Scheitern als Teil von Pädagogik – neues Forschungsprojekt startet
29. November 2022
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Pädagogische Bemühungen gelingen – und manchmal scheitern sie. Scheitern in der pädagogischen Praxis ist selten ein explizites Thema – und doch überall präsent. Ein neues Forschungsprojekt will sich dem Thema des Scheiterns nähern – und zwar über literarische Texte.
Das Erreichen von pädagogischen Zielen, das Aufbauen von Beziehungen, das Begleiten von Prozessen – all diese Handlungen sind begleitet vom Risiko zu scheitern. In der Erziehungswissenschaft wurde diesem Scheitern bisher wenig Aufmerksamkeit zuteil. Mit dem Projekt "Zum Scheitern pädagogischer Ambitionen im Spiegel literarischer Texte" wollen Prof. Dr. Hans-Christoph Koller (Universität Hamburg) und Prof. Dr. Markus Rieger-Ladich (Universität Tübingen) das Scheitern untersuchen.
„Das Scheitern-Können betrachten wir als ein konstitutives Moment pädagogischer Bemühungen. Wir möchten an geeigneten Beispielen Erscheinungsformen des Scheiterns sowie die Art und Weise des Umgangs damit exemplarisch untersuchen“, so Prof. Koller.
Literarische Texte im Fokus
Als Untersuchungsgegenstand sollen dabei literarische Texte dienen, die dafür besonders geeignet seien, weil dem Scheitern dort weitaus größere Aufmerksamkeit geschenkt wird als in pädagogischen Diskursen. Durch die Auseinandersetzung mit Romanen und anderen Erzähltexten könnten deshalb Aspekte in den Fokus geraten, die in der Erziehungswissenschaft tendenziell ausgeblendet oder gar verleugnet werden. Die exemplarische Erkundung des Erkenntnispotentials literarischer Texte für die Erforschung des Scheiterns pädagogischer Prozesse soll über zwei einander ergänzende Teilstudien erfolgen: Die Hamburger Teilstudie ist dem Scheitern als Moment von Bildungsprozessen im Kontext familiärer Generationenbeziehungen gewidmet, während sich die Tübinger Teilstudie mit dem Scheitern pädagogischer Prozesse im Kontext von Internatserziehung beschäftigen wird.
Weitere Informationen zum Projekt
Das Projekt "Zum Scheitern pädagogischer Ambitionen im Spiegel literarischer Texte" wird von Prof. Dr. Hans-Christoph Koller (Universität Hamburg) und Prof. Dr. Markus Rieger-Ladich (Universität Tübingen) geleitet und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit insgesamt rund 430.000 Euro gefördert und läuft drei Jahre.