Workshops in Dresden
15.-17. November 2018 - Das Kooperative Graduiertenkolleg zu Gast in Dresden
Zum zweiten Workshop im Rahmen des Kollegprogramms kamen die Mitglieder des Kooperativen Graduiertenkollegs im November in Dresden zusammen.
Eingeleitet wurde der Workshop am Donnerstagabend mit dem Vortrag „Identity. Intersectionality. Indigeneity.", der im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Courage: Wissen, Sehen, Handeln!“ des Zentrums für Integrationsstudien (ZfI) stattfand. Red Haircrow, Native American Activist, berichtete dabei über die intersektionalen Verschränkungen, die in indigenen Kämpfen in den USA erlebt werden, kontextualisierte in diesem Zusammenhang Fragen von Identität und illustrierte koloniale Kontinuitäten.
Mit diesen Eindrücken begann am 16.11. die Workshopphase im ZfI, ein interdisziplinäres Forschungsinstitut der Universität Dresden, das sich dem weiten Feld der Integrationsstudien widmet. Nach einem gegenseitigen Kennenlernen der anwesenden Mitarbeiter*innen und den Mitgliedern des Graduiertenkollegs, gab das ZfI Einblick in zwei Projekte, die in der Trägerschaft des Instituts sind. Die „Refugee Law Clinic“ der Universität und die Initiative „In Dresden Ankommen“ vermittelten einen Eindruck von ihrem Engagement bei der Arbeit für und mit geflüchteten Menschen und verorteten sich auch in städtischen Strukturen, die mit dem Thema Flucht befasst sind.
Nach diesem praxisorientierten Einstieg folgte am Nachmittag eine Forschungswerkstatt, in der Kollegiat*innen aus Hamburg und Mitarbeiter*innen des ZfI ihre Promotionsprojekte vorstellten: Ann-Kathrin Kobelt (ZfI) arbeitet zum Thema Sprachmittlung. Im Rahmen des Promotionsprojekts mit dem Titel „SprINTERgration. Zur Position des zwischen Sprachen* in Integrationsprozessen nach Migration“, führt sie Interviews mit Sprachmittler*innen. Auch im Promotionsvorhaben von Britta Niggebaum (GraKo) steht die Konstruktion von Identität mit und über Sprache im Fokus und wird mit der Dimension der Behinderung, hier mit der Beeinträchtigung des Hörvermögens, verknüpft. Forschungsgegenstand des Projekts mit dem Titel "Integrationskurse für hörbeeinträchtigte Geflüchtete und Migrant*innen" ist der BAMF-Integrationskurs. Das Thema von Niklas-Max Thönneßen (GraKo) betrachtet die Gruppe Ehrenamtlicher im Bereich Flucht. Bei der Vorstellung seines Promotionsprojekts, das sich mit Differenzierungspraktiken, deren Aushandlung und Reflexion im Feld ehrenamtlicher Unterstützung für Geflüchtete beschäftigt, thematisierte er vor allem den Feldzugang und die sich aus dem Forschungsinteresse möglicherweise ergebenden Spannungen im Kontakt mit Ehrenamtlichen. Die Vorträge waren Impulsgeber für eine anschließende Plenumsdiskussion mit Fokus auf methodischen und methodologischen Fragen im Kontext der Flucht- und Integrationsforschung. Im Gespräch wurden aber auch sich daraus ergebende forschungsethische Fragen diskutiert, mit denen die Beteiligten in ihren qualitativen Forschungsprojekten konfrontiert sind.
Mit Antworten und weiteren Fragen im Gepäck machte sich die Gruppe auf den Weg in das Deutsche Hygienemuseum, das derzeit eine Sonderausstellung unter dem Titel "Rassismus. Die Erfindung der Menschenrassen" zeigt. Eine Führung durch diese Ausstellung beleuchtete einzelne Exponate und erläuterte das Ausstellungskonzept. Auch hier wurde thematisch mit Diskussionen um Reparationszahlungen, Darstellung Schwarzer Menschen und der Rolle weißer Kurator*innen bei der Ausstellungsgestaltung (sowie der Interventionen von PoCs dazu) angeknüpft.
Zeit zur Diskussion rund um den Input des Tages und des vorangegangenen Abends bot sich beim gemeinsamen Abendessen im Scheune-Café in der Dresdener Neustadt.
Das Programm am Samstagmorgen begann mit einer Stadtführung, bei der ein Geflüchteter aus Syrien die Gruppe an für ihn bedeutsame Orte führte und diese mit seinen Fluchterfahrungen in Zusammenhang brachte. Die von dem Verein „querstadtein“ organisierte Tour bot eine alternative Perspektive auf die zentralen Sehenswürdigkeiten der Dresdner Altstadt und einen damit verbundenen spannenden Perspektivwechsel auf Stadt und die Vielfalt der Lebenskonzepte, Erfahrungen und Hintergründe ihrer Bewohner*innen. Nach einem gemeinsamen Plenum mit anschließendem Zeitfenster für individuelle Gespräche zwischen Professor*innen und Promovend*innen endete der Workshop.
Im Namen aller Teilnehmenden bedanken wir uns für den reibungslosen Ablauf des Workshops, das umfangreiche und vielfältige Programm und die vielen bereichernden Gespräche.
Cornelius Lätzsch & Britta Niggebaum