"Jetzt geh' ich mal eben für zwei Stunden nach Kanada!"
21. Mai 2021
Foto: UHH/ Lutsch
Drei Studentinnen berichten über ihre Erfahrungen mit dem virtuellen Mobilitätsprogramm eMobi@Dg2.
Als Reaktion auf die anhaltende Corona-Pandemie rief das Netzwerk Dg2, dem auch die UHH angehört, das virtuelle Mobilitätsprogramm eMobi@Dg2 ins Leben. Studierenden der UHH wurde so ab Januar 2021 die Möglichkeit zuteil, Kurse von 12 teilnehmenden Universitäten im Ausland digital zu belegen. Drei Studentinnen der Fakultät für Erziehungswissenschaft haben zwischen Januar und April von diesem Angebot Gebrauch gemacht und jeweils einen Kurs an der Université Laval in Québec/Kanada belegt. Wir haben Philine, Lisa Marie und Tabea um ein Interview gebeten, um über ihre Erfahrungen zu sprechen und die Erlebnisse zu reflektieren.
Fakultät für Erziehungswissenschaft: Hallo ihr drei! Schön, dass wir uns heute virtuell treffen, um über euer digitales kanadisches Austauschsemester zu sprechen. Wie habt ihr denn eigentlich von eMobi@Dg2 erfahren und was hat euch zu einer Teilnahme bewegt?
Tabea: Ich habe Anfang des Jahres einen Newsletter vom Referat Internationalisierung erhalten, in dem das Programm und die damit verbundenen Möglichkeiten vorgestellt wurden. Da ich während meiner Schulzeit schon einmal einen Austausch nach Québec machen durfte und somit eine persönliche Beziehung zu der Stadt und der Kultur aufgebaut habe, wollte ich gerne die Chance nutzen, für ein Semester digital dorthin zurückzukehren. Natürlich war auch das Auffrischen meiner Französischkenntnisse ein Beweggrund.
Lisa Marie: Im Newsletter war aufgeführt, dass man einen Kurs über die „Psychologie der Motivation“ belegen kann. Da meine Doktorarbeit inhaltliche Parallelen aufweist, hat sich der Besuch dieses Kurses für mich angeboten. Darüber hinaus waren das Sammeln von interkulturellen Kompetenzen und der stetige Ausbau meiner sprachlichen Fähigkeiten Triebkräfte.
Wie sah die Gestaltung eurer Kurse an der Universität aus? Wie lief das digitale Semester strukturell ab?
Philine: Ich habe einen fachfremden Kurs zum Thema „Design Thinking for Entrepreneurs and Product Managers“ an der Universität belegt. Die Unterrichtssprache war Englisch und wir hatten jeden Freitag ein Zoom-Meeting, in dem wir gelesene Texte mit dem Dozierenden und im Plenum besprochen haben. Zudem gab es jede Woche einen Test im Single-Choice Format.
Tabea: Bei uns war der Kurs durch viel eigenverantwortliches Arbeiten gekennzeichnet. Es gab eine Gruppenarbeit mit zwei anderen Studierenden, die einen Teil der Abschlussnote ausgemacht hat. Ansonsten haben wir jede Woche Texte und Materialien zur Verfügung gestellt bekommen, die man selbstständig lesen sollte. Am Ende der Sitzungen gab es einen Fragebogen zur Sicherung der analysierten Texte, den jeder beantworten musste. Auch einige Multiple-Choice-Tests waren zu absolvieren.
Wie lief es mit dem sprachlichen Verständnis? Wie war das Anforderungsniveau?
Tabea: Ich studiere Französisch als Fach im Lehramt. Aus meiner Sicht war das Niveau schon recht hoch, da insbesondere die wissenschaftlichen Texte mit Fachvokabular durchspickt waren und zum Beispiel einige Studierende auch einen stärkeren kanadischen Akzent hatten. Da war es schon sehr hilfreich, dass die Dozentin ein Skript zum Nachlesen hochgeladen hatte.
Lisa Marie: Ja, das kann ich bestätigen, das Niveau war schon recht hoch. Wir haben alle drei natürlich auch einen fachfremden Kurs belegt, weswegen man das Anforderungsprofil auch nicht wirklich vergleichen kann. Aber es war auch einfach spannend, mal zu sehen, wie digitale Lehre in anderen Ländern organisiert und aufgebaut ist. Das ist ja auch eine Art interkulturelle Kompetenz oder Erfahrung, die man so erwirbt. (lacht)
Habt ihr trotz des Online-Formates Kontakt zu anderen Mitstudierenden herstellen können? Konntet ihr Einblicke in das studentische Leben erhalten?
Philine: Ja! Ich habe durch eine freiwillige Veranstaltung zu Beginn des Semesters eine Kommilitonin kennengelernt und gebe jetzt sogar einem anderen Studenten Nachhilfe. Es gab auch einen „Back-to-School-Livestream“ mit verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern. Das war echt cool, mitten in der Nacht an einem Konzert teilzunehmen!
Was nimmst du als beste Erfahrung aus dem eMobi@Dg2-Programm mit? Würdest du noch einmal einen digitalen Kurs im Ausland belegen?
Lisa Marie: Für mich persönlich war die virtuelle Mobilität ein guter Ersatz und eine schöne Möglichkeit während der Pandemie eine Art von Austausch zu erleben. Durch die Zeitverschiebung hat man sich schon woanders gefühlt – ich habe immer zu meinen Mitbewohnerinnen gesagt: „Jetzt geh ich mal eben für zwei Stunden nach Kanada!“ Dennoch kann man einen virtuellen Besuch in einem Land nicht mit dem Erleben der Landeskultur und der Sprache vor Ort vergleichen.
Philine: Toll finde ich an dem Programm, dass man ohne großen organisatorischen Aufwand spontan und flexibel daran teilnehmen kann. Wenn man die Bewerbung für eMobi@Dg2 mit einer Erasmusbewerbung vergleicht, ist es echt super unkompliziert (lacht). Ich konnte den Kurs an der kanadischen Uni auch gut mit meinen Kursen in Hamburg verbinden und den Workload steuern.
Danke, dass ihr eure Erlebnisse und Erfahrungen mit uns geteilt habt! Wir wünschen euch Alles Gute für euer weiteres Studium.