„Einfach offen sein und genießen“Ein Interview mit Hendrik Wiese zu seinem Aufenthalt an der Universität Stellenbosch
9. Januar 2025
Foto: Wiese
Wir sprachen mit Hendrik Wiese – wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Bewegung, Spiel und Sport- über seinen Auslandsaufenthalt. Hendrik arbeitet in dem vom BMBF geförderten und EU-finanzierten Projekt „Datenbankgestützte Planung von digital gestütztem Sportunterricht“ im Kompetenznetzwerk ComᵉSport des Kompetenzverbund lernen:digital. Das Projektteam entwickelt eine Datenbank für digitale Tools für den Sportunterricht. Im Rahmen des Projektes flog Hendrik im Oktober an die Universität Stellenbosch und berichtet nun über seine Erfahrungen vor Ort.
Lieber Hendrik, du warst für 14 Tage in Stellenbosch. Könntest du uns berichten, wie es zu deinem Auslandsaufenthalt gekommen ist und was du vor Ort gemacht hast?
Ich war vom 14.10. bis 28.10. in Stellenbosch, Südafrika. Der Austausch fand über den sogenannten Wissenschaftsaustausch der Universität Hamburg statt. Die University of Stellenbosch ist ein strategischer Partner der UHH. Die Partnerschaft besteht fakultätsübergreifend, das heißt, sie ist für jede Fakultät und jeden Arbeits- und Fachbereich offen ist. Ich habe im Sinne des Projekts und Arbeitsbereich versucht Kontakte zu knüpfen und Arbeitsschwerpunkte für die Zukunft zu legen.
Vor Ort habe ich das Projekt und unseren Arbeitsbereich vorgestellt. Ich hatte eine Hauptansprechpartnerin, mit der ich den inhaltlichen Fokus digitale Tools im (Sport-)Unterricht thematisieren konnte. Eine weitere Kollegin, die sich mit dem Thema der Inklusion beschäftigte, begleitete mich ebenso. Durch einen dritten Kollegen in der ästhetischen Pädagogik, den ich dort kennenlernen durfte, war auch der sportwissenschaftliche Hintergrund meines Interessengebietes abgedeckt. Als ausgebildeter Sonderpädagoge mit dem Zweitfach Sport war es natürlich toll ein großes Spektrum meiner Arbeit dort mit abzudecken.
Die MitarbeiterInnen waren sehr offen mit mir zusammen zu arbeiten und wir planen im Rahmen der strategischen Partnerschaft ein gemeinsames Lehrangebot zum Thema digitale Tools im Unterricht mit den optionalen Schwerpunkten Sonderpädagogik / Inklusion sowie Sportpädagogik. Geeignet ist das Seminar aber auch für Studierende ohne diese Studienschwerpunkte. In diesem Rahmen möchten wir einen Austausch zwischen Hamburg und Stellenbosch langfristig etablieren. Bezüglich der Finanzierungsmöglichkeiten beschäftigen wir uns gerade mit möglichen Förderlinien.
Sehr schön, inhaltlich konntest du also vor Ort wirklich viel erreichen. Wie war sonst deine Erfahrung an der Universität Stellenbosch, aber auch im Land?
Also, bei einem Wissenschaftsaustausch finde ich es sehr wichtig auf beiden Seiten hilfsbereite und offene Ansprechpartner zu haben. Nach dem ich bereits einige VertreterInnen der Universität Stellenbosch angeschrieben habe, ist mir aufgefallen, wie schnell und herzlich mir diese antworteten. Vom International Office der UHH habe ich erfahren, dass dies alles andere als selbstverständlich sei. So empfand ich von Beginn an die Willkommenskultur in Südafrika kennenzulernen. Als ich dann angekommen bin, wurde ich am Flughafen abgeholt und fühlte mich auch vor Ort von den KollegInnen herzlichst aufgenommen, denn alle waren offen und interessiert. Das war ein schöner und angenehmer Start.
Ich konnte auch beobachten, dass die Türen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Neuankömmlinge immer offen waren. Auch Personen, die sich nicht so gut mit dem Thema bzw. dem Austausch auskannten, waren sehr interessiert. Ich habe mich sehr willkommen gefühlt und dieses Arbeitsklima als sehr gastfreundlich erlebt.
Toll! Das hört sich sehr warmherzig an. Gab es für dich auch irgendwelche Challenges, wo du dich erstmal fragen musstest, wie du damit umgehen sollst?
Ja, auf mehreren Ebenen. Ein Thema für mich war die Sprachbarriere: Mein Englisch ist nicht das Beste. Dementsprechend war und bin ich immer ein wenig unsicher, aber so gut wie alle haben das sehr wohlwollend hingenommen.
Gleichzeitig wollte ich als Repräsentant der UHH die Stadt Hamburg und vor allem die Universität gut repräsentieren. Vom International Office wurde ich dafür gut vor und während des Aufenthalts instruiert und unterstützt.
Wenn es um die Sicherheit geht, gibt es wie in jedem Land gewisse Herausforderungen. Ich habe zwei Jahre in Kapstadt gelebt und war dementsprechend gut vorbereitet und habe mich deshalb jederzeit sehr sicher gefühlt. Wenn man sich an gewisse Regeln hält und besonders nachts aufmerksam ist, gibt es im Normalfall selten Probleme.
Es ist essenziell, die Perspektive zu wechseln und sich bewusst zu machen, dass Südafrika nicht den gleichen Wohlstand wie Deutschland genießt. Das bedeutet, dass dies im Kontext des Austausches z.B. bei der technischen Ausstattung und Möglichkeiten von Studierenden und MitarbeiterInnen berücksichtigt werden sollte.
Danke für den Einblick in deine Challenges. Du scheinst einen guten Umgang damit gehabt zu haben und auch gute Unterstützung erhalten zu haben.
Nun einmal zurück zum Positiven: Was würdest du sagen, war DAS Highlight dieser Reise?
An einem Abend wurde ich zu einem Essen eingeladen, bei dem viele interessante Leute zusammenkamen – nicht nur Kolleg:innen, sondern auch Personen, die eigentlich gar nichts mit der Universität zu tun hatten. Wir haben uns angeregt über Politik, Gesellschaft, Vergangenheit und die Universität unterhalten. Ich habe dabei so viel Interessantes erfahren, was mir als „klassischer Tourist“ sehr wahrscheinlich nicht eröffnet worden wäre. Ich habe an diesem Abend einen tollen lebendigen Austausch und eine gelebte Gastfreundschaft erfahren dürfen.
Das hört sich nach einem wirklich schönen und erfolgreichen Aufenthalt an, Hendrik! Gibt es etwas, was du Kolleg:innen empfehlen würdest, die einen Auslandsaufenthalt planen?
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, ins Ausland zu gehen, z. B. über den DAAD oder die Uni Hamburg. Ein Aufenthalt im Ausland lohnt sich meiner Meinung nach immer. Mithilfe der verschiedenen Anlaufstellen, wie dem International Office, lässt sich die Planung vereinfachen. Ich sage: "Einfach offen sein und genießen."