Ziele, Design und Instrumente
Theoretischer Hintergrund
Im Rahmen der Vorgängerprojekte TEDS-FU, TEDS-Unterricht und TEDS-Validierung wurden Messinstrumente zur Erfassung der professionellen Unterrichtswahrnehmung in Hinblick auf mathematikdidaktische sowie fächerübergreifende pädagogische Aspekte entwickelt und an berufstätigen Mathematiklehrkräften eingesetzt. Das Verbundprojekt TEDS-Validierung-Transfer (Universität Hamburg, Universität zu Köln) greift auf die Ergebnisse dieser Studien zurück und zielt in zweifacher Hinsicht auf einen Transfer: Erstens werden die entwickelten Testinstrumente erstmals an einer Stichprobe von angehenden Mathematiklehrkräften in der zweiten Hälfte ihres Studiums eingesetzt. Zweitens soll der Einfluss verlängerter schulpraktischer Phasen im Lehramtsstudium auf die professionelle Unterrichtswahrnehmung angehender Lehrkräfte geprüft werden. Dabei ist ein Vergleich unterschiedlich implementierter Praxisphasen an verschiedenen
Hochschulstandorten intendiert.
Aufwändig gestaltete Praxisphasen während des Lehramtsstudiums werden als entscheidende Lerngelegenheit angesehen, die es angehenden Lehrkräften im Rahmen ihres Hochschulstudiums ermöglichen, ihr professionelles Wissen, das zunächst in deklarativer Form vorliegt, auf Situationen zu beziehen und zu prozeduralisieren. Die Anwendung von theoretischem Wissen in praktischen Situationen, die Erprobung erster Unterrichtsplanungen und das Evozieren verschiedener Anlässe zur Anbahnung einer reflektierten Praxis sind allgemeine Zielsetzungen von Praxisphasen der Lehrerbildung.
Forschungsfragen
Inwieweit situationsspezifische Fähigkeit in solchen Praxisphasen gefördert werden können, ist eine weitgehend offene Frage. Das Projekt TEDS-Validierung-Transfer zielt daher auf eine fachspezifische Testung situationsspezifischer Fähigkeiten zur professionellen Unterrichtswahrnehmung angehender Mathematiklehrkräfte. Dabei wird unter Bezug auf neuere Ansätze zur Konzeptualisierung von Kompetenzen professionelle Unterrichtswahrnehmung konzeptualisiert als Wahrnehmung zentraler unterrichtlicher Ereignisse, als Interpretation derselben, u.a. unter Verwendung (fach-)didaktischer Theorien, und als Entwicklung von Handlungsoptionen für unterrichtliche Vorgehensweisen. Untersucht wird, inwieweit die umfangreiche Schulpraxis, welche an sechs verschiedenen Hochschulstandorten aus fünf verschiedenen Bundesländern Lehramtsstudierenden dargeboten wird, den Erwerb professioneller Wahrnehmung fördert. Insgesamt sollen mit der Studie die Einflüsse der Schulpraxis auf den fachspezifischen Kompetenzerwerb bezogen auf die professionelle Unterrichtswahrnehmung untersucht werden, und zwar bei Standorten, die unterschiedliche Praxisformate implementiert haben.
Design und Instrumente
Zur Erfassung der professionellen Unterrichtswahrnehmung kommen in TEDS-Validierung-Transfer zwei parallel konstruierte Testinstrumente zum Einsatz: Je nach studierter Schulform bearbeiten die befragten Studierenden entweder einen Test mit Schwerpunkt Grundschule oder mit Schwerpunkt Sekundarstufe. In beiden Varianten sehen die Befragten jeweils drei kurze Videovignetten mit Zusammenschnitten aus dem Mathematikunterricht der jeweiligen Stufe (Grundschule bzw. Sekundarstufe) und beantworten anschließend Fragen zu den dargebotenen Unterrichtssituationen. Die Testitems zielen zum einen auf die Wahrnehmung und Interpretation der Unterrichtssituationen ab und verlangen zum anderen Entscheidungen, welche sich auf das weitere Vorgehen im Unterricht sowie auf alternative Vorgehensweisen beziehen. Auf diese Weise wird die professionelle Unterrichtswahrnehmung (Perception, Interpretation, Decision-Making) mit Schwerpunkt auf mathematikdidaktische Aspekte (M-PID) und pädagogische Aspekte (P-PID) operationalisiert.
Der Studie liegt ein Prä-Post-Design zugrunde; die Testinstrumente werden folglich vor und nach dem Absolvieren schulischer Praxisphasen eingesetzt. Dies geschieht an mehreren Hochschulstandorten verschiedener Bundesländer. Durch die zusätzliche Abfrage bildungswissenschaftlicher, mathematikdidaktischer und schulpraktischer Lerngelegenheiten im Lehramtsstudium wird es ferner ermöglicht, den Erwerb professioneller Unterrichtswahrnehmung differenziert mit unterschiedlichen Lerngelegenheiten in Zusammenhang zu bringen.