"Es lohnt sich für alle Kolleg:innen, die Chance wahrzunehmen, auch eine Zeit im Ausland zu arbeiten und zu forschen"Interview mit Lisa Marie Brinkmann zu ihrem Forschungsaufenthalt in Portugal
7. August 2023
Foto: Sara Santos
Lisa Marie Brinkmann hat im Rahmen ihrer Promotion im Frühjahr 2023 einen 5-wöchigen Forschungsaufenthalt in Aveiro, Portugal absolviert. Frau Brinkmann forscht zu Motivation und Engagement von Studierenden bei der Portfolioarbeit im Französischunterricht. Dazu führte Sie eine Fallstudie in einer 8.Klasse einer Hamburger Schule durch. Während Ihres Auslandsaufenthaltes hatte Sie die Chance, ihre bisherigen Forschungsergebnisse auszuwerten. Wir sprachen mit ihr über ihren Auslandsaufenthalt.
Liebe Lisa Marie, danke, dass du dir die Zeit nimmst, mit uns über deinen Auslandsaufenthalt zu sprechen! Du hast 5 Wochen in Aveiro, Portugal verbracht und dort die bisherigen Forschungsergebnisse deiner Doktorarbeit auszuwerten.
Wieso hast du dich für einen Aufenthalt in Aveiro entschieden?
Die Doktormutter meiner Doktormutter, Prof. Dr. Helena Araújo e Sá, bildet zusammen mit anderen Expert:innen in der Didaktik romanischer Sprachen das Team an der Universidade de Aveiro. Viele der Kolleg:innen vor Ort kannte ich auch schon vom Projekt „LoCALL“. Für mich schien es der perfekte Ort zu sein, um meine eigenen Daten mit MaxQDA, einer Software für qualitative Datenanalyse, auf Grundlage der Grounded Theory auszuwerten.
Und wie sah deine Zeit vor Ort dann tatsächlich aus?
Neben der Arbeit an meiner Doktorarbeit hatte ich vor allem die Chance viel über meine Forschung zu sprechen. Zum einen gab es Gespräche über meine Auswertung und zur genutzten Software, zusätzlich konnte ich viel Inspiration aus Gesprächen mit Kolleg:innen, anderen PhD-Studierenden und Wissenschaftler:innen ziehen. Diese Unterhaltungen entwickelten sich im Arbeitsalltag - Im Büro, auf dem Flur oder bei gemeinsamem Essen.
In einem Seminar konnte ich meine Arbeit vor Doktorand:innen und Professor:innen vorstellen und habe anschließend auch einen Workshop zur Grounded Theory abgehalten. Die Teilnehmenden im Workshop konnten anhand meiner ins Portugiesische übersetzten Arbeit Analysen durchführen. Das war eine Win-Win-Situation, denn nur einer der anderen Doktoranden vor Ort hatte sich bis dahin mit der Grounded Theory auseinandergesetzt. So konnten die Kolleg:innen etwas neues Lernen und ich habe wertvolle neue Blickwinkel auf meine Daten erhalten können. Der Perspektivwechsel war sehr wertvoll für meine weitere Arbeit.
Was waren deine Highlights vor Ort?
In meinem Seminar habe ich sehr viel Neugierde und Wertschätzung meiner Arbeit gegenüber empfunden. Das hat mir sehr viel Motivation für die weitere Arbeit gegeben. Weitere Motivation habe ich auch dadurch empfunden, dass man sehr losgelöst von seinem Alltag in der Heimat ist. Ich hatte Zeit, die Analyse meiner Daten und meine Doktorarbeit für eine Zeitlang zur ersten Priorität zu machen und mich täglich sehr aktiv an fachlichen Gesprächen zu beteiligen.
Neben diesem fachlichen Austausch, empfand ich auch den alltäglichen Austausch mit den Bürokolleg:innen zur örtlichen Politik und Geschehnissen als sehr wertvoll. Vor Ort Teil von aktivem Geschehen zu sein und das Leben in Portugal zu erleben war sehr bereichernd. Dieser Austausch hat mir auch sprachlich sehr weitergeholfen. Mein Portugiesisch ist in der Zeit definitiv besser geworden. In dem internationalen Team vor Ort haben wir auch ganz unterschiedlich kommuniziert. Mit einigen Kolleg:innen nur auf Englisch, mit anderen nur auf Spanisch, Französisch oder auch auf Portugiesisch.
Natürlich ist auch der „Way of Life“ in Portugal sehr angenehm. Das Wetter war warm und das Meer liegt gleich vor der Tür. Alle Kolleg:innen und auch meine Betreuerin waren sehr offen und haben mich herzlich willkommen geheißen. Sie haben mir stets das Gefühl gegeben, zugehörig zu sein und mich zu Ausflügen eingeladen. Es gab mehrmals die Woche ausgiebige gemeinsame Mittagspausen mit tollen Gesprächen.
Das hört sich ja wirklich nach einer aufregenden und inspirierenden Zeit an!
Magst du uns noch verraten, wie du deinen Aufenthalt finanziert hast und wie lange die Planung ungefähr gedauert hat?
Ich habe mich im November für ein Forschungsstipendium beim DAAD beworben. Der Antrag hat mich etwa einen Monat gekostet. Ich brauchte unter anderem einen Zeitplan für meinen Aufenthalt, den ich mit der Partneruniversität absprechen musste.
Leider hat die Bearbeitung des Antrages beim DAAD sehr lange gedauert und ich habe erst sehr kurzfristig vor dem Start meines Aufenthaltes Bescheid über die Finanzierung erhalten. Trotzdem hat die Planung noch gut funktioniert und ich konnte noch rechtzeitig eine Wohnung finden und Flüge buchen und am Ende hat alles gut geklappt.
Was ist dein Fazit? Was möchtest du Kolleg:innen empfehlen, die den Schritt ins Auslands ebenfalls wagen möchten?
Es lohnt sich für alle Kolleg:innen, die Chance wahrzunehmen, auch eine Zeit im Ausland zu arbeiten und zu forschen. Neben den offensichtlichen Vorteilen, die ein Aufenthalt für die eigene Forschung haben kann, hilft es auch, die eigenen interkulturellen und sprachlichen Fähigkeiten auszubauen.
Ich kann außerdem empfehlen, sich frühzeitig über die bürokratischen Bedingungen zu Auslandsaufenthalten zu informieren, um Wartezeiten für Finanzierungen und Anträge bei der Planung in Betracht ziehen zu können.