Miriam Bach
Stipendiatin
Anschrift
- Kurzvorstellung
Miriam Bach promoviert im Fach Soziologie sozialer Probleme an der Universität Kassel und wird durch ein Promotionsstipendium der Hans-Böckler-Stiftung im kooperativen Graduiertenkolleg „Vernachlässigte Themen der Flüchtlingsforschung“ der Universität Hamburg und der HAW Hamburg gefördert.
- Kontakt
- Aktuelles Forschungsprojekt
Forschung, Wissen, Gewalt – Partizipative, aktivistische Forschung im Kontext „Frauen* und Flucht*Migration“ (Arbeitstitel)
Subjektbezogene Forschung im Kontext „Frauen* und Flucht*Migration“ ist zunächst auf besondere Weise mit forschungsethischen Fragen konfrontiert (von Unger 2018). Sie findet erstens in einem politisch stark umkämpften und in öffentlichen Diskursen kontrovers verhandelten Kontext statt. Zweitens bewegt sie sich in einem Spannungsfeld zwischen Anspruch und Herausforderung auf der einen Seite, marginalisierten Perspektiven und Narrativen Raum zu geben, und den Risiken von Skandalisierung, Fremdzuschreibung und Stigmatisierung auf der anderen Seite. Drittens muss sie sich fragen, inwiefern sie individuellen Schaden (wie bspw. Retraumatisierung) und/oder kollektiven Schaden verursachen könnte, indem sie womöglich mit der Forschung „Kontrollwissen“ produziert beziehungsweise reproduziert.
Diese notwendigerweise schon vielfach akademisch diskutierten Überlegungen drängen allerdings auch eine Auseinandersetzung mit weit weniger hinterfragten epistemologischen, methodologischen Annahmen und den hierauf basierenden Praktiken der Forschung selbst auf.
Mit dem Begriff der epistemischen Gewalt versuchen insbesondere post- und dekoloniale Aktivist*innen, Wissenschaftler*innen, Praktiker*innen seit rund 30 Jahren Phänomene zu fassen, die auf eben diese Verbindungen, bzw. auf die Eingeschriebenheit von Wissen(schaft) in die gewaltvollen (globalen) politischen wie gesellschaftlichen Verhältnisse abheben; epistemische Gewalt „[fokussiert] Herrschaftsverhältnisse über die und in der Dimension des Wissens“ (Brunner 2020: 272).
Partizipative, aktivistische Forschungsdesigns versprechen diese forschungsethisch spannungsreichen und epistemisch gewaltvollen Bedingungen zu konfrontieren und erfahren seit ein paar Jahren immer größere akademische Beachtung.
In meinem Promotionsprojekt analysiere ich, inwiefern ein derartiger „Forschungsstil“ im Kontext „Frauen* und Flucht*Migration“ die hier nur angedeuteten, epistemisch gewaltvollen Prozesse der Wissensproduktion und die in die bestehenden Herrschaftsverhältnisse eingeschriebenen Forschungsbeziehungen verhandelt und womöglich bearbeiten kann.
So frage ich konkret danach, wie Forschungspraxis und -beziehung(en) aussehen, die sich an Kritiken der postcolonial studies und anderer herrschaftskritischer Theorie- und Praxisansätze zu orientieren versuchen. In dieser Forschungs-Praxis-Forschung beschäftige ich mich demnach nicht nur mit den Bedingungen, konkreten Praktiken und Dynamiken, die sich in einem derartigen partizipativen Prozess der Wissensproduktion ergeben, sondern auch mit der Frage, inwiefern Bedingungen und Wirkweisen epistemischer Gewalt nicht konfrontiert werden können.
- Arbeits- und Forschungsschwerpunkte
(queer-)feministische, postkoloniale, kritische Sozialtheorie und -praxis, kritische Migrations- und Grenzregimeforschung, Theorien und Praktiken des Widerstands und sozialer Bewegungen, Entwicklungskritik, aktivistische, partizipative Methoden qualitativer Sozialforschung
- Vita
2017-2018: wissenschaftliche Hilfskraft am Arnold-Bergstraesser-Institut für kulturwissenschaftliche Forschung an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
2017: Praxiseinsatz bei der Roten Linie – Pädagogische Fachstelle Rechtsextremismus in Marburg
2013-2017: Studium der Friedens- und Konfliktforschung, M.A., an der Philipps-Universität Marburg
2012-2017: verschiedene Tätigkeiten als studentische Mitarbeiterin am GIGA (German Institute of Global and Area Studies / Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien) in Hamburg und am Zentrum für Konfliktforschung der Philipps-Universität Marburg
2012: Praxissemester im ruandischen Landesbüro der internationalen NGO INTERNEWS in Kigali, Ruanda
2009-2013: Studium der Politikwissenschaft, B.A., an der Universität Bremen
- Veröffentlichungen
Bach, Miriam / Preuss, John (2018): Solizentrum Lübeck. Eine Fallstudie über Widerstand und Solidarität in der Unterstützung von Migration. Masterarbeit (im Fach Friedens- und Konfliktforschung der Philips-Universität Marburg im April 2017 vorgelegt). Wiesbaden: World University Service. Text abrufbar unter https://www.wusgermany.de/sites/wusgermany.de/files/content/files/bach-preuss-masterarbeit_1.pdf.
Bach, Miriam / Hartmann, Maria / Sterr, Annika (2017): Die Wirkung. Wie sich Besucher*innen über das Denkmal äußern. In: Oettler, Anika (Hg.): Das Berliner Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen: Entstehung, Verortung, Wirkung. Bielefeld: transcript Verlag, 81-127.
Organisationsteam der „konferenz von unten“ (2016): „konferenz von unten“. Ein Streitgespräch. In: Wissenschaft und Frieden, 2016 (1), 24-26. (im Autor*innenkollektiv)
- Vorträge und Workshops
Oktober 2019: Vortrag „Gewalt und Forschung. Potenziale, Herausforderungen und Grenzen partizipativer Forschung im Kontext ‚Frauen* und Flucht*Migration‘“, 6. Internationaler Ethnographiekongress in der Erziehungswissenschaft, 31.10.-2.11.2019, Halle.
Februar 2019: Vortrag „Vom Solizentrum lernen. Über Widerstand und Solidarität in der Unterstützung von Flucht*Migration“, 21.02.2019, Lübeck (mit J. Preuss).
April 2018: Workshop „Wer schafft wie Wissen – aktivistisch-partizipative Forschungsmethoden als herrschaftskritische Intervention in der Friedens- und Konfliktforschung?“, 5. Junge Konferenz der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung, 11.-12.04.2018, Berlin (mit J. Preuss).
Oktober 2017: Workshop „Forschungsidentität_en – Identität, Macht, Herrschaft in Forschung und Wissensproduktion (in der kritischen Migrations- und Grenzregimeforschung) und aktivistische, partizipative Forschungsansätze“, 2. Konferenz von unten, 27.-29.10.2017, Marburg (mit J. Preuss).
Mai 2017: Vortrag „Solizentrum Lübeck. Eine Fallstudie über Widerstand und Solidarität in der Unterstützung von Migration – Einblicke in aktivistisch-partizipative Forschungsversuche“, M.A.-Seminar am Zentrum für Konfliktforschung, Philipps-Universität Marburg, 31.05.2017, Marburg (mit J. Preuss).
- Auszeichnungen
2018: Förderpreis des World-University-Service – mit John Preuss für M.A.-Abschlussarbeit „Solizentrum Lübeck. Eine Fallstudie über Widerstand und Solidarität in der Unterstützung von Migration“
2018: Stiftungspreis der Demokratie-Stiftung der Universität zu Köln – mit John Preuss für M.A.-Abschlussarbeit „Solizentrum Lübeck. Eine Fallstudie über Widerstand und Solidarität in der Unterstützung von Migration“
2009-2017: Studienstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes