Ringvorlesung: Diversity – Gutes Gefühl, Antidiskriminierungsprogramm, Wettbewerbsorientierung?Möglichkeiten und Grenzen von Diversity im Kontext der Erziehungswissenschaft
8. Februar 2017, von Dr. Wolfgang Roehl

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Die (pädagogische) Thematisierung von sozialer Differenz hat aufgrund der Enttraditionalisierung und Pluralisierung von Lebensweisen, der Ergebnisse der PISA-Studien und auch mit der verstärkten Thematisierung von Normen und Ausschlüssen seit Ende der 90er Jahre zugenommen. Im Zusammenhang mit der Antidiskriminierungspolitik der EU und dem Allgemeinen Gleichstellungsgesetz gewinnen dabei ursprünglich aus US-amerikanischen Managementstrategien stammende Diversity-Konzepte zunehmend an Bedeutung. Zum einen werden sie zur Umsetzung des Antidiskriminierungsauftrags in Organisationen genutzt und zum anderen gehen sie in erziehungswissenschaftliche Diskurse zu Differenz und Ungleichheit im Kontext von Bildung und Erziehung ein.
Der Begriff Diversity transportiert jedoch eine Reihe von Unbestimmtheiten und Widersprüchen. So ist in Bezug auf die damit angesprochenen Differenzkategorien zumeist ungeklärt, wie ihre Auswahl begründet ist und wie sie sich zueinander und zu gesellschaftlichen Ungleichheitsverhältnissen verhalten. Des Weiteren liegt aufgrund der Verbindung von Diversity-Ansätzen mit der Organisationsentwicklung großer Konzerne die Frage nah, inwiefern damit Mechanismen institutioneller Ungleichbehandlung und Diskriminierung nachhaltig überwunden werden können.
In der Ringvorlesung steht die Auseinandersetzung mit Möglichkeiten und Grenzen von Diversity aus Perspektiven der Erziehungs- und Bildungswissenschaft, der Geschlechter- und Migrationspädagogik, der Schulentwicklungsforschung und Soziologie im Mittelpunkt. Diskutiert wird auch, welche normativen Implikationen Diversity-Ansätze haben und inwiefern Diversity eine pädagogische und politische Form der Kritik darstellen kann. Geplant ist, Seminar und Ringvorlesung im Sommersemester 2018 mit veränderter Schwerpunktsetzung fortzusetzen.
Ort und Zeit: Dienstags von 18:00 bis 20:00 Uhr im Anna-Siemsen-Hörsaal, Von-Melle-Park 8
Sitzung 3: 18.4.2017 18-20h |
Vortrag Prof. Dr. Martin Lücke (Didaktik der Geschichte; Friedrich-Meinecke-Institut, Geschichtswissenschaft an der Freien Universität Berlin): „Diversity und die Professionalisierung von Lehrkräften - das Beispiel von Lehramtsstudierenden im Fach Geschichte“ |
Sitzung 6: 9.5.2017 18-20h |
Vortrag: Prof. Dr. Mechtild Gomolla (Erziehungswissenschaft, insbesondere interkulturelle und vergleichende Bildungsforschung; Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften, Helmut Schmidt Universität Hamburg): „Diversitäts- oder gerechtigkeitsorientierte Schulentwicklung? Theoretische Überlegungen und empirische Befunde“. |
Sitzung 9: 30.5.2017 18-20h |
Vortrag Prof. Dr. Paul Mecheril (Migration und Bildung; Institut für Pädagogik, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg): „Sich überlagernde Differenzordnungen. (Migrations-)Pädagogische Anmerkungen“ |
Sitzung 11: 20.6.2017 18-20h |
Vortrag: Prof. Dr. Elisabeth Tuider (Soziologie der Diversität; Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Universität Kassel): „Diversity zwischen Anti-Diskriminierung und Management. Vorschlag für ein antikategorial-queeres Vielfaltsverständnis“ |
Sitzung 14: 11.7.2017 18-20h |
Vortrag: Dr. des. Tobias Buchner (Institut für Bildungswissenschaft, Universität Wien; queraum – Forschungseinrichtung für Kultur- und Sozialforschung): „Inklusion als Diversität der Fähigkeiten? Überlegungen zu Dis/Ability, Schule und Befähigung“ |
Gefördert aus Mitteln des Gleichstellungsfonds der Fakultät für Erziehungswissenschaft.
Koordination: Dr. Bettina Kleiner.