Workshop in Kassel
10.-11. Mai 2019 - Das Kooperative Graduiertenkolleg zu Gast in Kassel
Für den dritten Workshop im Rahmen des Kollegprogramms versammelten sich die Mitglieder des Kooperativen Graduiertenkollegs im Mai an der Universität in Kassel.
Zum Auftakt des Workshopprogramms sprach Eva Lutter von der Caritasstelle im Grenzdurchgangslager Friedland. In ihrem Vortrag zu „Resettlement - Entwicklung und Perspektiven“ stellte die Zuständige für „Humanitäre Aufnahme und Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer“ das Resettlementprogramm als dauerhafte Hilfsleistung für besonders schutzbedürftige Geflohene vor. Ziel dieses Programmes ist es, überlastete Erstaufnahmestaaten zu entlasten und dauerhafte Perspektiven für geflüchtete Menschen zu finden, die weder in ihr Herkunftsland zurückkehren können noch im Erstzufluchtsland eine Perspektive haben. In der anschließenden Diskussion fokussierten wir die Möglichkeiten eines solches Programms, aber auch die Grenzen des Verfahrens.
Nach der Mittagspause folgten Kurzpräsentationen der Forschungsprojekte von Studierenden, Promovierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitenden aus dem Fachgebiet „Sozialisation mit dem Schwerpunkt Migration und interkulturelle Bildung“ in Kassel. In dem Forschungsprojekt ProZis, „Zum Wandel professioneller und zivilgesellschaftlicher Sozialer Arbeit durch Zuwanderung“, untersuchen Anke Freuwörth und Jens Vogler die Veränderung der Sozialen Arbeit im Kontext von Migration. Es folgte ein Vortrag von Ina Schäfer über ihre ethnografische Feldforschung zu „‘Rechte‘ und Zivilgesellschaft im Sozialraum Bautzen“. Der Vortrag fokussierte die Frage, wie eine Stadt zu einem Ort der erlebten Ausgrenzung für geflüchtete Menschen werden kann. Yasemin Uçan verknüpfte in der Vorstellung ihres Promotionsprojektes "Elterliche Arrangements frühkindlichen Spracherwerbs im Kontext migrationsbedingter Mehrsprachigkeit" die Dimensionen Mehrsprachigkeit und Familie.
Robel Afeworki Abay, studentischer Mitarbeiter im Forschungsprojekt „Migration und Behinderung in Hessen“ (MiBeH), gewährte einen Einblick in den Forschungsprozess seiner Masterarbeit, welche in Verknüpfung mit den Daten des MiBeH-Projektes entstand. Die Arbeit zu „Erschwerter Teilhabe am Arbeitsleben - Intersektionale Analyse beruflicher Lebensrealitäten im Kontext von Behinderung und Migration“ bildet die Basis für das Promotionsprojekt von Robel Afeworki Abay, der seine Ideen für das geplante Vorhaben im Plenum besprach. Samia Aden stellte in ihrem Vortrag „Transnationale Jugend- und Fluchtforschung am Beispiel Somalia-Deutschland“ ihr Promotionsprojekt vor, in dem transnationale Entwicklungsbedingungen und -verläufe von jungen Menschen im Kontext Flucht und Asyl untersucht werden. Die spannenden und diversen Vorträge boten einen guten Ausgangspunkt, um in den Austausch über theoretische Herangehensweise und methodologische Überlegungen zu gehen.
Im Anschluss an die Vorstellungen der wissenschaftlichen Projekte, erhielten wir Einblick in unterschiedliche Theorie-Praxis-Projekte, welche Teil des Studiums der Sozialen Arbeit an der Universität Kassel sind. In diesem Format bekommen die Teilnehmenden den Raum zur wissenschaftlichen Reflexion über Fragen und Herausforderungen, mit denen sie in der Praxis in den Feldern Flucht- und Migrationssozialarbeit konfrontiert sind. Mit den Eindrücken des Tages ging es dann zum gemeinsamen Abendessen.
Am Samstagmorgen machten wir uns auf den Weg zu den Kassler Weinbergterassen, wo das Museum für Sepulkralkultur auf uns wartete. Der Steinbildhauer und Kunstpädagoge Gerold Eppler führte uns durch die Ausstellung, die sich den Themen Tod, Trauern und Gedenken widmet. Hier bekamen wir einen Einblick in die Bestattungs-, Friedhofs- und Trauerkultur des mitteleuropäischen Raumes. Künstlerische Perspektiven auf Trauerkulturen ergänzen einige der Exponate. Im Anschluss begrüßte uns Dr. Hartmut Quehl im Institut für Sprachen. Der Historiker, Politologe und Islamwissenschaftler stellte das Projekt SETI vor, in dessen Rahmen ein interdisziplinäres Forschungsteam von Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen eine Fallstudie zu „Lernerfolg und Bildungsintegration von SeiteneinsteigerInnen nichtdeutscher Herkunftssprachen“ konzipiert hat. Im Fokus der multiperspektivischen Untersuchung steht die Weiterentwicklung bereits bestehender Konzeptionen zu Bildungs- und Integrationsmaßnahmen mithilfe der empirischen Erkenntnisse des Projektes SETI.
Nach einer Mittagspause in der Mensa endete unser Programm mit einem gemeinsamen Plenum.
Wir möchten uns im Namen aller Teilnehmenden für das vielseitige Programm, die umfangreichen Einblicke in die unterschiedlichsten Forschungsprojekte und den spannenden Austausch bedanken.
Pauline Runge