Ringvorlesung Visuelle Bildung VI ›Kunstpädagogik als Kritik?‹ Einführungsvorträge
6. April 2023
Foto: Lukas Sonnemann
Am 06.04. startet die sechste Ringvorlesung Visuelle Bildung / Einführung in die Kunstpädagogik zum Thema ›Kunstpädagogik als Kritik?‹ mit drei Einführungsvorträgen von Dr. Katja Böhme, Lukas Sonnemann und Anna Stolz vom Arbeitsbereich Art Education der Universität Hamburg.
Lukas Sonnemann befasst sich mit der Frage danach, wie sich unterschiedliche Begriffe von Kritik differenzieren lassen. Jenseits eines Verständnisses von Kritik als Wissensordnung, die entweder ein kanonisches Wissen setzt oder einer Perspektive, die prinzipiell von einer vollständigen Erfassbarkeit von Phänomenen ausgeht, fragt er danach wie eine partiale, also ›begrenzte‹ Perspektive als movens von Reflexions- und Forschungsprozessen fungieren kann. Diese Begrenztheit ist dabei, so die These des Vortrags, nicht als bloße Vorstufe zu deuten, sondern versteht Kritik als Struktur kunstpädagogischen Denkens im Sinne eines ›situierten Wissens‹ (Haraway).
Anna Stolz geht auf Basis psychoanalytischer Sozial- und Kulturtheorie, entgegen einem autonomen, von ›Subjekt‹ als Grenzgang zwischen Innen und Außen aus. ›Subjekt‹ wäre damit das, was vermittels habitualisierter Denk- und Interaktions-Infrastrukturen situativ auftritt und dabei Umbildung unterliegen kann. Insofern wäre es im weitesten Sinne symbolisch ins Öffentliche, gesellschaftlich wie kulturell, verstrickt, und zwar medial. Wenn Kunstpädagogik Bildung durch Kunst, im Sinne von Übertragung, Verschiebungen durch unterschiedliche Medialitäten hindurch, ermöglicht, ließe sie sich dann insofern als Kritik betrachten, als sie über Bande spielt und dabei auch an den spezifischen Medien anhaftenden unbewussten Infrastrukturen/ Denkmustern/ Regimen (z.B. der Brille, durch die wir ›etwas‹ zu sehen meinen) reibt und diese lockern kann?
Katja Böhme beleuchtet das kritische Potenzial pädagogischen Reflektieren. Vor dem Hintergrund ihrer Promotion ›Bilder – Blicke – Reflexion‹ (2022) zeigt sie, wie insbesondere auf der Grundlage fotografischer Bilder ein Nachdenken über Kunstunterricht und eigene pädagogische Erfahrungen einsetzen kann, das sich insbesondere den pathischen, unverfügbaren Seiten pädagogischer Praxis widmet. In Abgrenzung zu dominanten Verständnissen von Reflexion als Identifikation und Lösung didaktischer Probleme wird das Reflektieren im Auslegen und Verknüpfen von Bildern als eine responsive Praxis beschrieben. Ein solcher Zugang adressiert Schüler:innen als opake und unverfügbare Andere und erkennt die Unvorhersehbarkeit als konstitutives Moment pädagogischer Praxis an.
Die Vorträge beginnen um 14:15 im Raum 404, Von-Melle-Park 8.