Die Chemie stimmt: Prof. Dr. Mirjam Steffensky übernimmt Professur für Chemiedidaktik an der Fakultät
31. März 2020, von Bente Gießelmann
Foto: UHH/Steffensky
Prof. Dr. Mirjam Steffensky hat im März die Professur für die Didaktik der Chemie an der Fakultät für Erziehungswissenschaft angetreten. In einem kurzen Interview erzählt sie, wie ihr beruflicher Weg von Süddeutschland über Kiel nach Hamburg führte, wo ihre Forschungsinteressen liegen und wie sich der Start an der Fakultät inmitten der Corona-Krise gestaltet.
Kurz skizziert: Ihr Weg als Wissenschaftlerin in fünf Sätzen?
Mirjam Steffensky: Ich hab in Hamburg Chemie studiert, über Sexuallockstoffe von Spinnen promoviert und zwei Jahre in einem Fachverlag in Weinheim und als Wissenschaftsjournalistin gearbeitet. Erst dann habe ich im Rahmen einer Juniorprofessur an der Leuphana Universität Lüneburg angefangen, mich mit Fachdidaktik und Bildungsforschung zu beschäftigen - eine tolle Chance genau das zu machen, was mir Spaß bringt. Von Lüneburg aus bin ich auf eine Professur für „Early Science Education“ am Institut für die Didaktik des Sachunterrichts der Universität Münster gegangen und von dort ans Leibniz Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) in Kiel, wo ich stellvertretende Abteilungsleiterin in der Abteilung Didaktik der Chemie war. Nach 10 Jahren an einem außeruniversitären Forschungsinstitut bin ich gespannt auf neue Herausforderungen und freue mich, zurück an die Universität Hamburg zu kommen.
Wo liegen Ihre Forschungsinteressen und an welchen Forschungsprojekten arbeiten Sie derzeit?
Mein Forschungsschwerpunkt ist die frühe naturwissenschaftliche Bildung. Frühe Bildung ist ein spannendes und wichtiges Forschungsfeld, weil Befunde aus unterschiedlichen Disziplinen zeigen, dass wesentliche Weichen für Bildungsverläufe lange vor dem Eintritt in die Schule gestellt werden. Deutlich weniger ist über domänenspezifische und insbesondere naturwissenschaftliche Bildungsprozesse bekannt. Wir beschäftigen uns zum einen mit der Entwicklung von ersten grundlegenden naturwissenschaftlichen Wissen sowie Interesse von Kinder im Kindergartenalter im Übergang zur Grundschule und sowie möglichen Einflussfaktoren, z.B. Lerngelegenheiten in der Kita und im häuslichen Umfeld. Zum anderen interessieren uns naturwissenschaftsspezifische Aspekte professioneller Kompetenz von pädagogischen Fachkräften und Lehrkräften, genauer gesagt deren Förderung und Wirkung.
In einer Reihe von Projekten untersuchen wir die Zusammenhänge zwischen der professionellen Kompetenz, der Interaktionsqualität und der Entwicklung der Kinder, z.B. in dem vom BMBF geförderten Projekt FINK (Formatives Assessment in der inklusiven naturwissenschaftlichen Bildung in der Kita) bei dem das Augenmerk auf Kinder und Familien mit bildungsrelevanten Risiken gelegt wird. Auch in dem DFG-Projekt NaQua untersuchen wir Einflussfaktoren auf Seiten der Fachkräfte und der Institution auf die Qualität naturwissenschaftlicher Bildungsprozesse in der Kita. Hinsichtlich der professionellen Kompetenz interessieren uns neben dem fachbezogenen Professionswissen auch stärker situationsspezifische Kompetenzen wie das Erkennen und Interpretieren von lernrelevanten Ereignissen in komplexen Unterrichtssituationen, was wir in dem DFG-Projekt ViU-P (Videobasierte Unterrichtsanalyse-Performanz) im Kontext des naturwissenschaftlichen Sachunterrichts untersuchen. In allen unseren Projekten kooperieren wir eng mit Kolleg*innen aus der Psychologie und den anderen erziehungswissenschaftlichen Teildisziplinen.
Was erwarten Sie von den Studierenden und der Lehre an der Fakultät?
Ich freue mich auf forschungs- und praxisinteressierte und beteiligungsfreudige Studierende!
Wie nehmen Sie den Start an der UHH inmitten der Corona-Krise wahr?
Natürlich hätte ich mir gewünscht, direkter, also nicht nur über Skype, Zoom etc., in den Arbeitsalltag mit den Kolleg*innen einzusteigen. Jetzt ist alles etwas verzögert, aber auch überlagert von den alltäglichen Herausforderungen, z.B. Homeoffice und -schooling unter einen Hut zu bekommen. Wie alle anderen Menschen beschäftigt auch mich natürlich die Frage, wie es weitergeht – sowohl an der Universität als auch gesamtgesellschaftlich.