Digitalstrategie Studium & Lehre der Fakultät EW

Die Entwicklung der eigenen Digital & Data Literacy ist ein zentrales Anliegen bei der Ausbildung von Lehrkräften und Pädagog:innen, denn diese haben eine Multiplikator:innenfunktion mit Blick auf die digitalen Kompetenzen nachfolgender Generationen sowie die Förderung digitaler Kompetenzen in der Erwachsenenbildung. Neben technischen Kompetenzen muss auch ein reflektiertes Verständnis für digitale, datengetriebene Prozesse und ihre gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen entwickelt werden. Die Fähigkeit zur Orientierung und insbesondere zur aktiven und kreativen Mitgestaltung in einer komplexen, dynamischen und zunehmend datafizierten Welt, ist Grundvoraussetzung für kompetentes und zukunftsorientiertes pädagogisches Handeln.  
Eine systematische Verankerung von Digitalisierung und Digitalität im Curriculum der Erziehungs- und Bildungswissenschaft besteht bisher jedoch nicht. Daher soll das curriculare und extracurriculare Angebot zur umfassenden Förderung von Digital- und Datenkompetenzen ausgebaut werden, sowohl in Form von spezifischen Veranstaltungen wie auch als integrativer Bestandteil bereits bestehender Lehrangebote. Als Grundlage hierfür soll ein ständiger fachlicher und interdisziplinärer Austausch als erziehungswissenschaftliche Querschnittsaufgabe etabliert und gestärkt werden.  

Lehrkräfte bzw. Pädagog:innen begleiten Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf vielfältige Weise in ihren Lern-, Bildungs- und Entwicklungsprozessen. Um Heranwachsende und Erwachsene bei der Entwicklung von Handlungs- und Reflexionskompetenzen begleiten zu können, braucht es zunächst ein umfassendes Verständnis dafür, wie sich die Lebenswelt der verschiedenen pädagogischen Adressat:innen durch die digitale Transformation verändert und welchen Herausforderungen sie dabei begegnen. Curricular und extracurricular soll daher mehr Raum zur Erforschung der digitalen Welten geschaffen werden, in denen Heranwachsende, Erwachsene und Senior:innen sich bewegen.

Insbesondere angehende Lehrkräfte müssen, neben der eigenen Digital und Data Literacy, auch eine Digital Teaching Literacy entwickeln. Die Fakultät verfolgt das Ziel, dass Lehramtsstudierende und Studierende der Erziehungs- und Bildungswissenschaft eine zukunftsorientierte fachdidaktische Ausbildung unter Einbeziehung aktueller Tools und Kommunikationsformen erhalten und sich auch aus fachwissenschaftlicher Perspektive mit aktuellen Entwicklungen der digitalen Transformation auseinandersetzen. Teil der strategischen Planung ist es, die Entwicklung von einschlägigen fachdidaktischen, sowie fachrelevanten Lehrprojekten des Vollfachstudiengangs zu fördern. Interdisziplinäre Austauschformate sollen ferner dazu beitragen, den permanenten technologischen Wandel gemeinsam zu reflektieren um daraus, wo nötig, Anpassungen für die fachliche und fachdidaktische Lehre ableiten zu können.

Die Nutzung digitaler Medien in pädagogischen Prozessen kann nicht ohne die Berücksichtigung von Diversität und Inklusion betrachtet werden. Dabei bietet die digitale Transformation sowohl Chancen als auch Risiken für die Umsetzung von Lernangeboten für eine heterogene Lerner:innenschaft. Die Fakultät sieht sich in der Verantwortung, langfristig zur Entwicklung von inklusiven Bildungsprozessen durch den Einsatz von digitalen Medien in Schulen und außerschulischen Bildungseinrichtungen beizutragen. Hierzu ist es notwendig, die Auseinandersetzung mit möglichen Chancen und Risiken von digitalen Medien beim Einsatz in heterogenen Lerngruppen im Studium zu verankern und ein Bewusstsein für förderliche Rahmenbedingungen, wie z. B. die barrierefreie Gestaltung von digitalen Lehr-/Lernmaterialien zu entwickeln, um Teilhabechancen der zukünftigen pädagogischen Adressat:innen erhöhen und Exklusionsrisiken reduzieren zu können. Vor diesem Hintergrund muss der Dialog mit sonderpädagogischen Expert:innen, aber auch Vertreter:innen weiterer Disziplinen (Medienpädagog:innen, IT-Fachleuten u. a.) forciert werden, um gemeinsam mit den Lehrenden der Fakultät die notwendige Kompetenz aufbauen zu können.

Neben Kritikfähigkeit, Reflexions- und Kommunikationskompetenz zählen auch Kreativität und die Fähigkeit zur Kooperation und Kollaboration als Schüsselkompetenzen für das 21. Jahrhundert (OECD 2020). Angehende Lehrkräfte und Pädagog:innen müssen
eigene Kompetenzen zur digital basierten Zusammenarbeit, ko-kreativen Gestaltung und diskursiver Kommunikation aufbauen und deren Erwerb im Rahmen ihrer pädagogischen Tätigkeit fördern können (DigCompEdu 2017). Aktuelle Kommunikations- und Kollaborationstools sowie kreative digitale Werkzeuge bieten vielfältige Möglichkeiten, um, ergänzend zu etablierten Formen der universitären Lehre, innovative und zukunftsfähige Lehr-Lernkonzepte zu entwickeln. Die Fakultät möchte Lehrende ermutigen und unterstützen, entsprechende Lehr-Lernszenarien zu entwickeln und zu erproben, die Strahlkraft gesamte UHH einerseits aber auch für schulische und außerschulische Lehr-Lernprozesse andererseits entfalten können. Die Fakultät setzt sich dafür ein, in Abstimmung mit den zentralen Einheiten der UHH die notwendigen Infrastrukturen und Ressourcen für experimentelle hybride Lernräume (Raumausstattung, Software und Hardware) bereitzustellen. Ergänzend müssen Anreizstrukturen geschaffen, Ressourcen bereitgestellt und interdisziplinäre Austauschformate etabliert werden, um die entstehenden Experimentierräume forschungsbasiert zu bespielen. Die Fakultät plant zudem eine Stärkung der Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) in diesem Bereich, um hier die Resonanz im Bereich der Schulentwicklung zu verbessern.

Hybride Formate bieten Chancen für die Einbindung externer Personen, z.B. in Form von Gastvorträgen in Vorlesungen oder im Rahmen internationaler bzw. institutionenübergreifender Lehrprojekte. Unterstützt werden die synchronen hybriden Formate durch digitale Tools zur asynchronen Zusammenarbeit. Technische und organisatorische Schwierigkeiten behindern häufig einen reibungslosen Ablauf und verhindern didaktische Innovation. Die Fakultät strebt, in Abstimmung mit dem Regionalen Rechenzentrum (RRZ), eine Verbesserung von technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen zur Förderung von (internationalen) Kooperationsprojekten und Transfer an. Leitende Kriterien sind hier Benutzerfreundlichkeit, Datenschutz, Barrierefreiheit, Diversitätssensibilität und ressourcenschonender Mitteleinsatz/Effizienz. Hinsichtlich der Barrierefreiheit ist eine enge Begleitung und Evaluation synchroner hybrider Settings notwendig, um hier für die zukünftige Organisation von hybriden Veranstaltungen Gelingens- und Misslingensbedingungen herauszustellen.

Um dem verbindlichen Ziel der Barrierefreiheit von universitären Angeboten langfristig
Rechnung zu tragen, erachtet die Fakultät eine Doppelstruktur als zielführend, die sowohl Dienstleistungs- als auch Forschungsaktivitäten umfasst. Um Zugänglichkeit zu den Lehrangeboten für alle Studierenden zu gewährleisten, strebt die Fakultät, in Abstimmung mit dem Büro für die Belange von Studierenden mit Beeinträchtigungen, die Einrichtung eines Umsetzungsdienstes für barrierefreie Dokumente an. Zusätzlich müssen konkrete Konzepte für die Umsetzung von Inklusion mit digitalen Medien in der Hochschullehre entwickelt werden. Die forschungsbasierte Weiterentwicklung von Lehrangeboten sowie die Vernetzung mit anderen Einheiten der Universität sind notwendig für die Verbesserung der Zugänglichkeit im erziehungswissenschaftlichen Studium.

Die Nutzung digitaler Tools für eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung
universitärer Lehre erfordert Ressourcen, Raum für interdisziplinären Austausch sowie
technische und hochschuldidaktische Support- und Weiterbildungsangebote für Lehrende. Die Fakultät folgt den Empfehlungen des Wissenschaftsrats und versteht Lehre in und mit digitalen Medien als Teamaufgabe, bei der Lehrende temporär von Personen mit technischen, mediendidaktischen und rechtlichen Kompetenzen unterstützt werden. Hierzu werden die während der Pandemie entstandenen bedarfsorientierten, fallbezogenen Support- und Qualifizierungsstrukturen dauerhaft verankert. Ergänzend sollen Formate für den kollegialen Austausch entwickelt werden, um Herausforderungen und Handlungsoptionen gemeinsam kritisch bewerten zu können. Darüber hinaus erkennt die Fakultät an, dass zur Entwicklung und Erprobung innovativer Lehrformate zusätzliche personelle und finanzielle Ressourcen notwendig sind und bemüht sich diesbezüglich um dauerhaft zusätzliche Mittel. Insbesondere im Bereich Compliance-Anforderungen (Datenschutz, Barrierefreiheit, Benutzerfreundlichkeit) besteht Handlungsbedarf. Die Fakultät bemüht sich um bedarfsorientierte Weiterbildungskonzepte für alle Lehrenden. Sie erarbeitet Vorschläge zur besseren operativen Unterstützung bei der rechtlichen Bewertung digitaler Tools. Es wird angestrebt, die Zusammenarbeit mit zentralen Einheiten der UHH zu optimieren.

Seit der Covid-19-Pandemie haben sich die Bedarfe Studierender hinsichtlich der
Beratungsangebote gewandelt. Statt offener Sprechstunden mit langen Wartezeiten
nutzen werden digitale Kontaktangebote und individuell vereinbarte Beratungstermine bevorzugt, welche sowohl digital als auch in Präsenz wahrgenommen werden. Darüber
hinaus besteht großer Bedarf an digital aufbereiteten Informationen zu zentralen
Themen der Studienorganisation. Vor diesem Hintergrund strebt das Studien- und Prüfungsbüro der Fakultät eine Überarbeitung der Organisations- und Beratungsstrukturen an, die dem Spannungsfeld zwischen effizienter Arbeitsorganisation und dem Bedarf nach individueller Beratung seitens Studierender gerecht werden.

Digitale Werkzeuge bieten neue Umsetzungsmöglichkeiten von Beratungs- und Unterstützungsprozessen für alle Studierenden. Um aber tatsächlich alle Studierenden zu berücksichtigen, sind neue Angebote hinsichtlich der barrierefreien und datenschutzkonformen Umsetzung zu prüfen. Das Studienbüro der Fakultät für Erziehungswissenschaft plant, die zugängliche Gestaltung von Beratungsangeboten stärker zu fokussieren. Hierzu zählen z.B. barrierefreier Webauftritt mit Informationen zum Beratungsangebot, barrierefreie Informationsblätter, rechtzeitige Ankündigung von Sprechzeiten auf mehreren Kanälen, Sprechstunden auf mehreren Wegen, z. B. Telefon- und Präsenzsprechstunde sowie diversitätssensible Sprache (Gattermann-Kasper & Schütt, 2017)

Die Entwicklungen im Bereich generativer KI erfordern ein Umdenken hinsichtlich der Prüfungskultur an Universitäten. Die Fakultät für Erziehungswissenschaft sieht
sich in der Verantwortung, auf Grundlage ihrer fachlichen Expertise zeitgemäße Prüfungsformate zu entwickeln. Insbesondere digitale Prüfungsformate sollen ausgebaut und nachhaltig verankert werden. Die Fakultät strebt hier einen agilen Entwicklungsprozess an und fördert explizit experimentelles Erproben und iteratives Entwickeln. Im Rahmen der Covid-19-Pandemie wurden an der Fakultät bereits erfolgreich digitale Prüfungsformate eingesetzt und funktionierende Supportprozesse etabliert. Die Fakultät bemüht sich, in Zusammenarbeit mit zentralen Einheiten, um die Weiterentwicklung und Etablierung konkreter organisatorischer Prozesse hinsichtlich Durchführung, Support und Archivierung sowie um Rechtssicherheit und die Verankerung in den fachspezifischen Bestimmungen.