können Sie hier nachlesen:
Um der Frage nachzugehen, wie Solidarität - vor allem im Kontext Bildung - aussehen könnte informierte im zweiten Teil der Veranstaltung Ismail Kaplan, ehem. Bildungsbeauftragter der Alevitischen Gemeinde Deutschlands (K.d.ö.R.), über die bisher (nicht-) geleisteten Hilfen, vor allem jene Hilfen, die ehrenamtlich von alevitischen Gemeinden in Deutschland sowie in der Türkei gestemmt wurden. Er unterstrich die Relevanz dieser Veranstaltung und rief zu weiteren Solidarität der Gesellschaft auf.
Zara Simsik, Vorstandsmitglied der Hamburger Hochschulgruppe der Alevitischen Studierenden (Bund der alevitischen Studierenden – BDAS) bezog sich in ihrem Redebeitrag auf die institutionellen Maßnahmen im Bildungswesen nach den Erdbeben. Bildung dürfe nicht unterbrochen werden. Betroffene Studierende und Schüler:innen dürfen nicht in ihrem Lernen verhindert und aufgehalten werden.
Abschließend wurde das Projekt der Bildungspatenschaft im Rahmen von Bildungsstipendien von der Alevitischen Gemeinde Hamburg-Bergedorf e.V. vorgestellt.
Moderiert wurde die Veranstaltung von der Bildungsreferentin des Rates der Alevit*innen in Hamburg Cane Çağlar.
Der Abend wurde von musikalischen Beiträgen von Didem Kılınç und Diren Akbıyık begleitet. Sie trugen türkische und kurdische Lieder vor.